Universität Wien

170501 UE Fringe Festivals in Europa. (2021S)

Möglichkeitsraum oder Theaterbörse?

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Termine:

Montag 08.03.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 15.03.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 22.03.2021, 9:45 -11:15 Asynchron
Montag 12.04.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 19.04.2021, 9:45 -11:15 Asynchron
Montag 26.04.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 03.05.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 10.05.2021, 9:45 -11:15 Asynchron
Montag 17.05.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 31.05.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 07.06.2021, 9:45 -11:15 Asynchron
Montag 14.06.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 21.06.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron
Montag 28.06.2021, 9:45 -11:15 Digital-synchron


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

# Inhalt

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts siedeln sich Kunstschaffende der freien Szene am Rande etablierter Theaterfestivals an, profitieren von der medialen Aufmerksamkeit und eröffnen ein Experimentierfeld für gestalterische Prozesse zur Weiterentwicklung gesellschaftlicher Diskurse und ästhetischer Formate. Nun erleben diese freien Festivals ohne Zugangsbeschränkungen in den 1980er und 1990er Jahren eine zunehmende Kommerzialisierung und Funktionalisierung als Theaterbörsen, was besorgniserregende Entwicklungen nach sich zieht: (1) Aufgrund des Überangebots an Theaterproduktionen steigt der Konkurrenzkampf im Werben um potentielle Zuschauer*innen, mediale Aufmerksamkeit sowie Kurator*innen, die Spielangebote für die kommende Saison vergeben. (2) Die mangelnde Kontrolle des freien Theatermarkts verursacht einen exorbitanten Anstieg der Mietkosten, wachsendes finanzielles Risiko auf Seiten der Schauspieltruppen, prekäre Arbeitsverhältnisse, mangelnde Entlohnung sowie hohe psychische Belastung durch Einsamkeit und Erfolgsdruck. (3) Der wirtschaftlich relevanten und messbaren Umwegrentabilität solcher Kunstveranstaltungen wird größere Wichtigkeit zugerechnet als ihrer künstlerischen und sozialen Bedeutung. (4) Die Vorherrschaft von Markttrends erwirkt eine Standardisierung ästhetischer Formate und verwehrt experimentellen Kunstformen die nötige Aufmerksamkeit. (5) Freie Theaterfestivals fungieren folglich als Spielwiese einer neuen Generation an „ARTrepreneurs“, die neben ihrer künstlerischen Tätigkeit nun auch Experten der Selbstvermarktung sein sollen.

Dienen Fringe Festivals noch als Forum für gesellschaftskritische und selbstreflexive Debatten und begünstigen das Entwerfen und Erarbeiten von experimentellen Theaterformaten? Oder fungieren sie primär als kommerzielle Theaterbörsen in der heutigen neoliberalen Gesellschaft, die auf den Ein- und Verkauf einzelner Produktionen abzielen? Diese Ambivalenz soll im Rahmen der LV anhand mehrerer Beispiele aus Europa gemeinsam überprüft und diskutiert werden.

Eine weitere Dimension eröffnet sich durch die zahlreichen Festivalabsagen aufgrund der Coronavirus-Pandemie und die Verlagerung theatraler Aktivitäten und Verkaufsstrategien auf digitale Plattformen. Auch die aktuelle Situation wird in unsere analytische Auseinandersetzung zum Thema Fringe Festivals in Europa miteinfließen.

# Ziele

Ziel der Lehrveranstaltung ist die eigenständige Recherche und Analyse eines selbst gewählten Fringe Festivals auf Seiten der Studierenden sowie das adäquate Formulieren der gewonnenen Erkenntnisse in mündlicher und schriftlicher Form.

# Methoden

In den ersten Sitzungen werden diverse Texte zur Entstehung von Fringe Festivals als offene Plattformen für alternative Theaterkunst sowie deren Entwicklung unter dem Einfluss neoliberaler Marktwirtschaft diskutiert und anhand von Beispielen (v.a. Edinburgh, Avignon) illustriert. In den weiteren Sitzungen werden Studierende gebeten, ein Fringe Festival in Europa auszuwählen (je nach Wunsch anhand von Vorschlägen oder eigenständig) und dessen Gründungsphilosophie, Entwicklung und heutige Positionierung im soziokulturellen Kontext des jeweiligen Landes kritisch zu reflektieren. Mittels mündlicher Präsentationen und Plenumsdiskussionen sollen daraufhin diverse Fringe Festivals miteinander verglichen werden.

Drei überfachliche Kompetenzen (Recherchieren, Präsentieren und Schreiben) werden in eigens dafür vorgesehenen Sitzungen besprochen und im Zuge der wissenschaftlichen Beschäftigung mit einem selbst gewählten Fringe Festival ausprobiert und entwickelt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungsüberprüfung setzt sich aus insgesamt drei Teilleistungen zusammen: Studierende werden gebeten, eine Reading Response zu einem Text der Pflichtlektüre zu verfassen, um ihr Verständnis der theoretischen Texte zu reflektieren. Die zweite Teilleistung besteht in einer mündlichen Präsentation (wahlweise synchron in der Online-LV oder asynchron als Videoaufzeichnung) zu einem selbst gewählten Fringe Festival in Europa, in welcher die Gründungsphilosophie, Entwicklung und heutige Positionierung im soziokulturellen Kontext des jeweiligen Landes kritisch diskutiert werden soll. Die Präsentation beinhaltet ebenso eine angeleitete Diskussion im Plenum (synchron), wofür im Vorfeld Fragen auszuarbeiten sind. Drittens soll ein Kurzessay zu der gehaltenen Präsentation verfasst werden, in welchem auch das daraufhin gegebene Feedback eingearbeitet und reflektiert wird. Die Gewichtung der drei Teilleistungen gestaltet sich wie folgt:

1. Reading Response (1-2 Seiten, 20%)
2. Mündliche Präsentation (30%)
3. Kurzessay (5-6 Seiten, 50%)

Auf Wunsch können Studierende die mündliche Präsentation auch in Gruppen zu zweit, dritt oder viert halten, die schriftlichen Arbeiten sind individuell und eigenständig durchzuführen.

Die schriftlichen und mündlichen Leistungen können in Deutsch oder Englisch erbracht werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ausreichende Englischkenntnisse (mind. B2) sind notwendig, da die Pflichtlektüre vor allem englische Texte umfasst.

Für das positive Abschließen der Lehrveranstaltung ist eine regelmäßige Teilnahme, die Lektüre und Diskussion der ausgewählten Texte sowie das termingerechte Erbringen der schriftlichen und mündlichen Leistungen Voraussetzung. Auf persönliches Engagement in Gruppenarbeiten und Plenumsdiskussionen wird großer Wert gelegt.

Die LV ist als Online-Veranstaltung mit synchronen und asynchronen Anteilen konzipiert. Sollte bereits zu Beginn oder im Laufe des Semesters Präsenz-Lehre wieder erlaubt sein, möchte ich die Möglichkeit gerne anbieten, die digital-synchronen Einheiten (siehe Termine) in Präsenz abzuhalten. Eine Entscheidung diesbezüglich wird in Abstimmung mit den Studierenden getroffen.

In beiden Fällen ist die Anwesenheit in der ersten Sitzung UNBEDINGT erforderlich, um die LV-Anmeldung zu bestätigen. Abwesende werden in der ersten Sitzung durch Studierende auf der Warteliste ersetzt.

Prüfungsstoff

Alle Seminarinhalte sind prüfungsrelevant. Die Teilnehmer*innen können durch ihre Präsentation eigene thematische Schwerpunkte setzen.

Literatur

Die Literatur wird laufend ergänzt und auf Moodle zur Verfügung gestellt. Einen ersten Einblick in die Thematik bietet folgende Publikation:

Harvie, Jen: "International Theatre Festivals in the UK. The Edinburgh Festival Fringe as a Model Neo-liberal Market". In: The Cambridge Companion to International Theatre Festivals. Hg. v. Ric Knowles. Cambridge: Cambridge University Press 2020, S. 101-117.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 11:26