170221 PS Proseminar "Narrativität in Theater, Film und Medien" (2025S)

Das Seminar widmet sich den Diskursen um Aufmerksamkeit unter postdigitalen Bedingungen. Ausgehend von einem Verständnis von Aufmerksamkeit als kultureller Konstruktion nähern wir uns im ersten Teil des Proseminars in medien- und kunstwissenschaftlichen Theorielektüren und anhand von sozialmedialen Phänomenen und Praktiken einem ganzen Spektrum an gegenwärtigen Formen von Aufmerksamkeit, als Modus des Betrachtens – von der Zerstreuung über care bis zur „disordered attention“ (Claire Bishop) –, als relationale und kollektive verstandene Ökologie der Aufmerksamkeit (Yves Citton) und als begrenzte Ressource oder als Währung in der gegenwärtigen Aufmerksamkeitsökonomie. Wir untersuchen die damit einhergehenden sozialen und politischen Effekte, setzen uns mit den damit verbundenen Debatten um deren Auswirkungen auf die mentale Gesundheit (Achtsamkeit, ADHS) kritisch auseinander und fragen nach möglichen Alternativen und Formen des Widerstands. Dabei geht es darum, sich gemeinsam einen kritischen medienkulturwissenschaftlichen Zugang zu Aufmerksamkeit zu erarbeiten, der den die Debatten bestimmenden Moralisierungen entkommt. Hierfür erhalten Sie Lese- und Schreibaufgaben zur Vorbereitung der Diskussion in Kleingruppen und im Plenum. Darauf aufbauend entwickeln Sie im zweiten Teil des Proseminars ein selbst gewähltes und eigenständig erarbeitetes Forschungsprojekt, präsentieren dieses am Ende des Semesters (Blocktermin) und schließen das Seminar mit einer schriftlichen Ausarbeitung (Hausarbeit) ab.
Studierende erhalten Einblick in postdigitale Aufmerksamkeitsdiskurse und erarbeiten sich ein kritisches Vokabular und Theorie- und Methodenwerkzeug, das sie dazu befähigt verschiedene künstlerische, filmische und sozialmediale Phänomene und Praktiken zu analysieren.

Literatur:
Claire Bishop: Disordered Attention. How we look at Art and Performance today, London 2024.
Yves Citton: The Ecology of Attention, New York: Polity Press 2017
Jenny Odell: Nichts tun. Die Kunst, sich der Aufmerksamkeitsökonomie zu entziehen, München: C.H. Beck 2021.