Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
170132 PS Proseminar "Theatertheorie" (2024S)
Problemfall Perspektive. Zur Geschichte des zentralperspektivischen "Paradigmas" im Theater
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Ab dem Sommersemester 2020 werden im Aufbaumodul "Theorie" neben regulären Proseminaren auch Proseminare mit Schreibwerkstatt angeboten. In Proseminaren mit Schreibwerkstatt werden neben der Vermittlung fachwissenschaftlicher Lehrinhalte gezielt wissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt, geübt und angewendet.Die entsprechenden Proseminare werden mit dem Zusatz "mit Schreibwerkstatt" versehen. (z.B. Übung "Medientheorie" mit Schreibwerkstatt)Weitere Informationen entnehmen Sie dem Handout Wissenschaftliches Arbeiten: https://spl-tfm.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_spl_theaterwissenschaft/Informationsmaterial/Handout_Wissenschaftliches_Arbeiten_NEU.pdf
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 12.02.2024 09:00 bis Mo 19.02.2024 23:59
- Anmeldung von Sa 24.02.2024 09:00 bis Di 27.02.2024 23:59
- Abmeldung bis So 31.03.2024 23:59
Details
max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Samstag 09.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Samstag 23.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Sonntag 24.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Freitag 19.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Samstag 20.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Sonntag 21.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Samstag 11.05. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
- Sonntag 12.05. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Die LV soll mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen werden. Außerdem gehören entweder die Teilnahme an einer Expert:innengruppe und damit an der gemeinsamen Leitung einer Seminardiskussion oder aber die Erstellung von drei Lektürekarten zu den verpflichtenden Anforderungen. Beide Leistungen werden in einem Verhältnis von 60 % zu 40 % gewichtet.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Abwesenheit ist an maximal einem Blocktag möglich. Die Endnote ergibt sich aus dem Durchschnitt der gewichteten Einzelleistungen, wobei jede Einzelleistung erbracht werden muss. Werden eine oder mehrere Einzelleistungen nicht erbracht oder negativ beurteilt, kann die Gesamtnote nicht positiv sein (führt zur Abwertung).
Prüfungsstoff
Der Prüfungsstoff ergibt sich aus den Seminardiskussionen und -materialien.
Literatur
Hubert Damisch, Der Ursprung der Perspektive, München 2010
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: So 25.02.2024 21:46
Vor diesem Hintergrund wollen wir uns in diesem Seminar intensiv mit der zwiespältigen theatergeschichtlichen Rolle der Zentralperspektive beschäftigen. Denn diese war zum einen für die Entwicklung der neuzeitlichen Bildbühnen und den vielgeschmähten Guckkasten ausschlaggebend. Zum anderen wurden (und werden) perspektivische Techniken im Theater aber immer auch experimentell, reflexiv und damit durchaus für kritische Zwecke eingesetzt – etwa im Spiel mit perspektivischen Verzerrungen (sogenannten Anamorphosen) oder der Desillusionierung von zuvor errichteten, perspektivischen Trugbildern. Entsprechend wird der erste Schwerpunkt des Seminares auf untereinander stark differierenden Einsätzen perspektivischer Techniken in Theaterformen der Frühen Neuzeit liegen: Welche Rolle spielt die Zentralperspektive in Bühnenarchitekturen und Szenografien von Sebastiano Serlio, Giacomo Torelli, Andrea Pozzo und anderen? Wie werden Zusammenhänge des so weitreichenden zentralperspektivischen „Paradigmas“ mit Politik, Geschlecht, Ökonomie etc. in Dramen etwa von Machiavelli oder Shakespeare reflektiert?
Im zweiten Schritt werden wir uns dann schwerpunktmäßig mit modernen Versuchen beschäftigen, das perspektivische Paradigma zu verlassen. Diese erlebten spätestens mit der Wende zum 20. Jahrhundert enormen Auftrieb – ob nun in der Malerei, der Mathematik (nicht-euklidische Räume etc.), der Physik (Relativitätstheorie) oder eben auch in zahllosen Bemühungen um ein „Theater ohne Fluchtpunkt“ (Gabriele Brandstetter/Birgit Wiens). Ist dabei angesichts dieser notorischen Infragestellungen der Perspektive aber auch von ihrer historischen Überwindung auszugehen? Und sind darum neuere Rückgriffe auf das Perspektivsystem eher als Formen eines „Nachlebens“ anzusehen? Oder sollte dieses System, aller Kritik zum Trotz, am Ende selbst im 21. Jahrhundert noch unvermindert wirksam sein – etwa wenn heute der Unternehmer und amazon-Gründer Jeff Bezos das Projekt der Marskolonisierung mit Bildern bewirbt, die in verblüffender Weise an die fluchtpunktperspektivisch ausgerichteten Alleen erinnern, die einst in den Bühnenbildern Giacomo Torellis die Illusion einer unendlichen Raumtiefe erwecken sollten?