Universität Wien

170234 UE Übung "Inszenierte Räume" (2024S)

Die Stadt als Protestraum in Frankreich 1968

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 12.04. 18:30 - 20:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Samstag 13.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Sonntag 14.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Samstag 11.05. 10:00 - 13:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
Sonntag 12.05. 10:00 - 13:00 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
Samstag 08.06. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
Sonntag 09.06. 10:00 - 13:00 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

# Inhalt
15. Mai 1968 in Paris: 3000 "enragés" stürmen das Théâtre Odéon und erklären den Aufführungssaal zum freien Forum für politische Debatten. Nicht nur verlagern sich die Straßenproteste in ein Theaterhaus, die Demonstrierenden machen sich auch die Infrastruktur zunutze und bekleiden sich mit den dort aufzufindenden Kostümen.
18. Juli 1968 in Avignon: Die Verhaftung des damals einundzwanzigjährigen Theaterschaffenden Gérard Gelas und das Aufführungsverbot seines Stücks "La Paillasse aux seins nus" noch vor dessen Premiere löst Straßenproteste aus. Der zentrale Place de l’Horloge dient Studierenden als Bühne für gesellschaftspolitische Aushandlungsprozesse.
24. Juli 1968 in Avignon: Die Premiere von "Paradise Now" des Living Theatre führt zu Unruhen inmitten des Festivalgeschehens. Julian Beck fordert das vor verschlossenen Türen stehende Publikum zur wortwörtlichen Befreiung des Theaters auf, was in einer gemeinsamen Eroberung des öffentlichen Raumes gipfelt.

Wie werden Protesträume konstruiert, adaptiert und bespielt? Welche Protestpraktiken und Interaktionsrituale sind auffallend? Wer erhebt Anspruch auf die Nutzung öffentlicher und semi-öffentlicher Räume? Wie wird der Kampf um diese Räume inszeniert? Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich die Lehrveranstaltung im Hinblick auf den Pariser Mai 1968 und das darauffolgende Festival d’Avignon im Juli. Die letzte LV-Einheit schlägt den Bogen zu einem Ereignis aus jüngster Vergangenheit: den Theaterbesetzungen in Frankreich 2021.

# Ziele
In schriftlichen Textaufgaben und mündlichen Panel-Diskussionen erlernen Studierende das Formulieren und Argumentieren eigener Standpunkte.

# Methoden
Auf Basis der eingangs gelesenen und diskutierten Theorietexten werden Studierende angeleitet, eine eigene Diskussionsthese aufzustellen, eine methodische Herangehensweise auszuwählen, zielführende Argumente zu erarbeiten und letztlich die gewonnenen Erkenntnisse in mündlicher und schriftlicher Form zu formulieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungsüberprüfung setzt sich aus insgesamt drei Teilleistungen zusammen. (Für eine positive Beurteilung müssen alle Teilleistungen erfüllt werden!)
Studierende werden gebeten, im Rahmen eines schriftlichen Forschungskonzepts eine Diskussionsthese auf Basis der zuvor gelesenen Pflichtlektüre aufzustellen und eine methodische Herangehensweise zu definieren. Für die zweite Teilleistung sind Expert*innen-Panels angedacht: Studierende bereiten sich in Kleingruppen mithilfe ausgewählter Texte vor und schlüpfen in die Rolle von Expert*innen, wobei sie ihre zuvor eigens aufgestellte These in einer Panel-Diskussion formulieren und mittels zielführender Argumente untermauern. Drittens soll ein Kurzessay verfasst werden, der eine schriftliche Ausarbeitung der selbst gewählten Diskussionsthese darstellt. Die Gewichtung der drei Teilleistungen gestaltet sich wie folgt:
20% : Forschungskonzept
30% : Expert*innen Panel
50% : Kurzessay

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für das positive Abschließen der Lehrveranstaltung ist eine regelmäßige Teilnahme, die Lektüre und Diskussion der ausgewählten Texte (angeleitetes Lesen anhand von Worksheets) sowie das termingerechte Erbringen der schriftlichen und mündlichen Leistungen Voraussetzung. Auf persönliches Engagement in Gruppenarbeiten und Plenumsdiskussionen wird großer Wert gelegt. Sie dürfen MAXIMAL 4,5 Stunden fehlen, um positiv beurteilt zu werden.
Ausreichende Englischkenntnisse (mind. B2) sind notwendig, da die Pflichtlektüre vor allem englische Texte umfasst.
Die Anwesenheit in der ersten Sitzung UNBEDINGT erforderlich, um die LV-Anmeldung zu bestätigen. Abwesende werden in der ersten Sitzung durch Studierende auf der Warteliste ersetzt.

Prüfungsstoff

Alle Seminarinhalte sind prüfungsrelevant.

Literatur

Die Literatur wird laufend ergänzt und auf Moodle zur Verfügung gestellt. (Französischkenntnisse sind keine Voraussetzung; bei Interesse kann ich jedoch für die individuellen Arbeiten eine Lektüreliste mit französischsprachigen Quellen weitergeben.)

Bredeson, K. (2006). "In the Jungle of Cities: May '68 Arrives in Avignon". Theatre Symposium, 14, S. 77-89.

Bredeson, K. (2008). "‘Toute ressemblance est voulue’: Theatre and Performance of May '68". Modern & Contemporary France, 16(2), S. 161-179.

Bredeson, K. (2018). Occupying the stage: The theater of May '68. Northwestern University Press.

Feenberg, A., & Freedman, J. (2001). When Poetry Ruled the Streets: The French May Events of 1968. State University of New York Press.

Jackson, J., Milne, A.-L., & Williams, J. S. (Hg.). (2011). May 68: Rethinking France's last revolution. Palgrave Macmillan.

Jouve, E. (2018). "The Living Theatre and the French 1968 Revolution: Of Political and Theatrical Crises". E-REA, 15.

Jurt, J. (2009). "Pariser Mai 68: Symbolisches Handeln gegen eine durch und durch verwaltete Welt". In F. Kreuder & M. Bachmann (Hg.), Theater: Vol. 14. Politik mit dem Körper: Performative Praktiken in Theater, Medien und Alltagskultur seit 1968 (S. 61-76). transcript Verlag.

Lebel, J.-J. (1998). "Notes on Political Street Theatre: Paris 1968, 1969". In J. Cohen-Cruz (Hg.), Radical Street Performance: An International Anthology (S. 179-184). Routledge.

Pellerin, P.-A. (2018). "Theatre and Protest in 1968: An Interview with Judith Malina, Co-founder of the Living Theatre". Theatre Topics, 28(2), E1-E6.

Rosenthal, C. (1998). "Living on the Street: Conversations with Judith Malina and Hanon Reznikov, co-directors of the Living Theatre". In J. Cohen-Cruz (Hg.), Radical Street Performance: An International Anthology (S. 150-159). Routledge.

Scharloth, J. (2019). "Stadt als Protestraum". Zeitschrift Für Germanistische Linguistik, 47(2), S. 337-354.

Wehle, P. (2003). "Avignon, Everybody's Dream". Contemporary Theatre Review, 13(4), S. 27-41.

Wehrle, A. (2011). Die Orte des Festival d'Avignon: Die theatrale Eroberung einer Stadt. Kleine Mainzer Schriften zur Theaterwissenschaft - Band 22. Tectum Verlag.

Zenck, M. (2009). "Das Théâtre de l'Odéon wird besetzt - die Kaufhäuser brennen! Diskurse der Macht und des Körpers in den Medien und Künsten vor und nach 68 in Frankreich". In F. Kreuder & M. Bachmann (Hg.), Theater: Vol. 14. Politik mit dem Körper: Performative Praktiken in Theater, Medien und Alltagskultur seit 1968 (S. 43-59). transcript Verlag.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 04.03.2024 12:26