Universität Wien

170530 VU Urheberrecht und Remix (2014W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 22.10. 16:45 - 18:15 (Schreyvogelsaal (THW) Hofburg, 1.Stock)
  • Donnerstag 23.10. 09:45 - 18:15 (Schreyvogelsaal (THW) Hofburg, 1.Stock)
  • Freitag 24.10. 09:45 - 18:25 (Schreyvogelsaal (THW) Hofburg, 1.Stock)
  • Samstag 25.10. 10:00 - 13:00 (Schreyvogelsaal (THW) Hofburg, 1.Stock)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Gebrauch bestehenden kulturellen Materials als Inspirationsquelle und Baustein für Neuschöpfungen (Remix) ist eine künstlerische Praxis, die sich in allen Epochen der Kunst- und Kulturgeschichte nachweisen lässt. Obwohl das Urheberrecht im Grunde künstlerisches Schaffen fördern will, wird es in der Praxis häufig als Hindernis für Neuschöpfungen auf der Grundlage geschützten Materials wahrgenommen. Die Angst vor Urheberrechtsverstößen steht dem Remix bestehender Werke häufig im Wege. Das Urheberrecht scheint den produktiven Umgang mit bestehendem Material zu erschweren anstatt Neuschöpfungen auf Basis bestehender Werke zu unterstützen. Setzt sich das Urheberrecht somit in Widerspruch zu seinen eigenen Zielsetzungen?

Die differenzierte Diskussion dieser Problematik ist Gegenstand der Lehrveranstaltung. Auf der Grundlage eines einführenden Überblicks über urheberrechtliche Regeln werden zu diesem Zweck mehrere Problemfelder besprochen, die Anlass zu der Frage geben, ob das Urheberrecht ausreichend Raum für den produktiven Remix geschützten Materials bietet. Es geht dabei um die folgenden Themen:

- Kunstzitat und Parodie,
- Sound Sampling,
- Fan Fiction,
- Digitalisierung kulturellen Erbguts,
- allgemeine Freistellung „fairer“ Werknutzungen und
- Creative Commons Lizenzen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

mindestens vier Beiträge zur Gruppenarbeit während der Lehrveranstaltung (jeweils 15%), kurzes Essay zu einem der besonderen Themenbereiche (40%).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Lehrveranstaltung ist darauf gerichtet, den Teilnehmern einen selbstbewussten Umgang mit urheberrechtlichen Regeln zu ermöglichen. Am Ende der Lehrveranstaltung sollen die Teilnehmer in der Lage sein, urheberrechtliche Risiken realistisch einzuschätzen und bestehende Freiräume für den Remix geschützten Materials auszuschöpfen.

Hierfür will die Lehrveranstaltung die zentrale Einsicht vermitteln, dass das Urheberrecht nicht generell den Remix geschützten Materials verbietet, sondern die produktive Verwendung für Neuschöpfungen lediglich an besondere Voraussetzungen knüpft. Diese Nuance wird in der aktuellen Diskussion oft übersehen. Die Lehrveranstaltung zielt vor diesem Hintergrund auf die Vermittlung des nötigen Fingerspitzengefühls.

Prüfungsstoff

Die besonderen Problemfelder des Kurses (Kunstzitat und Parodie, Sound Sampling, Fan Fiction, Digitalisierung kulturellen Erbguts, „faire“ Werknutzung, Creative Commons-Lizenzen) werden anhand relevanter Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur analysiert. Ausgangspunkt sind dabei harmonisierte internationale und europäische Normen des Urheberrechts und deren Umsetzung in nationales Recht. Als Beispiele für nationale urheberrechtliche Regelungen dienen Normen und Gerichtsentscheidungen aus dem österreichischen, deutschen, niederländischen und US-amerikanischen Recht.

Zur Entwicklung eines eigenen Standpunkts erarbeiten die Teilnehmer während der Lehrveranstaltung in Gruppen Lösungen für Problemfälle, die in ähnlicher Form die Gerichte in den genannten Rechtsordnungen beschäftigt haben. Als Grundlage für die Gruppenarbeit dienen die als Literatur vorgeschriebenen Texte.

Literatur

Als Basisliteratur zum einführenden Überblick über urheberrechtliche Regeln dient die Kurzdarstellung des österreichischen Urheberrechts von

Harald Karl, Grundzüge des Urheber- und Verwertungsgesellschaftenrechts, Linde Praktikerskripten, Wien: Linde 2010, ISBN 978-3-7073-1770-1

Für die speziellen Themengebiete und die Arbeit in Gruppen ist die Lektüre der folgenden Aufsätze Pflicht:

- Kunstzitat und Parodie: Annemarie Bridy, Sheep in Goat’s Clothing: Satire and Fair Use After Campbell v. Acuff-Rose Music, Inc., Journal of the Copyright Society of the USA 51 (2004), S. 257, online erhältlich unter http://ssrn.com/abstract=1071056

- Sound Sampling: David M. Morrison, Bridgeport Redux: Digital Sampling and Audience Recoding, Fordham Intellectual Property, Media and Entertainment Law Journal 19 (2008), S. 75, online erhältlich unter http://ssrn.com/abstract=1334809

- Fan Fiction: Aaron Schwabach, The Harry Potter Lexicon and the World of Fandom: Fan Fiction, Outsider Works, and Copyright, University of Pittsburgh Law Review 70 (2009), online erhältlich unter http://ssrn.com/abstract=1274293

- Digitalisierung kulturellen Erbguts: Stef van Gompel, Unlocking the Potential of Pre-Existing Content: How to Address the Issue of Orphan Works in Europe?, International Review of Intellectual Property and Competition Law 38 (2007), S. 669, online erhältlich unter http://www.ivir.nl/publicaties/vangompel/IIC_2007_6_orphan_works.pdf

- allgemeine Freistellung „fairer“ Werknutzungen: Martin Senftleben, Comparative Approaches to Fair Use: An Important Impulse for Reforms in EU Copyright Law, in: G.B. Dinwoodie (ed.), Methods and Perspectives in Intellectual Property, Cheltenham, UK: Edward Elgar 2014, online erhältlich unter http://ssrn.com/abstract=2241284

- Creative Commons Lizenzen: Niva Elkin-Koren, Exploring Creative Commons: A Skeptical View of a Worthy Pursuit, in: P. Bernt Hugenholtz/L. Guibault (Hrsg.), The Future of the Public Domain, Kluwer Law International 2006, online erhältlich unter http://ssrn.com/abstract=885466

Die vorherige Kenntnis dieser Aufsätze und der Basisliteratur wird vorausgesetzt, um eine vernünftige Arbeit während der Blocklehrveranstaltung zu ermöglichen. Das Lesen der Literatur nach der Lehrveranstaltung ist also zu spät.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 24.04.2021 00:19