170180 SE MA (T) 2.2. "Zirkulationen des Politischen" (2012W)

Zum 70. Geburtstag 2006 tourte Bazon Brock mit der Ausstellung "Lustmarsch durchs Theoriegelände" durch 11 deutsche Städte. An jedem der 11 Schauplätze breitete er die Sammlung seiner Objekte in seinem so genannten Theoriegelände aus, durch das er persönlich führte und seine Theorien und Lebensbilanz vortrug. Dieser Lustmarsch an Ideen und Gedankenbewegungen demonstriert wie das Sprechen zur Aktion wird, zur Erfahrung diskursiver Praktiken. Die Herstellung von Begründungszusammenhängen führt zu "abgelegten Werkzeugen" wie die abgebaute Straßenbahnhaltestelle von Joseph Beuys im Hamburger Bahnhof in Berlin. Brock ist wie Beuys ein Gedanken- und Diskurskünstler, die oft zusammengearbeitet haben, etwa bei der gemeinsamen Gründung einer Studentenpartei. Die freundschaftliche Beziehung zwischen Brock und Beuys muss um den Aktionisten Wolf Vostell erweitert werden, haben doch alle drei Künstler jahrelang immer wieder zusammengearbeitet, etwa bei den Aktionen "24 Stunden-Happening" in der Galerie Parnass in Wuppertal 1965 und der Sendereihe "Drehscheibe" 1964. Die spezifische Aufführungskunst von Beuys, Brock und Vostell muss im Kontext der Kunst der Nachkriegsjahre, als deutscher politischer Diskurs gesehen werden, der sich mit Fragen der Vergegenwärtigung der deutschen Vergangenheit, insbesondere mit dem Thema Holocaust beschäftigte. Die radikale Emanzipation des Individuums steht bei Brock, Beuys und Vostell im Mittelpunkt ihrer Aktionen. Um im Gelände nicht die Orientierung zu verlieren, sollen Themenschwerpunkte die Wegweisungen markieren:
Konstellationsbetrachtungen
Selbstinszenierung und charismatische Künstlerpersönlichkeit
Zivilisationsfragen und Gesellschaftskritik/Theorie
Abfall, Zerstörung und Zivilisationsschutt: Müllagglomerationen
Ästhetik der/als Vermittlung;»Action Teachings« und didaktisch-theoretischen »Lecture Performances« als Vermittlungsinstrument
Wa(h)re Kunst, Kunstbetrieb und Künstlerische Existenzführung
Autorität und Autorenschaft
Dokumentation, Reenactment und Musealisierung