Universität Wien

170612 SE MA 1.2. "Theatrale und mediale Prozesse" (2018W)

Medien und Nostalgie

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anmeldung: Die selbstständige Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend. Eine nachträgliche Anmeldung ist nicht möglich. Die Anmeldezeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter https://spl-tfm.univie.ac.at/studium/

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit: Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung. Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Plagiate: Prüfungsleistungen und Prüfungszugänge, die durch das Verwenden unerlaubter Hilfsmittel oder durch absichtsvolles Plagiieren erlangt werden, werden laut Satzung der Universität Wien (§13, §74) nicht beurteilt, sondern im Sammelzeugnis untilgbar mit (X) bewertet. Dies ist auch nach bereits erfolgter Benotung rückwirkend möglich, wenn sich der Tatbestand des Plagiats erst im Nachhinein erweisen sollte. Als Plagiat gilt die absichtsvolle und undeklarierte Übernahme von fremdem geistigen Eigentum ohne Angabe der Quelle; der Begriff des Plagiats umfasst dabei wörtliche Zitate ebenso wie übersetzte Übernahmen und Paraphrasen.

Weitere Infos zum Studium finden Sie unter https://spl-tfm.univie.ac.at/

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 10.10. 15:00 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 07.12. 09:45 - 16:30 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 25.01. 14:00 - 18:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Samstag 26.01. 09:00 - 16:30 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Längst ist es zu einem Allgemeinplatz geworden, die letzten Jahrzehnte als eine Periode eines beispiellosen und sich ständig beschleunigenden Medienwandels zu beschreiben, in dessen Folge selbst Medienformen mit einer starken Tradition plötzlich von Obsoleszenz bedroht zu sein scheinen. Bereits 1995 proklamierte B. Sterling: „we live in the Golden Age of Dead Media.“ Wie sich in dieser Formulierung bereits andeutet, ist es mindestens ebenso sehr auch ein goldenes Zeitalter für die Nostalgie eben jenen – vermeintlich – obsoleten oder gar ‚toten‘ Medien gegenüber, die in gleichsam gespenstischer Präsenz unsere vergangenheitsbesessene zeitgenössische Medienkultur heimsuchen. Tatsächlich scheint die zunehmende Verfügbarkeit von Zeugnissen oder kulturellen Artefakten der Vergangenheit bei gleichzeitig beschleunigtem Wandel ihrer medialen Verfasstheit eine ganze Reihe nostalgischer Phänomenen zu begünstigen. Interessant sind dabei vor allem jene Fälle, in denen sich der Rückbezug nicht ausschließlich in Bezug auf die archivierten Inhalte äußert, sondern auch und gerade hinsichtlich der Art und Materialität ihrer Aufzeichnung.
Ausgangspunkt des Seminars ist die Beobachtung, dass Medien bzw. das, was häufig als deren jeweils spezifische Medialität beschrieben wird, selbst zum Objekt von Nostalgie werden können, die dann wiederum innerhalb der medialen Darstellung verhandelt werden kann. Dieser Sonderform medialer Selbstreferenz sind demnach nicht nur Formen aktiven Widerstands gegen die Adaption technisch-apparativer Innovationen zuzurechnen, sondern vor allem auch Phänomene des Comebacks, der Simulation oder der „Remediation“ älterer und von technischen Innovationen vermeintlich verdrängter Medien bzw. deren spezifischer Ästhetik innerhalb neuer Medienprodukte. Auf diese Weise wird einerseits der Effekt der als rasant wahrgenommenen medientechnologischen Entwicklung für die Konsumentin abgemildert, andererseits der Prozess des Medienwandels innerhalb der Artefakte selbst reflektiert.
Darüber hinaus ist Nostalgie nicht zuletzt auch ein prominenter Modus der theoretischen Auseinandersetzung mit Prozessen medialen Wandels, dessen Wurzeln bis zu Platons Schriftkritik zurückreichen. Seit diesem ältesten – und nur dank der von Platon kritisierten Kulturtechnik der Schrift erhalten gebliebenen – Zeugnis apokalyptischer Medienkritik wurde jeder weitere als radikal empfundene Umbruch der Mediengeschichte von ähnlichen Elegien begleitet, die in einer erstaunlich konstanten, transhistorischen Rhetorik des Medienwandels vorgetragen werden und meist in der Trauer über eine vermeintlich verlorene Authentizität kulminieren. Wie U. Eco bereits vor 50 Jahren treffend festgestellt hat, ist diesen Klagen in der Regel gemein, dass sie darauf beharren, das Neue nach den Maßstäben des Alten zu bewerten. Solche etablierten medienhistorischen „Topoi“ im Sinne E. Huhtamos gilt es daher aufzudecken und in ihrer ideologischen Konstruiertheit zu analysieren.
Nach einer grundlegenden Beschäftigung mit Theorien der Nostalgie und des Medienwandels werden eine Reihe konkreter Themenfelder fokussiert und jeweils anhand von paradigmatischen Beispielen analysiert, wobei Wert darauf gelegt wurde, der Bandbreite nostalgischer Phänomene innerhalb der zeitgenössischen Medienkultur gerecht zu werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1) Anwesenheit bei den Blockterminen und aktive Mitarbeit
2) Übernahme eines Kurzreferats zu Beginn des Semesters, je nach Gruppengröße ggf. auch als Teamreferat. Die zur Auswahl stehenden Themenkomplexe werden in der Einführungssitzung vorgestellt. Zu jedem Referat gehört ein kurzes schriftliches Thesenpapier
3) Verfassen einer schriftlichen Arbeit, die auf der Auseinandersetzung mit dem Referatsthema aufbauen kann (aber nicht muss).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mündliches Referat (30%)
Schriftlicher Beitrag (70%)

Prüfungsstoff

Literatur

Im Seminar wird ein Reader zur Verfügung gestellt. Zur Einführung/Vorbereitung empfohlen:

Niemeyer, Katharina (2014): Introduction. Media and Nostalgia. In: Dies. (Hg.): Media and Nostalgia. Yearning for the Past, Present and Future. Basingstoke, New York, NY: Palgrave Macmillan, S. 1–23.
Schivelbusch, Wolfgang (1973): Das nostalgische Syndrom. Überlegungen zu einem neueren antiquarischen Gefühl. In: Frankfurter Hefte 28 (4), S. 270–276.
Reynolds, Simon (2011): Retromania. Pop Culture's Addiction to Its Own Past. New York: Faber & Faber.
Schrey, Dominik (2017): Analoge Nostalgie in der digitalen Medienkultur. Berlin: Kadmos.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

092: § 5(1)

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21