170171 PS Bild- und Raumkonzepte in Theater, Film und Medien (2008W)
Kinematographische (T)raumarchitekturen bei Luis Bunuel
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Labels
Blocktermine im Schreyvogelsaal am Sa/So 4. und 5. Oktober je von 10-14 Uhr; Fr 17. Oktober 9-12 Uhr; Sa 18. Oktober 14-18 Uhr; Sa 22. November 15-19 Uhr; So 23. November 10-16 Uhr
Details
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Ein zentrales Thema der Bunuelschen Filmwelt ist das Spannungsverhältnis zwischen äußeren Zwängen und inneren Bedürfnissen, zwischen normenkonformer Fassade und deformiertem Innenleben. Andererseits sollte man ihm glauben, wenn er behauptet, nie analysierende, symbolisierende oder subversive Intentionen mit seinen Filmbildern verfolgt zu haben. Auch gegen die Vereinnahmung seiner Filme als politisch oder blasphemisch, hat er immer gewettert.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Im Seminar sollen die zentralen thematischen und formalen Konstanten in Bunuels Werk bestimmt herausgearbeitet werden.
Angaben zu allfälligen Teilnahmevoraussetzungen und zum Abschluss der LVA: Film- und Textlektüre/Präsentationen durch Referate, Vorträge/Gruppendiskussionen
Abschluss und Begutachtung durch Hausarbeit und Referat, sowie aktive und regelmäßige mündliche Mitarbeit in der Lehrveranstaltung. Die Gewichtung der unterschiedlichen Notenteile wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Angaben zu allfälligen Teilnahmevoraussetzungen und zum Abschluss der LVA: Film- und Textlektüre/Präsentationen durch Referate, Vorträge/Gruppendiskussionen
Abschluss und Begutachtung durch Hausarbeit und Referat, sowie aktive und regelmäßige mündliche Mitarbeit in der Lehrveranstaltung. Die Gewichtung der unterschiedlichen Notenteile wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Bunuel selbst hasste Erklärungen im Zusammenhang mit seinen Filmen und belustigte sich über Interpretationen, weil sie auf seinen Sinn hinauslaufen; und das Herausfinden seiner Absichten würde die Zuschauer nur davon abhalten, zu ihren eigenen Reaktionen zu finden. Er rückt die Dinge so nebeneinander, dass sie einander kontaminieren. Woraus in seinen Filmen Bewegung und Veränderung entsteht: aus Begriffen, die plötzlich nicht mehr greifen, dysfunktional werden; aus Vorstellungen, die sicher gefügt schienen und plötzlich nachgeben und weich werden. Die Grenzen und Unterschiede beginnen zu verschwimmen: von gut und böse, von falsch und richtig, von Wirklichkeit und Traum, von Realismus und Surrealismus, von normaler Liebe und verrückter Obsession. Die Sprache des Films ein bisschen verstanden zu haben und doch entlang der Filme von Luis Bunuel noch einmal aufs Alphabet zurückgehen, das hatte Francois Truffaut im Sinn, als er schrieb: "Die Logik des Kinos hat ihre eigenen Regeln, die noch nicht gut erforscht und formuliert sind. Mithilfe von Filmen wie denen von Bunuel wird es eines Tages gelingen, sie aufzudecken."
Befragt werden soll in diesem Zusammenhang auch jenes Label, das Bunuel sein Leben lang begleitet hat: als der surrealistische Filmemacher par excellence. Doch surrealistische Bilder bei Bunuel sind keine Visionen, kommen aus keinem Abgrund. In seinen Filmen gibt es kein Pathos. Erfüllt von Träumen, selbst als Alptraum in sich, wie DER WÜRGEENGEL, ist Bunuels Kino ein äußerster Gegensatz zum Rausch der Vampir- und Horrorfilme. Deren Pathos, Pathos der Oper und des 19. Jahrhunderts, ist die Schwärze der Nacht, in der die verwesenden, modernen Trümmer der europäischen Geschichte zu schimmern und zu leuchten beginnen. In Bunuels Filmen: das harte, helle Licht des Südens. In ihm sind die rätselhaftesten Bilder so wirklich, wie das Getier, das in den Filmen immer da ist, und wie der Gewehrkolben, den der Aufseher dem Feldarbeiter in den Leib stößt.
Befragt werden soll in diesem Zusammenhang auch jenes Label, das Bunuel sein Leben lang begleitet hat: als der surrealistische Filmemacher par excellence. Doch surrealistische Bilder bei Bunuel sind keine Visionen, kommen aus keinem Abgrund. In seinen Filmen gibt es kein Pathos. Erfüllt von Träumen, selbst als Alptraum in sich, wie DER WÜRGEENGEL, ist Bunuels Kino ein äußerster Gegensatz zum Rausch der Vampir- und Horrorfilme. Deren Pathos, Pathos der Oper und des 19. Jahrhunderts, ist die Schwärze der Nacht, in der die verwesenden, modernen Trümmer der europäischen Geschichte zu schimmern und zu leuchten beginnen. In Bunuels Filmen: das harte, helle Licht des Südens. In ihm sind die rätselhaftesten Bilder so wirklich, wie das Getier, das in den Filmen immer da ist, und wie der Gewehrkolben, den der Aufseher dem Feldarbeiter in den Leib stößt.
Prüfungsstoff
Wenn es in Bunuels Filmen um Konflikte geht, so lösen die sich nie auf zugunsten der einen oder anderen Alternative. Sie transzendieren den Konflikt, führen regelmäßig zu dritten und vierten und weiteren Möglichkeiten. Die gute alte Dialektik!
Die Heiligen etwa, von denen es in seinen Filmen einige gibt, werden von dem Regisseur, der sich als Atheist von Gottes Gnaden nicht ketzerisch verworfen oder ad absurdum geführt, sie werden mit dem Boden der Tatsachen konfrontiert: Nazarin etwa (im gleichnamigen Film), der mit Inbrunst das Gute will und immer nur Schaden anrichtet, oder auch Viridiana. Das Gute hat sie pervertiert. Am Ende beider genannten Filme kommen die Protagonisten zum ersten Mal in Berührung (!) mit den Realitäten. Von dort aus kann's weitergehen, ins offene Ende hinaus...
Die Heiligen etwa, von denen es in seinen Filmen einige gibt, werden von dem Regisseur, der sich als Atheist von Gottes Gnaden nicht ketzerisch verworfen oder ad absurdum geführt, sie werden mit dem Boden der Tatsachen konfrontiert: Nazarin etwa (im gleichnamigen Film), der mit Inbrunst das Gute will und immer nur Schaden anrichtet, oder auch Viridiana. Das Gute hat sie pervertiert. Am Ende beider genannten Filme kommen die Protagonisten zum ersten Mal in Berührung (!) mit den Realitäten. Von dort aus kann's weitergehen, ins offene Ende hinaus...
Literatur
Luis Bunuel: Mein letzter Seufzer. Frankfurt 1983
Ursula Linke Heer/Volker Roloff (Hg): Luis Bunuel. Film-Literatur-Intermedialität. Darmstadt 1994.
Alice Goetz/Helmut W. Banz (Hg.): Luis Bunuel. Eine Dokumentation. Bad Ems 1965.
Deutsche Kinemathek (Hg.): Luis Bunuel. Essays, Daten, Dokumente. Berlin 2008.
Peter William Evans/Isabel Santaolalla (Hg.): Luis Bunuel. London 2004.
Ursula Linke Heer/Volker Roloff (Hg): Luis Bunuel. Film-Literatur-Intermedialität. Darmstadt 1994.
Alice Goetz/Helmut W. Banz (Hg.): Luis Bunuel. Eine Dokumentation. Bad Ems 1965.
Deutsche Kinemathek (Hg.): Luis Bunuel. Essays, Daten, Dokumente. Berlin 2008.
Peter William Evans/Isabel Santaolalla (Hg.): Luis Bunuel. London 2004.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
I.3.8.
Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:52