Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170601 SE MA 1.1. "Inszenierungsformen und ästhetische Wahrnehmung" (2020S)

Welt ohne Theater. Wie transformiert die COVID-19-Pandemie das Sozialleben und die Szenischen Künste?

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

DI 31.03.2020 18.30-20.00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
DI 28.04.2020 18.30-20.00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
DI 05.05.2020 18.30-20.00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
DI 12.05.2020 18.30-20.00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde

Die Festwochencampus-Woche selbst fällt auf den 17.5. bis 23.5.2020 !


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Festwochencampus 2020 kann in der geplanten Form nicht stattfinden, stattdessen wird das alternative Seminar "Welt ohne Theater. Wie transformiert die COVID-19-Pandemie das Sozialleben und die Szenischen Künste?" angeboten.

Der Besuch szenischer Aufführungen in ihren vielfältigsten Formen befriedigt immer auch ein simples Bedürfnis, nämlich jenes, „in Gesellschaft“ zu sein und anhand einer geteilten Erfahrung in Dialog zu treten. Unabhängig davon, was daraus zusätzlich an Zeitvertreib oder reflexiver Bewusstseinserweiterung resultieren mag, sind Aufführungen ein Erfahrungsraum, in dem Gesellschaft exemplarisch erlebt wird, selbst wenn dies eine trügerische und soziologisch unhaltbare Annahme ist. Darüberhinaus wurzeln szenische Aufführungen direkt in den sozialen Erfahrungen des Alltags, die maßgeblich durch theatrales Interagieren mit hervorgebracht werden. Die konkrete Leiblichkeit und Sinnlichkeit solcher Interaktionen, die dabei geteilte Zeit und der geteilte Raum sowie das spielerische Potential sind jene konstitutiven Elemente von szenischen Aufführungen, wegen denen Theater aber immer wieder auf Widerstand gestoßen ist. So ist über Jahrhunderte hinweg eine religiös oder philosophisch motivierte Ablehnung der theatralen Dimension sozialen Lebens sowie der darauf basierenden Künste zu beobachten, während in jüngerer Zeit eher das eine globale Digitalisierung propagierende Fortschrittsdenken konkret-leibliches Interagieren als umständlich, kostenintensiv und deshalb erlässlich positioniert.
Derzeit ist ein erheblicher Anteil der Weltbevölkerung durch die COVID-19-Pandemie aufgerufen oder gesetzlich verpflichtet, räumliche Distanzierung (engl. social distancing) zu praktizieren, während viele Geschäftsbereiche und Grenzen geschlossen sind, Kultureinrichtungen geschlossen bleiben und szenische Aufführungen abgesagt wurden. –
Deshalb fokussiert das Seminar auf den theaterlosen Zustand und die Digitalisierung der Sozialkontakte (Phase 1). In weiterer Folge interessiert im Kontext des Seminars, wie sich die Theater- und Kulturlandschaft im Zuge einer künftigen ‚Normalisierung‘ transformiert und wie dies theaterwissenschaftlich beschreibbar ist (Phase 2).
Hypothetisch lässt sich vermuten, dass aus der derzeitigen "Welt ohne Theater" im konkreten und metaphorischen Sinn zwei gegensätzliche Dynamiken resultieren. Der Entzug von unmit-telbaren Sozialkontakten und szenischen Aufführungen kann die Bedeutsamkeit derselben intensiviert in das Bewusstsein und Verhalten bringen. Das würde bedeuten, dass beispielsweise ein Treffen mit dem Freundeskreis im Restaurant oder Präsenzlehre in den Schulen und Universitäten als Bedürfnis mit in Abstinenz vitalisierter Lust empfunden wird oder szenische Aufführungen sofort ein entwöhntes und entsprechend dankbares und zahlreiches Publikum finden, sobald dies möglich ist. Gleichzeitig würden boomende Videokonferenz-Plattformen, Streamingdienste, Fernsehsender oder Online-Verkaufsdienste spüren, dass es ein Nachholbedürfnis an unmittelbarer Interaktion gibt. Die gegenteilige Hypothese legt nahe, dass die in der Krisenzeit erzwungenermaßen erworbenen Gewohnheiten über diese hinaus das Verhalten prägen und die karitativ verordnete Furcht der Artgenoss*innen voreinander Spuren hinterlässt. Das würde bedeuten, dass die unter ökonomischen Gesichtspunkten attraktiven Formen von Home-office und Fernlehre im Sinne eines Digitalisierungsschubes zur Norm avancieren, Restaurants und Theater nach der Widereröffnung nahezu bleiben, weil weil die Furcht vor dem Virus habituell geworden ist, und dass sich die eigenen vier Wände als eskapistisches Ambiente neuer Beliebtheit erfreuen.

Arbeitsfelder:
- Unmittelbare Sozialkontakte und ihre digitalen Substitute
- Strategien von Theaterschaffenden in der Welt ohne Theater
- Normalisierung des Kultur- und Theaterbetriebs?
- Wissensfelder und Theorien zum pandemisch bedingten Ausnahmezustand

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

In einem ersten Schritt haben alle Studierenden ein Arbeitsvorhaben zu formulieren, das in das oben skizzierte Problemfeld passt und zur Leitfrage des Seminars beiträgt. Dieses Arbeitsvorhaben, das individuell oder in Gruppen mit maximal drei Personen bearbeitet wird, steht im Zentrum der studentischen Aktivitäten, aber auch der Diskussionen und Lektüren.
Ein Exposé, das einen Arbeitstitel, die Skizzierung des spezifischen Themas, eine Ausgangs-frage sowie konkrete Untersuchungsgegenstände und Arbeitsschritte formuliert, ist bis zum 25. April 2020 einzureichen.

Die Abgabe eines Exposés bis zum 25. April gilt als definitive Anmeldung zum Seminar. Wer derzeit auf der Warteliste steht, kann ein Exposé einreichen und wird dann angemeldet.
Neben der regelmäßigen Partizipation an den Unterrichtsformaten präsentieren alle Studierenden ihr Arbeitsvorhaben mindestens einmal im Semester (Teilleistung 1) und bilanzieren dieses im Rahmen einer Seminararbeit, die den Charakter eines Forschungsberichts aufweisen kann (Teilleistung 2).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 09.04.2020 13:08