Universität Wien

170508 UE Der ukrainische Dokumentarfilm: Theoretische und historische Perspektiven (2024S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 05.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 19.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 09.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 16.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 23.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 30.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 07.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 14.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 21.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 28.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 04.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 11.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 18.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Dienstag 25.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Dieses Seminar will sich mit der Produktions-, Rezeptions- und Artefaktebene des ukrainischen Dokumentarfilms auseinandersetzen. Im Anschluss an eine theoretisch-methodisch bedingte Einführung in die Beschaffenheit des Dokumentarischen soll eine umfassende filmhistorische Aufarbeitung des ukrainischen Dokumentarfilms vom Zerfall des russischen Zarenreiches bis hin zu gegenwärtigen Beispielen erfolgen. Dabei sollen bestimmte thematische, motivische sowie stilistische Entwicklungslinien aufgezeigt werden. Gerade im Rahmen von kultur-, sozial- und gesellschaftspolitisch markierten Prämissen wird dabei unter anderem herausgearbeitet werden, inwieweit bestimmte Werke in einem sowjetischen Gesamtkontext reflektiert werden können und wie diesen gleichzeitig eine spezifisch ukrainische Handschrift attestiert werden kann. Aus einer solchen Perspektive sollen zunächst kanonische Werke der frühen Filmgeschichte wie DER MANN MIT DER KAMERA (UdSSR 1929), IM FRÜHLING (UdSSR 1929) und ENTHUSIASMUS (DONBASS-SINFONIE) (UdSSR 1931) sowohl in Relation zum sowjetischen Revolutionskino, als auch im Rahmen ihres Entstehungsorts auf bestimmte ukrainische Produktions- und Rezeptionszusammenhänge hin untersucht werden. Im Rahmen des kulturellen Paradigmenwechsels hin zur poetischen Beobachtung des Alltäglichen und Privaten während der sowjetischen Tauwetterperiode soll ein Werk wie LIEBESERKLÄRUNG (UdSSR 1966), welches die persönlichen Lebensgeschichten und Alltagserfahrungen verschiedener Frauen in den Vordergrund stellt, analysiert und auch mit gegenwärtigen gendertheoretischen Positionen kontextualisiert werden. Auch weitere zu behandelnden Beispiele, wie Feliks Sobolevs SEVEN STEPS BEYOND THE HORIZON (UdSSR 1968) sowie I AND OTHERS (UdSSR 1971), setzen sich mit der psychologischen und sozialen Identität des Einzelnen auseinander. Darüber hinaus werden verschiedene Werke, die das pessimistische Lebensgefühl während der letzten Perestroika-Jahre abbilden, betrachtet werden. So porträtiert etwa Alexei Goworuchins SO KANN MAN NICHT LEBEN (UdSSR 1990) die Dysfunktionalität des Alltags- und Privatlebens in der spätsowjetischen Gegenwart. Außerdem soll die Duologie THE JULY STORMS. STRIKE (UdSSR 1989) sowie THE JULY STORMS. OUTBURST (UKR 1991) analysiert werden, welche den Aufstand von Mienenarbeitern als emanzipatorische Bewegung der ukrainischen Gesellschaft aufzeigt. Abschließend erfolgt eine Untersuchung des postsowjetischen ukrainischen Dokumentarfilms anhand unterschiedlicher thematischer Konstanten: So soll unter anderem die revisionistische Betrachtung sowjetischer Vergangenheit anhand von Sergei Loznitsas Kompilationsfilmen wie BLOCKADE (UKR 2006) und DIE VORSTELLUNG (UKR 2008) veranschaulicht sowie Kristallisationspunkte jüngster ukrainischer Geschichte anhand von Filmen wie KIEW BRENNT – ESKALATION AUF DEM MAIDAN (UKR 2014) beleuchtet werden. Gleichzeitig sollen sowohl intime, persönliche Geschichten erzählende Werke wie UKRAINISCHE SHERIFFS (UKR 2014) und THE LEADING ROLE (UKR 2016) als auch die gegenwärtige, unzumutbare Situation abbildende Filme wie ONE DAY IN UKRAINE (UKR 2022) und 20 DAYS IN MARIUPOL (UKR 2023) im Vordergrund stehen. Ausblickhaft werden auch über Film hinausgehende dokumentarische Strategien (etwa Tendenzen im ukrainischen dokumentarischen Theater) beleuchtet werden.

Ziele des Seminars

- Aneignung unterschiedlicher filmwissenschaftlicher Positionen durch das Lesen ausgewählter Texte
- Kulturhistorische und theoretische Kontextualisierung und Perspektivierung sowie Filmanalyse anhand entsprechender
Untersuchungsgegenstände
- Eigenständige, weiterführende Reflexion

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Zwischen den Sitzungen erfolgende Textlektüre mit anschließender gemeinsamer Rekonstruktion und Diskussion
- Expert*innen-Gruppen zugeteilte Seminartexte sollen in einem Impulsreferat vorgestellt werden. Darüber hinaus unterstützen die Gruppen die
Seminargespräche mit Expert*innen-Wissen sowie Beispielen und bereiten Diskussionsfragen vor.
- Angeleitete Kontextualisierung und Anwendung der erarbeiteten Textinhalte im Hinblick auf diverse Untersuchungsgegenstände sowie eigene Seh-
und Medienerfahrungen
- Schriftliche Ergebnissicherung mittels Kurzessays und Sequenzanalysen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Zur positiven Bewertung des Seminars ist ein Bestehen von jeweils drei Teilleistungen erforderlich:

- Impulsreferat (im Rahmen einer Einteilung in Expert*innengruppen) zu einem jeweiligen Grundlagentext und 1-2 ausgewählten Filmbeispielen,
einschließlich vorzubereitender Diskussionsfragen an die Seminarteilnehmer*innen (20 %)
- Verfassen eines kurzen Essaybeitrags, in dem die erarbeiteten theoretischen und historischen Inhalte im Rahmen eines
Untersuchungsgegenstandes analytisch fruchtbar gemacht werden sollen (40 %)
- In Eigenarbeit zu erbringendes Sichten von Filmbeispielen und ein darauf aufbauendes Verfassen von Sequenzanalysen (potentiell als
Gruppenarbeit) mit anschließender Qualitätskontrolle durch den Dozenten; jeweils 2-3 Analysen pro Seminarteilnehmer*in (40%)

Prüfungsstoff

- Lektüre (auch englischsprachiger) wissenschaftlicher Texte
- Auseinandersetzung mit Dokumentarfilmtheorie und am filmhistorischen Forschen und Arbeiten
- Selbstständigem und eigenverantwortliches Arbeiten
- Engagement innerhalb der Gruppenarbeit

Literatur

Aufderheide, Patricia (2015): Documentary Film: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press.

Fahle, Oliver (2020): Theorien des Dokumentarfilms zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag.

Grant, Barry Keith/ Sloniowski, Jeannette (2013): Documenting the Documentary: Close Readings of Documentary Film and Video. Detroit: Wayne State University Press.

Hicks, Jeremy (2007): Dziga Vertov: Defining Documentary Film. London: I.B. Tauris.

Hohenberger, Eva (2012): Bilder des Wirklichen: Texte zur Theorie des Dokumentarfilms. 4. Auflage. Berlin: Vorwerk.

Imre, Anikó (2012): A Companion to Eastern European Cinemas. Hoboken: Wiley-Blackwell.

Nichols, Bill (2001): Introduction to Documentary. Bloomington: Indiana University Press.

Nichols, Bill (2016): Speaking Truths with Film: Evidence, Ethics, Politics in Documentary. Berkeley: University of California Press

Zimmermann, Patricia (2019): Documentary Across Platforms: Reverse Engineering Media, Place, and Politics. Bloomington: Indiana University Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 09.02.2024 16:06