Universität Wien

170170 SE Seminar zu Theorien und Methoden der Theater- und Filmwissenschaft (2008W)

Theorie des Nicht-Bildes: Schweigen, Abseits und bildliche Stille als ästhetische Kategorien im Film (Bergman, Hitchcock, Godard)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 06.10. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 13.10. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 20.10. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 27.10. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 03.11. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 10.11. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 17.11. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 24.11. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 01.12. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 15.12. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 12.01. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 19.01. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Montag 26.01. 19:30 - 21:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Es muss von einer spezifischen Besonderheit des Kinos gegenüber dem Theater ausgegangen werden: Durch die physische Kontrolle über den Blick und das Auge ist es dem Film möglich, das Wegsehen, das Nichtsehen, den Stillstand des Blicks als ästhetische Kategorien neu zu etablieren. Freilich geschieht das eines höheren Zieles wegen: Die Darstellbarkeit des Undarstellbaren zu erreichen. Was im Theater zwischen den Zeilen und zwischen den Bewegungen wohnt und versucht wird, geschieht im Kino "zwischen den Bildern", zwischen den Blicken selbst. In gewisser Weise ist es auch das, was man Montage heißt.
Wir beschäftigen uns deshalb vorrangig mit drei Filmemachern, von denen jeder für sich genommen, eine Spezialisierung und Vertiefung dieser ästhetischen Kategorien generiert hat: Einerseits Bergman in seinen, das Unsagbare anrührenden Psychogrammen, andererseits Hitchcock, der den Schrecken im Abseits des Bildes zu entdecken gewillt war und zuletzt Godard, der in seinem Werk alle Möglichkeiten dieser Ästhetik noch einmal zum undurchdringbaren Dickicht hyperbolisiert hat, um dabei selbst die Beschränkungen oder Unzulänglichkeiten dieser spezifischen Besonderheit des Films einer Kritik auszusetzen.
Zudem kontrastieren kleinere Nebenanalysen die Thematik, wie beispielsweise eine Untersuchung des deutschen Nachkriegsfilms um Helmut Käutner und Wolfgang Staudte. Als Beispiel für ein Zuviel des Sehens, das in der vielleicht zu deutlichen Didaktik des Antifaschismus begründet liegt. Denn der unterrichtende, der um jeden Preis aufklärende Film muss immer wieder auf diese ästhetischen Kategorien verzichten, damit das Darstellbare nicht in die Undarstellung sich verflüchtigt. - "Nuit et brouillard" von Resnais dagegen darf allein schon durch den Titel als Gegenparadigma zu dieser Art des zu beredten Kinos gelten: Im Schweigen dieser Bilder, schweigt in die Stille des Unsagbaren hinein, das was der Sprache physisch und metaphysisch sich verweigert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Beurteilung erfolgt einerseits durch die Mitarbeit und die Diskussionsbeteiligung innerhalb der Lehrveranstaltung, als auch aufgrund einer zu erstellenden, eigenständigen schriftlichen Seminararbeit, sowie einiger kleiner Hausaufgaben während des Semesters. (Mündliche Referate nur bei entsprechend kleiner Teilnehmerzahl)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

1. Verständnis für die Problematik des Undarstellbaren im Film
2. Analyse von Schweigen, Abseits und bildlicher Stille als strukturelle ästhetische Kategorien des Films
3. Werkstrukturen bei Bergman, Hitchcock und Godard
4. Struktur und Kritik des didaktischen Films bei Staudte und Käutner
5. Schweigen, Abseits und bildliche Stille im Dokumentarischen Film
6. Ästhetik der stillen Bildlichkeit im essayistischen Film
7. Schweigen und Tonstörung bei Tarkowski und Bunuel

Prüfungsstoff

Literatur

Albersmeier, Franz-Josef. 2003. Texte zur Theorie des Films. Stuttgart: Reclam.
Barthes, Roland. 2006. Das Rauschen der Sprache. (Kritische Essays IV). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bellebaum, Alfred. 1992. Schweigen und Verschweigen: Bedeutungen und Erscheinungsvielfalt einer Kommunikationsform. Opladen: Westdt. Verl.
Beuthan, Ralf. 2006. Das Undarstellbare: Film und Philosophie, Metaphysik und Moderne. Würzburg: Königshausen & Neumann.
Büttner, Elisabeth. 1999. Projektion, Montage, Politik: die Praxis der Ideen von Jean-Luc Godard (Ici et ailleurs) und Gilles Deleuze (Cinéma 2, L'image-temps). Wien: Synema.
Deleuze, Gilles. 1990. Das Bewegungsbild. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Deleuze, Gilles. 1991. Das Zeit-Bild. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Eisenstein, Sergej M. 2006. Jenseits der Einstellung. Schriften zur Filmtheorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Ulsamer, Fleur. 2002. Linguistik des Schweigens: eine Kulturgeschichte des kommunikativen Schweigens. Frankfurt am Main, Wien [u.a.]: Lang

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.1., 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36