170400 VO Roh und gekocht / Brot und Tod: Vom Schau-Gericht zur Eat-Art (2020S)
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Sprache: Deutsch
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- Montag 09.03. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 16.03. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 23.03. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 30.03. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 20.04. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 27.04. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 04.05. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 11.05. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 18.05. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 25.05. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 08.06. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 15.06. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
- Montag 22.06. 18:30 - 20:00 UZA2 Hörsaal 5 (Raum 2Z202) 2.OG
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Essen, die gemeinsame Mahlzeit, gehört zu einem jener zentralen Bereiche des Alltagslebens, in denen soziale, individuelle und kulturelle Strukturen miteinander verbunden sind. Essen ist eine wichtige Instanz des sozialen Austausches, in denen sich Speisezubereitung und die Gespräche bei Tisch als soziale Machtverhältnisse ausdrücken. Das Essen, die SpeiseAn/Ordnungen sind ein soziales Phänomen schlechthin, in denen Kulturtechniken, Machtverhältnissen, Ver- und Geboten, das Mensch-Sein beschrieben werden kann. Kulturelle Ausdrucksformen unterliegen historischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen, religiösen, ästhetischen Aspekten, dessen entscheidende Faktoren und Einflüsse nicht zu vernachlässigen sind. Die makrohistorischen Prozesse sollen mit der Vielfalt und Detailgenauigkeit des untersuchten Phänomens konfrontiert werden. Die kulturhistoriografische Forschung wird Essen (bez. Nicht Essen) als Kulturen bestimmende Praktiken in ihren Entwicklungen, Tendenzen und ästhetischen Strategien untersuchen. Die Nahrungsaufnahme und die Nahrungsverweigerung sind an den Körper, den Leib gebunden. So dient der Verzehr nicht nur der Sättigung, sondern durch das Essen und Hungern werden körperliche Befindlichkeiten ausgelöst. Im Akt des Essens geht der Körper über seine Grenzen hinaus, er schluckt, verschlingt, zerteilt die Welt, nimmt sie in sich auf, und nährt sich, verdaut und scheidet wieder aus. Die Einverleibung steht in Zusammenhang mit Opferriten, mit Geburt und Tod. Die mythologische Tischgesellschaft, das in Kulten und Riten vollzogene Festmahl lebt in religiösen Systemen weiter, aus denen sich die Theatralisierung des Ritus entwickelt hat. Aus der Osterliturgie entstand bezeichnenderweise auch das Schau/Spiel des Mittelalters. Das Festmahl nahm die zentrale Stelle innerhalb eines großen Festes ein. Außer den Köchen mussten auch andere Künstler beitragen: Dekorateure, Architekten, Bildhauer, Goldschmiede, Maler, Tänzer, Schauspieler, Musiker und Akrobaten. Bankette zu verschiedenen Anlässen, prunkvolle Schaugerichte, Schaubuffets und durchkomponierte Speisearrangements sind wesentlicher Bestandteil höfischer Feste der frühen Neuzeit und geben ein anschauliches Beispiel davon, wie sich der physiologische Geschmack auch auf den ästhetischen Bereich ausdehnte. Der Geschmack fand seit Mitte des 17. Jahrhunderts Eingang in die ästhetische Debatte. Voltaire zieht mehrmals eine Parallele zwischen dem guten Geschmack in der Kochkunst und dem guten Geschmack in Literatur und Kunst. In Florenz entstanden eigene Kochgesellschaften, die von bildenden Künstlern gegründet wurden und die antike Mythologie wiederbelebten. Eine aristokratisch Form der Schlaraffenland-Inszenierungen ist die Cuccagna im Neapel des 18. Jahrhunderts. Antonius Anthus, mit bürgerlichen Namen Gustav Blumröder, Nürnberger Bürgersohn, Armen- und Spitalsarzt in Hersbruck, bringt in seinen "Vorlesungen über die Eßkunst" von 1838 - einmal mehr die reinigende Wirkung der Tragödie mit der Ess- und Verdauungskunst in Zusammenhang. Carl Friedrich Rumohrs "Geist der Kochkunst" (1822) entwirft eine Elementarpoetik der Kochkunst aus dem klassischen Geist der Goethezeit. Die futuristische Revolution der Ernährung berücksichtigt den Nährwert und die ökonomischen Bedürfnisse. In der Mailänder Erklärung im Restaurant "Gänsefeder" kündigt Marinetti eine futuristische Küche an, die "wie der Motor eines Wasserflugzeuges auf hohe Geschwindigkeit" eingestellt ist. Salvador Dalís Hummertelefon oder Joseph Beuys Fettecke und Honigpumpe arbeiten mit Nahrungsmitteln und ihren Transformationen. Eher neu seit Ende des 20. Jahrhunderts sind Ausstellungen und Events in denen für die Besucher*innen gekocht wird. In den 1960er und 70er Jahren seien die Eat-Art, Daniel Spoerri und Gordon Matta-Clark stellvertretend genannt. Das Kochen und Essen, der interkulturellen Austausch in den Kochaktionen von Rirkrit Tiravanija greifen die Bedeutung in zeitgenössischen Kunstformen auf.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Ziele und Methoden: Essen als identifikations- und gemeinschaftsstiftende kulturelle Praxis; magisch-mythische Rituale der Opferung, Einverleibung und Ausscheidung. Körperfunktionen und Macht/Anordnungen, Historische, kulturtheoretische und ästhetische Bedeutung des Essens, gesellschaftspolitische Implikationen, Verfolgung von historischen und zeitgenössischen Tendenzen, Entwicklungen, Brüchen und Bedeutungsverschiebungen in den Künsten. Theorietexte über Geschmack und Speisevorschriften, ästhetische Phänomene und Kunstpraktiken. Auch mit der bewussten Setzung von Schwerpunkten.
Zeitliche Rahmung: von der griechisch-römischen Antike, über Schau-Gerichte und höfisch barocke Festbankette, Rituale in Hunger- und Krisenzeiten, Tischgesellschaften, Futuristische Küche, Franz Kafkas Hungerkünstler, Eat Art, Daniel Spoerri, Hermann Nitsch, Rirkrit Tiravanijas Kochaktionen. Die historische und zeitgenössische Kontextualisierung soll den Blick schärfen und zu einem Diskurs ins 21. Jahrhundert führen.
Take Home Examen (Kriterien siehe moodle)
Zeitliche Rahmung: von der griechisch-römischen Antike, über Schau-Gerichte und höfisch barocke Festbankette, Rituale in Hunger- und Krisenzeiten, Tischgesellschaften, Futuristische Küche, Franz Kafkas Hungerkünstler, Eat Art, Daniel Spoerri, Hermann Nitsch, Rirkrit Tiravanijas Kochaktionen. Die historische und zeitgenössische Kontextualisierung soll den Blick schärfen und zu einem Diskurs ins 21. Jahrhundert führen.
Take Home Examen (Kriterien siehe moodle)
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
siehe moodle
Prüfungsstoff
Vorlesung
Literatur
siehe moodle
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18