170230 PS Proseminar "Theatrale und mediale Räume" (2017S)

Die Serie »The Wire« (Creator: David Simon), die von 2002 bis 2008 bei amerikanischen Pay-TV-Sender HBO lief, ist eine exemplarische Fallgeschichte aus dem urbanen Amerika der Gegenwart – eine Geschichte, in der mehr noch als die in ihr begangenen Verbrechen und die Ermittlungen die Stadt, Baltimore, und mit ihr das post- oder spätindustrielle Amerika selbst zum Fall wird. »The Wire« ist so nicht nur zur zentralen Serie im Quality-TV-Kanon des 21. Jahrhunderts und zum Forschungsgegenstand von Fernseh-, Medien- und Literaturwissenschaftler_innen geworden, sondern auch zum prominenten Untersuchungsobjekt und Beispiel in der Philosophie und Politikwissenschaft, der Urbanistik und Soziologie, der Kriminalistik und Volkswirtschaftslehre, der Rechtswissenschaft und Ethnologie, der African American Studies und Surveillance Studies. Inzwischen beschäftigen diese Auseinandersetzung selbst bereits Disziplinen wie die (Medien-)Pädagogik mit der Frage, wie und was mit »The Wire« unterrichtet werden kann. Das Seminar folgt diesen diskursiven und anderen Fährten. Es wird sich in einem ersten Schritt mit der Ästhetik der Serie selbst beschäftigen, mit ihren Montagen, ihren Netzwerkbildungen, ihren narrativen und audiovisuellen Verfahren; in einem zweiten, ausführlicheren, Schritt sollen insbesondere Fragen der Raum- und Stadtinszenierung und ihrer Medialität diskutiert und Anschlüsse an politische Debatten in den USA der Gegenwart hergestellt werden.

Vertrautheit mit der Serie im englischen Original zum Seminarbeginn wird empfohlen; Kenntnis der Bücher (»The Corner« und »Homicide«) und anderen Serien David Simons, vor allem »Treme« (2010-2013) und »Show Me a Hero« (2015), ist hilfreich.
Diskutiert werden ausgewählte Episoden und Szenen der Serie sowie Texte von Fredric Jameson, David Simon, Sudhir Venkatesh, Linda Williams, Slavoj Zizek u.v.a.