Universität Wien

170130 PS Proseminar "Theatertheorie" (2022W)

Die Szene(n) der Straße

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Ab dem Sommersemester 2020 werden im Aufbaumodul "Theorie" neben regulären Proseminaren auch Proseminare mit Schreibwerkstatt angeboten. In Proseminaren mit Schreibwerkstatt werden neben der Vermittlung fachwissenschaftlicher Lehrinhalte gezielt wissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt, geübt und angewendet.

Die entsprechenden Proseminare werden mit dem Zusatz "mit Schreibwerkstatt" versehen. (z.B. Übung "Medientheorie" mit Schreibwerkstatt)

Weitere Informationen entnehmen Sie dem Handout Wissenschaftliches Arbeiten: https://spl-tfm.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_spl_theaterwissenschaft/Informationsmaterial/Handout_Wissenschaftliches_Arbeiten_NEU.pdf

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Samstag 22.10. 15:00 - 18:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Samstag 05.11. 14:00 - 18:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Sonntag 11.12. 10:00 - 14:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Freitag 13.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Samstag 14.01. 09:00 - 14:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Samstag 28.01. 09:00 - 14:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Proseminar fragt nach historischen und gegenwärtigen Zusammenhängen zwischen (europäischen bzw. westlichen) Theaterformen und dem Außen- bzw. „kulturellen Aktionsraum“ (Sandra Maria Geschke) der Straße. Sein Ausgangspunkt ist zunächst die Beobachtung, dass zahllose theatrale Formen und wichtige szenische Entwicklungen spätestens seit der Frühen Neuzeit von – im Detail sehr unterschiedlichen – Bezugnahmen auf die Straße, ihre Milieus, Räume und Verkehrsformen getragen wurden. Vor diesem Hintergrund wollen wir uns mit ausgewählten, exemplarischen Beispielen dieser uneinheitlichen Geschichte beschäftigen, zu der die Straßenszenen der Renaissance, die „Theatrical Trade Routes“ (Christopher Balme/Nic Leonhardt) und die Stegreifspiele der Commedia ebenso gehören wie Bertolt Brechts „Straßenszene“, das „Living Theatre“ um Judith Malina oder René Polleschs und Bert Neumanns „Rollende Road Show“. Zu den leitenden Arbeitsthesen des Seminars gehört dabei die Annahme, dass diese und andere theatrale „Straßenbezüge“ sich nur dann hinreichend erfassen lassen, wenn die geschichtlichen Transformationen und Funktionswandel bedacht werden, der die Straße und ihre Milieus selbst unterliegen. Unter dieser Voraussetzung wollen wir versuchen, die gemeinsame(n) Geschichte(n) von Theater und Straße aus einer doppelten Perspektive zu befragen und auch zu historisieren. Denn auf der einen Seite war die Straße immer das wichtigste „Lebenselement“ für nomadisierende und nicht-sesshafte Lebensweisen in der Moderne: für alle Arten von Vagant*innen, Abenteurer*innen und „fahrenden Leuten“; im 20. Jahrhundert dann für Figuren wie Chaplins „Tramp“ bis hin zu den Beatniks, die „on the road“ leben wollten. Unter diesem Vorzeichen hing die Straße darum speziell mit solchen Theaterformen zusammen, die in der ein oder anderen Weise mit der Brüchigkeit und Haltlosigkeit identitärer Zuschreibungen spielten. Auf der anderen Seite fungierte die Straße spätestens seit der Renaissance aber auch als tragendes Element jener einseitig von Europa ausgehenden Expansionsbewegungen, mit denen die Erde zum modernen Globus gemacht, verbildlicht und kolonisiert wurde: Hier geht es daher um die Geschichte der zentralperspektivisch ausgerichteten Straße, die zum bzw. hinter den Horizont führt, um ihre logistischen Funktionen oder auch um ihre Funktionen als Heeresstraße. Wie waren und sind theatrale Straßenbezüge auch in diese problematischen Dimensionen und Erbschaften der Straße verstrickt, und wie verhält sich dies wiederum zu besagten nomadisierenden Aspekten? Wie ist zum Beispiel die Tatsache einzuordnen, dass viele noch heute gebräuchliche technische Begriffe der Perspektivbühne selbst aus dem semantischen Umfeld der Straße stammen – von den sogenannten „Bühnengassen“ über die „Rampe“ bis zur „Portalbrücke“?

Das themenspezifische Seminar zielt auf eine historische und gegenwartsdiagnostische Auseinandersetzung mit Außenräumen und -bezügen von Theater. Gleichzeitig soll es den Blick für problematische Erbschaften bestimmter Praktiken von (theatraler) Verbildlichung und Repräsentation schulen, deren Geschichte hier unter dem Blickwinkel der Straße verhandelt wird. Differenzierte und bewusste ästhetische Wahrnehmung und deren sprachliche Beschreibung bzw. Vermittlung gehören dabei ebenso zu den Kompetenzen, die in den Seminardiskussionen geübt werden sollen wie die Fähigkeit, Konstruktionsweisen von Subjekt und Gesellschaft zu verstehen.

Ausgewählte Materialien aus der Geschichte von Bühnenformen, Spielweisen, Theaterliteratur und Szenographie werden gemeinsam kritisch analysiert. Im Mittelpunkt stehen Diskussion sowie genaue Beschreibung und Lektüre; dabei sollen „Expert:innengruppen“ für weitere Impulse sorgen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die LV soll mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen werden. Außerdem gehören entweder die Teilnahme an einer Expert:innengruppe und damit an der gemeinsamen Leitung einer Seminardiskussion oder aber die Erstellung von drei Lektürekarten zu den verpflichtenden Anforderungen. Beide Leistungen werden mit je 50 % gewichtet.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Abwesenheit ist an maximal einem Blocktag möglich. Die Endnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der gewichteten Einzelleistungen, wobei jede Einzelleistung erbracht werden muss. Werden eine oder mehrere Einzelleistungen nicht erbracht oder negativ beurteilt, kann die Gesamtnote nicht positiv sein (führt zur Abwertung).

Prüfungsstoff

Der Prüfungsstoff ergibt sich aus den Seminardiskussionen und -materialien.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 22.09.2022 10:49