Universität Wien

170220 PS Proseminar "Narrativität in Theater, Film und Medien" (2021W)

Die Allmählichkeit des Anfangs

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
VOR-ORT

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Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 12.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 19.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 09.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 16.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 23.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 30.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 07.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 14.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 11.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 18.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 25.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt

Anfänge geniessen er von jeher grosse Aufmerksamkeit. Heerscharen von Literatur- und Filmwissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, über welche Konzepte, Semantiken und Verfahren Anfänge modelliert werden, welche Funktionen ihnen zukommen, usw.. Als künstlerische Setzung ist der Anfang die Initiation zu einer eigenen Welt und in seinem sytaktischen Gefüge sind oft auch schon die generativen Gesetze, nach denen diese erzählt wird, umschloßen. Der Mikrokosmos des Anfang(en)s widerspiegelt schon der Makrokosmos des Romans oder des Films, seit Aristoteles in seiner Poetik das Kunstwerk definiert hat als ein Ganzes, das Teile hat, nämlich Anfang, Mitte und Ende. Denn aus dem Anfang, ergebe sich "aus Notwendigkeit oder in der Regel", wie es bei Aristoteles heißt, "alles Weitere".

Mit Blick auf das Theater erscheint die Frage des Anfang(en)s noch etwas komplizierter. Anders als der Roman ist im Theater keine erste Seite mit einem ersten Satz sichtbar, so dass sich der Anfang rein äusserlich identifizieren ließe. Selbst der erste gesprochene Satz kann nicht so ohne weiteres als Anfang verstanden werden. Denn -- mal ganz abgesehen davon, dass es Formen von Theater gibt die nicht auf Literatur gründen und in denen nicht gesprochen wird -- kann der Inszenierungstext, jener der Aufführung vorausgehende Gesamtplan, der die intentionale Organisation von Zeichen und Zeichensystemen festlegt, auch vorsehen, dass lange nichts gesagt wird. Auch das Bühnenbild, Beleuchtung, Musik, nonverbale Handlungen gehören zur erzählten Welt eines Theaterstückes und können den Anfang machen. Naheliegend wäre zunächst, den Anfang da zu vermuten, wo das Theater auf bestimmte Auftaktformeln zurückgreift, wie zum Beispiel das Verdunkeln des Zuschauerraums oder das Heben des Vorhangs, um nur zwei aus dem reichen Repertoire zu nennen. Tatsächlich ist in vielen konventionelleren Formen v.a. des Sprechtheaters noch immer der Vorhang die Szene des Anfang(en)s. Aber wie ist der Anfang zu denken in Formen in denen die TheatermacherInnen und PerformerInnen einen klar abgrenzbaren Anfang verweigern, sich die Schauspieler schon auf der Bühne befinden, wenn das Publikum den Saal betritt oder sich die Lichtverhältnisse nicht ändern, die fragile Grenze zwischen der realen und dramatischen Welt bewusst verwischt wird, wie etwa in den Post-Formen des Theaters, dem postdramatischen oder postspektakulären Theater, in denen es im Spiel zwischen Autor, Regisseur, Schauspieler und Zuschauer nicht darum geht ihn, den Zuschauer, teilnehmend in die Welt der Fiktion hereinzuziehen, ihm einen Zugang zum Erzählten/Gezeigten nahezubringen? Die Tatsache dass in der theaterwissenschaftlichen Forschung der Inszenierungstext als Grundlage der Analyse und also auch für die Bestimmung des Anfang(en)s -- umstritten ist, macht die Sache nicht einfacher. Der Inszenierungstext, so der Einwand, bringe das Theater in eine problematische Nähe zu einem konstanten, in sich geschlossenen Werkbegriff, statt es als stets variables, dynamisches Geschehen zu begreifen, das sich erst in seiner Grundsituation der leiblichen Ko-Präsenz von Zuschauern und Akteuren konstituiert. Wenn man diesen performativen, ereignisorientierten Begriff von Theater folgt, verstanden als Austauschverhältnis von dem, was zwischen der Bühne und dem jeweils variablen Wahrnehmungs-, Erkenntnis- und Reaktionsvermögen des anwesenden Publikums geschieht, muss auch die Frage in Bezug auf den Anfang anders gestellt werden. Sie lautet dann nicht mehr unbedingt wann? wie? ist der Anfang, sondern grundsätzlicher noch, wer oder was macht den Anfang?

Ziele

Das Proseminar widmet sich der in der theaterwissenschaftlichen Forschung bisher vernachlässigten Frage, wie der Anfang oder das Anfangen im Theater zu denken wären.

Methoden

Sichtung und Analyse von Beispielen, Lektüre theoretischer Texte, Diskussion

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Bewertung
Um das Proseminar positiv abzuschliessen sind drei bis vier Teilleistungen zu erbringen: zwei bis drei Hausübungen (Lesekarte(n), Kritik, Analyse, etc.) sowie eine schriftliche PS-Arbeit am Ende des Semesters.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für die Gesamtnote beträgt die Gewichtung der Abschlußarbeit 50%. Die anderen Leistungen werden mit 25 bzw. 16,66% gewichtet.
Für einen positiven Erfolg müssen alle Teilleistungen erbracht werden.

Prüfungsstoff

Literatur

Zur Vorbereitung:
Christel Weiler, Jens Roselt: Aufführungsanalyse. Eine Einführung, Tübingen: A. Francke, 2017, S.1-102.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 01.04.2022 09:08