Universität Wien

170161 VO+UE Kognitive Filmdramaturgie (2008S)

Empathie als Dimension des Filmverstehens

[alt: § 2(1)3, § 3(1)3]
Block im Schreyvogelsaal: Fr 25.4. und Fr 2.5. je von 13-19 Uhr; Sa 3.5. und So 4.5. je von 10-16 Uhr

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Zuschauer werden vom Film nicht überrumpelt und nur passiv affiziert - sie sind aktiv, suchen die Emotionen, die Filme anbieten und induzieren. Sie gehen ins Kino, um sich den Emotionen auszusetzen. Es ist aber nicht allgemein der Inhalt oder der Verlauf der Geschichte, sondern es ist die Figur, die der Zuschauer ansieht, die zu einer Modifikation der eigenen Stimmung führt. Wollte man es extrem formulieren: Im verstehenden und einfühlenden Nachvollzug der Geschichte scheint eine Art von Kopie des beobachteten Gefühls angefertigt zu werden, so dass die selbstempfundene Stimmung dem ausgedrückten Gefühl der darstellenden Figur gleicht. Die Emotion der Figur entsteht nach dieser schlichten These auch beim Zuschauer, so daß man allein durch das Zeigen einer Gefühlsregung die gleiche Gefühlsbewegung beim Betrachter auslösen könnte. Tatsächlich ist die Leistung des Zuschauers aber viel komplexer: Das Verstehen eines Filmes umfaßt den Aufbau des empathischen Feldes. Die Bindung an die Figuren besteht nicht allein in der Versetzung des Zuschauers in die Perspektive eines einzelnen Akteurs / einer einzelnen Rolle, sondern in der inneren Modellierung des Feldes aller Beteiligten. Eine Geschichte ebenso wie eine Szene ist ein intentionaler Raum, ein Handlungsraum, dessen innere Kontur die subjektiven Interpretationen der Beteiligten umfaßt. Darum bedarf das einfühlende Nacherleben / Miterleben die Simulation der Innensichten der Beteiligten, ihrer reziproken Bezugnahmen etc. Das Seminar wird an theoretischen Problemen und an Beispielanalysen in das komplexe Feld der "empathischen Analyse" einführen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzungen: Kenntnis der u.a. Texte; Kenntnis neuerer filmpsychologischer und -theoretischer Forschung

Prüfungsstoff

Methoden: Perspektivenanalyse, empathische Analyse; explorative Tests; Empathie-Tests; Szenen- und Filmanalyse
Voraussetzungen: Kenntnis der u.a. Texte; Kenntnis neuerer filmpsychologischer und -theoretischer Forschung

Literatur

Eder, Jens: Imaginative Nähe zu Figuren. In: Montage/av 15,2, 2006, S.135-160.
Plantinga, Carl: Die Szene der Empathie und das menschliche Gesicht im Film. In: Montage/AV 13,2, 2004, S. 7-28.
Smith, Murray: Engaging characters. Fiction, emotion and the cinema. Oxford: Clarendon Press 1995.
Vaage, Margarete Bruun: Empathie. Zur episodischen Struktur der Teilhabe am Spielfilm. In: Montage/AV 16,1, 2007, S. 101-120.
Wulff, Hans J.: Das empathische Feld. In: Film und Psychologie - nach der kognitiven Phase? Hrsg. v. Jan Sellmer u. Hans J. Wulff. Marburg: Schüren 2002, S. 109-121.
Ds.: Ausdrucksleere des Bildes und Bedeutungszuweisung. URL: http://www.uni-konstanz.de/ paech2002/flashport/portal.htm.
Ds.: Empathie als Dimension des Filmverstehens. Ein Thesenpapier. In: Montage/AV 12,1, 2003, S. 136-161.
Ds.: Moral und Empathie im Kino. Vom Moralisieren als einem Element der Rezeption. In: Kinogefühle. Emotionalität und Film. Hrsg. v. Matthias Brütsch [...]. Marburg: Schüren 2005, S. 377-394.
Ds.: Attribution, Konsistenz, Charakter: Probleme der Wahrnehmung abgebildeter Personen. In: Montage/AV 15,2, 2006, S. 45-62.
Ds.: Mehrfachidentitäten, Maskierungen und Verkleidungen als empathisches Spiel. In: Maske und Kothurn 53,2-3 , S. 149-161.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.4.

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:52