Universität Wien

170235 UE Übung "Inszenierte Räume" (2024S)

Wrinkle Media. Repräsentationen, Technologien und Infrastrukturen des Alter(n)s

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 11.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 18.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 08.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 15.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 22.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 29.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 06.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 27.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 03.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 10.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 17.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Montag 24.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

INHALTE
Aging Studies, Gerontolgoie und intersektionale Theoriebildung setzen sich unter anderem kritisch mit den hegemonialen Prozessen auseinander, die das Alter(n) als eine Lebensrealität und als einen zeitlichen Abschnitt des Lebens performativ hervorbringen, segregieren, diskriminieren oder auch existenziell gefährden. Bereits in Michel Foucauls Aufsatz „Andere Räume“ (1967), der in der Medienkulturwissenschaft breite Rezeption erfährt, ist die Rede von einer machtvollen Differenzproduktion hinsichtlich der Kategorie Alter, die diskursiv und in Dispositiven (re)produziert wird. Eine breitere Auseinandersetzung mit den Repräsentationen, Technologien und medialen Infrastrukturen, die das dritte (60+) und vierte (im Globalen Norden 80+) Alter prägen, setzt in der deutschsprachigen Medienwissenschaft jedoch erst allmählich ein. Vor dem Hintergrund unterkomplexer populärer Narrative (,the silver tsunami‘, ,gerontocracy‘ etc.) und kultureller, ökonomischer, ökologischer und ethischer Debatten zum ,demographischen Wandel‘, zum ,Pflegenotstand‘, zur Klimakrise und zum digitalen Medienwandel setzt sich diese Lehrveranstaltung zum Ziel, die Frage nach medienkulturwissenschaftlichen Perspektiven auf Medien des Alter(n)s zu schärfen.
Als intersektional ausgerichtet stellt sich diese Frage nicht als eine Beschäftigung mit einem ,Teilbereich‘ der Realität, sondern in einem komplexen Gefüge von Machtverhältnissen, die Medien und Alter(n) wechselseitig mit weiteren Aspekten wie Gender, ,race‘/Ethnizität, Klasse, Queerness, Be_hinderung, Migration, Postkolonialität etc. konstituieren und in „more than human worlds“ (Puig de la Bellacasa) situiert sind. Die Lektüren, Materialsichtungen, Diskussionen und selbstständigen Projektarbeiten dieser Lehrveranstaltung unternehmen deshalb punktuelle Erkundungen in diesem Geflecht: Wie organisieren und informieren medial verfasste Räume für ältere Menschen (Care Home etc.) Begriffe von Sorge, Angewiesenheit und Verletzbarkeit? Wie stützen mediale Verfahren ageistische Narrative und Gewalt? Welche medialen Praktiken und Infrastrukturen prägen Alter(n)? Wie erzeugen Kunst und Medien dominante oder subversive Verständnisse von Alter(n)? Inwiefern ist es wichtig, transhumanistische Konzeptionen einer ,Überwindung des Alterns durch Technologie‘ zu problematisieren? Welche Rolle spielen auch etablierte medienwissenschaftliche Terminologien („neue und ,alte‘ Medien“) in diesen Zusammenhängen? Hat die wissenschaftliche Disziplin der Medientheorie neben intermedialen, interdisziplinären, intermateriellen und intersektionalen Ansprüchen auch „intergenerationale“?

LERN- UND VERLERNZIELE
LV-Teilnehmer*innen lernen Theoreme der Alterns- und Care-Forschung kennen und entwickeln die Kompetenz der Anwendung dieser theoretischen und praktischen Einsichten im Bereich eigenständiger Repräsentationskritik (Kunst-, Film- und Medienanalyse), im Bereich der kritischen Analyse von Wissensproduktion (etwa Diskursanalyse wissenschaftlicher und ökonomischer Regierungstechnologien) und im Bereich der Analyse von Medienhandeln in Mensch-Technik-NonHuman-Konstellationen (Infrastrukturen, industrielle Produktionszusammenhänge etc.). LV-Teilnehmer*innen werden für zentrale Positionen einer Kritik am Ageismus sensibilisiert und dazu ermutigt eigene Ageismen zu identifizieren, zu reflektieren und zu verlernen.

METHODEN
Kleingruppen- und Plenumsdiskussionen zu wissenschaftlichen Texten und medialen Materialsichtungen. Verfassen von Lesekarten; Referate zu Fachliteratur; Eigenständiges Recherchieren und analytisches Arbeiten in Teams zu einem medialen Gegenstand mit LV-Bezug (Kurzpräsentation des Arbeitsfortschritts im Plenum; Verfassen einer Analyse). Der LV-Leiter gibt zeitnah Feedback.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Note setzt sich aus 4 Teilleistungen zusammen. Das Nicht-Erbringen einer Teilleistung bis zum letztmöglichen Zeitpunkt führt zu einer negativen Bewertung der Teilleistung. Alle Teilleistungen können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache erbracht werden.

(1) Verfassen von 2 Lesekarten: Eine Lesekarte zur Pflichtlektüre der Einheit wird spätestens am Tag der LV um 13.00 Uhr via Moodle als PDF abgegeben. Die Termine sind frei wählbar. Ihre Aufgabe: Stellen Sie auf einer Seite (Times New Roman, 12 pt., 1,5 Zeilenabstand, unter Verwendung der Formatvorlage auf Moodle) selektiv die in Ihren Augen zentrale(n) These(n) des Texts dar. Direkte Zitate mit Seitenangabe in Klammern; indirekte Wiedergabe ohne Seitenangabe. Bewertet wird das stichhaltige Erfassen und Widergeben von Argumentationen und Positionen und das Einhalten der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis (präzise Sprache, gründlich lektorierte Abgabe etc.). Gewichtung für die Gesamtnote 20%

(2) Abhaltung eines Referats, das in Teams* erarbeitet wird. Die Referatsthemen werden vergeben. Vorgestellt werden die Fragestellung, der Untersuchungsgegenstand, die Vorgehensweise und die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Aufsatzes. Bewertet wird das stichhaltige Erfassen und Widergeben von Argumentationen und Positionen mit selektiver Schwerpunktsetzung auf die in Ihren Augen für das Thema „Altern und Medien“ zentralen Aspekte. Bitte keine Autor*innenbiographien. Erbeten wird das Einbeziehen des Plenums durch mindestens eine Diskussionsfrage. Gestalten Sie PowerPoint-Folien, die schlicht, übersichtlich und präsentations-synchron sind (Aufzählungen etc. animieren!). Schließen Sie Ihr Referat mit einem „Tool-Kit“ (formulieren Sie für das Plenum mindestens einen konkreten Vorschlag zur analytischen zukünftigen Implementierung der Erkenntnisse aus Ihrem Referat: Mit welchem Begriff könnte medienanalytisch weitergearbeitet werden? Oder: Welche Perspektive könnte in medienanalytischen Arbeiten übertragen zur Anwendung kommen? Etc.). Gewichtung für die Gesamtnote 40%

(3) Recherche und Midterm-Kurzvorstellung eines Analysevorhabens im Bereich „digitale Medien und Alter(n)“. Wählen Sie in Teams* einen medialen, digitalen Untersuchungsgegenstand, an den Sie medienwissenschaftliche und alternswissenschaftliche analytische/theoretische Perspektiven herantragen. Stellen Sie Ihre Überlegungen und Ihren Arbeitsfortschritt beim Midterm-Chat in einer max. 5-minütigen Präsentation vor (Gewichtung für die Gesamtnote 10%, Bewertet wird gründlich betriebene Recherche und die Wissenschaftlichkeit der Vorüberlegungen).

(4) Implementieren Sie Feedback und geben Sie im Zeitraum ab 17. Juni bis spätestens 1. Juli (23.55 Uhr) Ihre im Team* verfasste schriftliche Analyse (basierend auf Teilleistung 2) im Umfang von 3–4 Seiten (Times New Roman, 12 pt., 1,5 Zeilenabstand, unter Verwendung der Formatvorlage auf Moodle) als PDF ab. Bewertet wird das stichhaltige Entwickeln von Argumentationen und Positionen und das Einhalten der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis (Zitation, präzise Sprache, gründlich lektorierte Abgabe etc.). Gewichtung für die Gesamtnote 30%

(+) Gute Mitarbeit wirkt sich positiv auf die Gesamtnote aus und kann andere, schlechter bewertete Teilleistungen aufwerten.

* In begründeten Ausnahmefällen (psychische Dispositionen, fachliche Interessen etc.) können Teilleistungen alleine erbracht werden. Senden Sie dazu eine Anfrage per Mail bis spätestens 11. März 15.00 Uhr.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

(1) Das Nicht-Teilnehmen an der LV ist max. 3 mal möglich. Sie müssen Ihr Fernbleiben bis einschließlich der dritten Abwesenheit nicht entschuldigen (bitte senden Sie keine E-Mails etc.) – außer, wenn Sie in der ersten Einheit am 11. März verhindert sind**. Eine vierte Abwesenheit ist nur mit ärztl. Attest entschuldigt. Wenn Sie häufiger als vier Mal fehlen, ist ein positiver Abschluss der LV nicht möglich.

**(2) Wenn Sie in der ersten Einheit nicht anwesend sein können, geben Sie mir dies bis spätestens 11. März, 15.00 Uhr per E-Mail bekannt. Wer in der ersten Einheit unentschuldigt fehlt, wird wieder von der LV abgemeldet, sodass Wartelistenplätze nachrücken können.

Prüfungsstoff

Literatur

SYLLABUS (AUSWAHL)

Adams, Annamarie/Sally Chivers (2013): „Home Pages: Domesticity and Duplicity in Images of Architecture for Aging“, in: Seachange 2013, S. 80–102.

Charise, Andrea (2020): The Aesthetics of Senescence. Aging, Population, and the Nineteenth-Century British Novel, State University of New York Press.

Chivers, Sally (2022): „Age-Friendly. The Pink Ribbon of Anti-Ageism?“, in: Age, Culture, Humanities. An Interdisciplinary Journal 6, (Forum: Contested Language), S. 1–5.

Ciafone, Amanda (2018): „The Third Age in the Third World. Outsourcing and Outrunning Old Age to The Best Exotic Marigold Hotel“, in: Sally Chivers/Ulla Kriebernegg (Hg.): Care Home Stories. Aging, Disability, and Long-Term Residential Care, Bielefeld: transcript, S. 155–173.

DeFalco, Amelia (2018): „Beyond Prosthetic Memory. Posthumanism, Embodiment, and Caregiving Robots“, in: Age, Culture, Humanities. An Interdisciplinary Journal 3, S. 1–31.

Grenier, Amanda/Rachel Barken/Colleen McGrath (2016): „Homelessness and Aging. The Contradictory Ordering Of ,House‘ and ,Home‘“, in: Journal of Aging Studies 39, S. 73–80.

Foucault, Michel (1993): „Andere Räume“, in: Karlheinz Barck u.a. (Hg.): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig: Reclam.

Hahn, Sarah J./Kate de Medeiros (2015): „Racism, Ageism and Home. The Case of Mr. M.“, in: Home Cultures 18/3, S. 195–208.

Hess, Linda M. (2017): „,My whole life I’ve been dressing up like a man‘. Negotiations of Queer Aging and Queer Temporality in the TV Series Transparent“, in: European Journal of American Studies 11/3, S. 1–19.

Hess, Linda M. (2021): „Queering Ageism“, in: University of Toronto Quarterly, 90/2, S. 207–224.

Kaplan, E. Ann/Sally Chivers (2018): „Alzheimer’s, Age Panic, Neuroscience. Media Discourses of Dementia and Care“, in: J. Nussbaum (Hg.): Oxford Research Encyclopedia of Communication [Online].

Katz, Stephen (2014): „What Is Age Studies?“, in: Age, Culture, Humanities. An Interdisciplinary Journal 1, S. 17–23.

Kriebernegg, Ulla (2015): „Putting Age into Place. John Mighton’s Half Life and Joan Barfoot’s Exit Lines“, in: Age, Culture, Humanities. An Interdisciplinary Journal 2, S. 159–183.

Mehlmann, Sabine/Sigrid Ruby (Hg.) (2015): ,Für dein Alter siehst Du gut aus!’ Von der Un/Sichtbarkeit des alternden Körpers im Horizont des demographischen Wandels. Multidisziplinäre Perspektiven, Bielefeld: transcript.

Peine, Alexander et al. (Hg.) (2021): Socio-Gerontechnology. Interdisciplinary Critical Studies of Ageing and Technology, London: Routledge.

Pellegrinelli, Carmen/Laura Lucia Parolin/Marina Castagna (2022): „The Aesthetic Dimension of Care. Arts and the Pandemic“, in: Organizational Aesthetics 11/1, S. 180–198.

Puar, Jasbir K. (2016): „Die Zeit der Prognose. Entwurf einer Geopolitik des Affekts und des Un-/Vermögens“, in: Kathrin Peters/Andrea Seier (Hg.): Gender & Medien-Reader, Zürich/Berlin: diaphanes, S. 557–572.

Wohlmann, Anita/Maricel Oró-Piqueras (Hg.) (2015): Serializing Age: Aging and Old Age in TV Series, Bielefeld: transcript.

Zimmermann, Harm-Peer (2016): „Alienation and Alterity. Age In the Existentialist Discourse On Others“, in: Journal of Aging Studies 39, S. 83–95.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 06.02.2024 16:06