170288 SE Forschungsseminar zur Filmwissenschaft (2008S)

Das Seminar beschäftigt sich im Schwerpunkt mit den Schauanordnungen Zoo und Kino. Zoo und Kino haben die Wahrnehmungsgeschichte der Moderne mit geprägt. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie bewegte Bilder, das "lebende" Bild, wie der Film in der frühen Filmpublizistik auch genannt wurde, zugänglich machen. Historisch verweisen Zoo und Kino auf unterschiedliche Traditionen. Die Anfänge des Kinos führen in die Welt der Massenkultur, des Varietés, des Jahrmarkts und der Schaustellerei. Die Vorläufer des Zoos dagegen sind die fürstlichen Menagerien, die der Repräsentation der absolutistischen Macht dienen. Ferner haben Zoo und Kino auch ihr Publikum. Davon künden die Kinopaläste der 1920er Jahre ebenso wie die prächtigen Tierhäuser des 19. Jahrhunderts. Heute sind Zoo und Kino mit ihren je spezifischen Funktionen und Aufgaben ein selbstverständlicher Teil des städtischen Alltags und Teil einer Medien- und Ereigniskultur. Im Film sind Zoos zu unterschiedlichen historischen Zeiten und über Genre- und Kulturgrenzen hinaus zur Darstellung gebracht worden. In den so genannten "Zoofilmen" werden die Tiere mitsamt Gehege und Betrachter in Szene gesetzt. Ob in Lehr- und Kulturfilmen, Dokumentationen, im Spielfilm oder im frühen Stummfilm - der Zoo ist Vergnügungsstätte oder Tatort, attraktive Kulisse oder Forschungseinrichtung und nicht zuletzt ein Ort der Begegnung von Mensch und Tier.
Im ersten Teil des Seminars soll ein Vergleich der Schauanordnungen vorgenommen werden. Menagerie, Panorama und Völkerschau sind Vorläufer des modernen Zoos. Michel Foucault hat das Panopticon Jeremy Benthams mit der absolutistischen Menagerie des Architekten Le Vau in Versailles in Beziehung gesetzt. Im zweiten Teil werden Zoo-Filme im Hinblick auf ihre Darstellungsweisen des Zoos und auf ihre Schauanordnungen hin untersucht.
Eine Exkursion in den Tiergarten Wien Schönbrunn ist vorgesehen. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Voraussetzung zur Teilnahme ist die aktive Beschäftigung mit Texten und Filmen. Scheinerwerb: Übernahme eines Referates mit Ausarbeitung oder eine Hausarbeit.