Universität Wien

170278 SE Seminar zu Theorien und Methoden der Theater- und Filmwissenschaft (2008S)

Erotische Utopie im medien- und filmtheoretischen Kontext - Temporalität, Topologie und Performanz der Entfesselung

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

[alt: § 2(1)4b]

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 05.03. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 02.04. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 09.04. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 16.04. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 23.04. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 30.04. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 07.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 14.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 21.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 28.05. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 04.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 11.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 18.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Mittwoch 25.06. 17:00 - 18:30 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Zuerst muss ein Widerspruch bemerkt werden, ein Widerspruch, den das klassische, literaturhistorische Sujet der erotischen Utopie erhebt gegen das Feld der Tragödien- und Dramentheorie. So wie dieses ursprünglich gedacht ist, verweigert sie sich der Katharsis und damit den Effekten von eleos und phobos. Der Besserung und Läuterung des Menschen, wie sie von Aristoteles bis Schiller, das Bild der dramatischen Künste prägen, wird eine Vision entgegengestellt, die den besten Menschen als den freien, entfesselten Menschen denkt. Wenn Schiller in "Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet" propagiert, die Schaubühne würde lehren ein "Mensch zu sein", so meint er damit ja das aufgeklärte, von Extremen gereinigte, dadurch zur nationalen und internationalen Gemeinschaftlichkeit befähigte, autonome Subjekt. Die erotische Utopie denkt dagegen Wege der Desubjektivierung, die dem Staat und der Gemeinschaft ihre Subjekte erst abspenstig macht.
Aber es gibt noch die Kehrseite der Utopie, ihr sich Verkehren ins Gegenteil, in die Apokalypse, in den psycho-physischen Verblendungs- und Vernichtungszusammenhang. Das ist, wenn man so will, die revisionistische, spätkonservative Wende, die all diese Utopien durchlaufen und die sie wieder der auf "Effekt bedachten" Katharsis-Tradition anheim geben.
Behandelt werden klassische Topoi der erotischen Utopie (Heinses Ardinghello, Sade, Wagners Tristan, sowie Tannhäuser), und natürlich filmische Entwürfe: Pasolini, Oshima, Hamilton...

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Didaktische Hauptziele und Ablauf der Lehrveranstaltung:
1. Klassische Topoi der erotischen Utopie (Heinses Ardinghello, Sade, Wagner: Tristan, Tannhäuser)
2. Kontextualisierung mit Theater- und Tragödientheorie
3. Analyse filmischer Entwürfe der Utopie bei Pasolini, Oshima, Hamilton u. a.
4. Erotische Utopie in medientheoretischer Hinsicht
5. Studien zu Temporalität, Topologie und Performanz hinsichtlich unterschiedlicher Erscheinungsformen der erotischen Utopie

Prüfungsstoff

Die Beurteilung erfolgt einerseits über die Mitarbeit und die Diskussionsbeteiligung innerhalb der Lehrveranstaltung, als auch aufgrund einer zu erstellenden, eigenständigen schriftlichen Seminararbeit. (Mündliche Referate nur bei entsprechend kleiner Teilnehmerzahl).

Literatur

Adorno, Theodor W. Ästhetische Theorie. 1970. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Baudrillard, Jean. Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen. 1978. Berlin: Merve.
Foucault, Michel. Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. 1983. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
............. 1989. Der Gebrauch der Lüste: Sexualität und Wahrheit 2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Heinse, Wilhelm. Ardinghello und die glückseligen Inseln: eine italienische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert. 2000. Zürich: Manesse.
Münker, Stefan; Roesler, Alexander; Sandbothe, Mike (Hgg.). 2003. Medienphilosophie. Beiträge zur Klärung eines Begriffs. Frankfurt a. M.: Fischer.
Praz, Mario. Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik. 1970. München: DTV.
Profitlich, Ulrich (Hg.). Tragödientheorie. Texte und Kommentare. Vom Barock bis zur Gegenwart. 1999. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Sade, Marquis de. 2005. Kurze Schriften, Briefe und Dokumente. Gifkendorf: Merlin.
Wagner, Richard. 11983. Dichtungen und Schriften. Jubiläumsausgabe in zehn Bänden. Hg. von Dieter Borchmeyer. Frankfurt a. M.: Insel.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.1., 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36