170604 SE MA 1.1. "Inszenierungsformen und ästhetische Wahrnehmung" (2020S)

Es heißt, andere Zukünfte erfordern andere Vergangenheiten. Ein Wissen um marginalisierte, alternative, widerständige Geschichte sei notwendig, um die Zukunft anders denken zu können. Vom Archiv als Medium der Geschichte hängt also viel ab. Was aber, wenn ein Gegenarchiv nicht zugänglich ist? Wenn Archive und Archivalien vergessen, verloren, zensiert oder zerstört wurden? Im Seminar diskutieren wir, ausgehend von kanonischen Texten der Archivtheorie von Jacques Derrida und Michel Foucault die grundsätzliche Gewaltförmigkeit des Archivs und setzen diese zu feministischen, queeren und antirassistischen Entwürfen in Beziehung. Medien- und kulturwissenschaftliche und künstlerische Zugänge etwa von José Muñoz, Sharon Hayes oder Saidiya Hartman ermöglichen es, die Schwierigkeiten eines alternativen Archivbegriffs zu diskutieren, sowie eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ein Gegenarchiv konstituiert sein müsste. Dabei geht es um das Verhältnis von Archiv und Autorität, Archiv, Erinnerung und Überlieferung, sowie Strategien des Lesens und Gegenlesens, Spekulierens und Fantasierens. Das Seminar beinhaltet kleinere Schreibübungen und Gruppendiskussionen. Ein Teil der Veranstaltung ist dem Entwurf eines eigenen alternativen Archivprojekts gewidmet.