Universität Wien

170517 UE Katastrophen-Zeiten (2016W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 07.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Samstag 08.10. 08:00 - 11:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 11.11. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Samstag 12.11. 08:00 - 11:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 09.12. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Samstag 10.12. 08:00 - 11:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 13.01. 09:45 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In dem nach den Ereignissen von Fukushima erschienenen kurzen Essay „Äquivalenz der Katastrophen (Nach Fukushima)“ hebt der französische Philosoph Jean-Luc Nancy die unkontrollierbaren Wechselbeziehungen hervor, die sogenannte „Naturkatastrophen“ in einer globalisierten Welt nach sich ziehen – und die in der Komplexität ihrer Verflechtung auf eine Relationalität des Raumes in planetarischer Dimension verweisen: „Es gibt heute eine Vernetzung, eine Verflechtung, ja eine Symbiose von Techniken, Wechselbeziehungen oder Kreisläufen, durch die zum Beispiel eine Überschwemmung, wo auch immer sie sich ereignen mang, zwangsläufig mit einer Vielzahl von technischen, sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Implikationen in Beziehung tritt.“ (Nancy, Äquivalenz der Katastrophen (2012): 7f.)
Diese Diagnose Nancys soll für das Seminar den Ausgangspunkt bilden, um die als „Äquivalenz der Katastrophen“ angesprochenen Interdependenzen zwischen Mensch, Natur, technischer Entwicklung und Kapitalismus zu entfalten. Im Speziellen soll dabei das Problem der Atomenergie im Mittelpunkt stehen: Denn der durch einen Tsunami schwer beschädigte Atommeiler in Fukushima ruft mit den irreparablen und sich über Generationen ausbreitenden unabschätzbaren Folgen Ängste und Fragen wach, die bereits im Atomzeitalter des 20. Jahrhunderts in großem Maßstab entfesselt wurden - und in ihrer katastrophischen Dimension zugleich aufs Engste mit Fragen nach Zeitlichkeit, Zukünftigkeit und Auslöschung der Zukunft verknüpft sind.

Das Seminar möchte einerseits gegenwärtige Problemkonstellationen und ihre philosophischen Reflexionen in den Blick nehmen, andererseits Schlaglichter auf atomare Bedrohungs- und Katastrophenszenarien im 20. Jahrhundert werfen und somit eine Archäologie des von Nancy skizzierten Verflechtungszusammenhangs versuchen. Drei historische Konstellationen bzw. Zeitspannen werden dabei von Interesse sein: 1) Die Einleitung des Atomzeitalters durch den bis heute einzigen Kriegseinsatz in Hiroshima und Nagasaki, 2) der anschließend drohende Nuklearkrieg im Kalten Krieg und 3) die Zeit ab 1990, grob gesagt, zwischen Tschernobyl und Fukushima. Die theoretisch und historisch geleitete Diskussion soll von ausgewählten filmischen Beispielen begleitet werden, die atomare Bedrohungen bzw. post-atomare und post-apokalyptische Szenarien verhandeln.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lektürekarten oder schriftliche Abschlussarbeit
ExpertInnengruppe

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Anwesenheit
Bereitschaft zur Lektüre auch anspruchsvoller theoretischer Texte
Beteiligung an den Seminardiskussionen

Anforderungen für Lektürekarten/schriftliche Abschlussarbeit sowie ExpertInnengruppen werden in der LV mitgeteilt.

Prüfungsstoff

Es handelt sich um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung.

Literatur

Die Literatur wird über die Plattform moodle bereitgestellt.
Seminarlektüren beinhalten u.a.:
Günther Anders: Die Atomare Drohung. Radikale Überlegungen zum atomaren Zeitalter, München 1981.
Hans Blumenberg: Atommoral. Ein Gegenstück zur Atomstrategie, In: Ders.: Schriften zur Technik, Frankfurt/Main 2015, S. 7-16.
Karl Jaspers: Die Atombombe und die Zukunft des Menschen, München 1983.
Jean-Luc Nancy: Äquivalenz der Katastrophe. Nach Fukushima, Zürich 2012.
Tobias Nanz; Johannes Pause. Das Undenkbare filmen: Atomkrieg im Kino, Bielefeld 2013.
Paul Virilio; Swetlana Alexijewitsch: Radioaktives Feuer. Die Erfahrung von Tschernobyl, In: Lettre International 60, 2003, S. 11-15.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21