Universität Wien

170162 SE Forschungsseminar zur Filmwissenschaft (2008S)

City-Sinfonien & Stadtporträts. Zur Darstellung von Urbanität im dokumentarischen Film der 20er und 30er Jahre

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

[alt: § 2(1)4a]
Blocktermine jeweils von 10-13:30 und 14:30-18 Uhr am Sa 5.4. und So 6.4. im Jura Soyfer-Saal; Sa 7.6. im Schreyvogelsaal, So 8.6. im Jura Soyfer-Saal
Teilnahmevoraussetzungen:
1. Da durch die Form des Blockseminars nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht, ist die Anwesenheit bei sämtlichen Terminen absolut unerlässlich und Voraussetzung für die Erwerbung einer Benotung.
2. Bitte bringen Sie zur 1. Stunde ein Forschungsexpose mit. Es soll eine DinA4 Seite umfassen und über ihr Interesse am Thema, ihre bisherige Beschäftigung und Vorbereitung Auskunft geben. Sie können sich an folgenden Fragen orientieren:
- Welche Citysinfonien haben Sie bereits früher oder im Zuge der Vorbereitung gesehen?
- Welche Fragen oder Gedanken hat der Film bei Ihnen aufgeworfen?
- Worin liegt für Sie die Aktualität des Themas Stadtporträt?
- Welches konkrete Forschungsprojekt wollen Sie im Rahmen dieses Seminars durchführen, was möchten Sie persönlich untersuchen?
E-mail-Adresse: thomastode@gmx.de

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Begriff der City-Sinfonie geht zurück auf den eponymen Film des deutschen Avantgardisten Walter Ruttmann Berlin, die Sinfonie der Großstadt (D 1927). Man charakterisiert damit dokumentarische Filme vor allem der 20er und 30er Jahre, die eine Metropole als Schauplatz wählen, Verkehr und Menschenmassen dokumentieren und dabei dem Bildrhythmus (»Sinfonie«) besondere Aufmerksamkeit schenken. Meist ist damit auch eine zeitliche Einheit verbunden, etwa der Verlauf eines Tages, und soziologische Aussagen zur Massenkultur. Das Großstadt-Thema war damals bereits in der Literatur (Baudelaire, John Dos Passos u.a.) und der Malerei (Ludwig Meidner u.a.) ausgiebig behandelt worden, als es vom Medium Film entdeckt wurde. Bereits sehr früh in der Filmdiskussion, um 1910, hatte man erkannt, wie tief die Struktur der bewegten Bilder in der gehetzten, flüchtigen Erfahrung der Großstadt verwurzelt ist. Die Affinität des Mediums Film zum Phänomen der Großstadt beruht auf der Beziehung des auf Bewegung und Montage fußenden Mediums mit wahrnehmungspsychologischen Strukturen des Großstadtlebens, die der Philosoph Georg Simmel bereits 1903 notierte: "die rasche Zusammendrängung wechselnder Bilder, der schroffe Abstand innerhalb dessen, was man mit einem Blick umfasst, die Unerwartetheit sich aufdrängender Impressionen". Während die frühen Filmaufnahmen in einfacher Ablichtung einer Ästhetik der Ansicht verhaftet blieben, konnten erst die stärker montierenden Filme in der zweiten Hälfte der 20er Jahre diesem Wahrnehmungen Ausdruck geben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Thema der filmischen Großstadtsymphonie lag so sehr in der Luft, dass es zeitgleich an verschiedenen Orten entwickelt wurde. Den Prototyp des Filmgenres stellt Manhatta (USA 1921) von Charles Sheeler und Paul Strand dar, nach einem lyrischen Gedicht von Walt Whitman. 1922 verfasste der Maler und Bauhausprofessor László Moholy-Nagy ein unrealisiertes Filmszenario »Dynamik der Großstadt« (umgesetzt erst 1988 und 2007). 1926 drehte Alberto Cavalcanti Rien que les heures (Nichts als Stunden, F 1926, 45'), eine Hommage an die Großstadt Paris. Zu gleicher Zeit hatte Ruttmann bereits seine Berlin-Sinfonie zu drehen begonnen, nach einer Idee des Drehbuchautors Carl Mayer. Gleichzeitig entstand in Russland der Film Moskwa (Moskau, SU 1927, 60') von Ilya Kopalin und Michail Kaufman (Dziga Vertovs Bruder). Vertov selber schuf kurz darauf einen Klassiker des Genres: Tschelowek s kinoapparatom (Der Mann mit der Kamera, SU 1928/29, 64'). Das Seminar wird sich aber nicht nur mit diesen kanonischen Filmen vertraut machen, sondern auch ihren Einfluss auf die weniger bekannten Stadtporträts diese Zeit erforschen, bearbeitet werden u.a. Markt in Berlin, Weltstadt in Flegeljahren: Ein Bericht über Chicago, Montparnasse, Paris, la belle, Manhatta, Skyscraper-Symphony, A Bronx Morning, City of Contrasts, Praha v zári svetel, Bezúcelna procházka, A propos de Nice, Regen, Hoogstraat, Douro, Faina Fluvial, Impressionen vom alten Marseiller Hafen, Esencia de verbena, Il ventre della città, In the Street, Aguaespejo granadino.

Prüfungsstoff

Nach kompakten Einführungen ins Thema und die Methodologie wird das Seminar ausgewählte Filme sichten und diskutieren, gegliedert nach den Metropolen: Berlin, Paris, Moskau, New York und weiteren Städten. Das Ziel ist es, einen eigenen kritischen Text zu einem der Filme zu erstellen. Der Kontext der anderen gesichteten Filme ist einzubeziehen, außerdem der Datenteil des jeweiligen Films zu recherchieren. Am zweiten Wochenende (7. und 8. Juni) sollen die ersten Texte bereits vorliegen und als Referat vorgetragen und diskutiert werden. VHS-Kassetten der Filme werden dem Seminar zur Verfügung stehen. Lesen Sie sich mit Hilfe der angegebenen Literatur in das Thema ein und fertigen sie ein Forschungsexpose an.
Teilnahmevoraussetzungen:
1. Da durch die Form des Blockseminars nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht, ist die Anwesenheit bei sämtlichen Terminen absolut unerlässlich und Voraussetzung für die Erwerbung einer Benotung.
2. Bitte bringen Sie zur 1. Stunde ein Forschungsexpose mit. Es soll eine DinA4 Seite umfassen und über ihr Interesse am Thema, ihre bisherige Beschäftigung und Vorbereitung Auskunft geben. Sie können sich an folgenden Fragen orientieren:
- Welchen Citysinfonien haben Sie bereits früher oder im Zuge der Vorbereitung gesehen?
- Welche Fragen oder Gedanken hat der Film bei Ihnen aufgeworfen?
- Worin liegt für Sie die Aktualität des Themas Stadtporträt?
- Welches konkrete Forschungsprojekt wollen Sie im Rahmen dieses Seminars durchführen, was möchten Sie persönlich untersuchen?

Literatur

Literaturliste liegt ab Ende Jänner 2008 in der Bibliothek auf

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.2., 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:52