Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170612 SE MA 1.2. "Theatrale und mediale Prozesse" (2025S)

Wundmale in den Künsten: Ästhetische Anatomie

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Beginn: 19. März 2025

  • Mittwoch 26.03. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 02.04. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 09.04. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 30.04. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 07.05. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 14.05. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 21.05. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 28.05. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 04.06. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 11.06. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 18.06. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
  • Mittwoch 25.06. 18:30 - 20:00 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Wundmale in den Künsten: Ästhetische Anatomie

In der kurzen Skizze Prometheus interpretiert Kafka den Mythos von Prometheus, die Götter und den Leber fressenden Adler als Tun hin zu einer Müdigkeit: "Die Götter wurden müde, die Adler wurden müde, die Wunde schloss sich müde." (Kafka, Hochzeitvorbereitungen auf dem Lande und andere Prosa, 1953). Die Wunde wurde nicht länger aufgerissen, die Müdigkeit der Götter hatte eine heilende Wirkung. Diese Müdigkeit versteht Kafka als Vermögen, das eine besondere Sichtbarkeit hervorruft. Das Aufbrechen des Inneren, das Öffnen des Körpers nach Außen ist mit dem Zeigen, der Wahrnehmung verbunden. Die Wunde ist offen, voller Leben wie die Künste. Den Zusammenhang zwischen Wunden und den Künsten stellt der Mensch dar, sowohl der die Wunde trägt als auch der, der hinschaut, um zu sehen, zu erkennen. Wunden werden zu einem Topos der Ästhetik. Die Kombination von Anatomie und Ästhetik liegt in der sinnlichen Erfahrung des Zeigens und des An-Schauens. Der Leichnam/die Anatomie und die himmlischen Gestirne werden über die antike, byzantinische Tradition bis weit in die frühe Neuzeit zu Wahrnehmungsdispositiven der Aussagen und Interpretationen, zur theatralen Zur-Schau-Stellung und mechanischen Zerlegbarkeit des Menschen herangezogen. Der Sehsinn, das Auge, der sezierende Blick werden zu dem bevorzugten Sinnesorgan. Die Zentralperspektive kanalisiert und strukturiert das "richtige" Sehen. Die Renaissance Künstler, allen voran Leonardo da Vinci betrieben anatomische Studien. Die Wunde, Zeigen und ihre Berührung werden zu einer Grammatik des Körpers, des Leibes, die sich in sinnlichen Prozessen erschließt. Der Blick ins Innere trägt (auch) einen sakralen Impetus. Die Seitenwunde Christus, die Opferung thematisieren u.a. Chris Burden „Trans-Fixed“ (1974), Roberto Cuoghis Beitrag für die Biennale 2017. Cuoghis Arbeit Imitazione di Cristo führt in Wärme- und Kältekammern, in denen Figuren des Gekreuzigten aus organischen Materialien verwesend anwesend sind. Assoziationen und Bezüge zum Leiden eines – oder des – Gekreuzigten kennzeichnen den Heilkundigen und den zu heilenden Joseph Beuys. Beuys hat die Gegensätze von Heilenden und Hilfesuchenden, von Mensch und Tier, von Arzt und Patient wiederholt thematisiert. Seine Beschäftigung mit Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer leitete seinen erweiterten Kunst- und Wissenschaftsbegriff zwischen Naturwissenschaft , Alchemie und Ästhetik. Sein Environment zeige deine Wunde (1974/75; Erstinstallation für die Galerie Schellmann und Klüser im Kunstforum München, 1976; Die heutige Aufstellung im Münchener Lenbachhaus wurde von Beuys 1980 verändert) transformiert in gewisser Weise Dürers Zeichnung »gelben Fleck« zur raumgreifenden Installation. »Eine Wunde, die man zeigt, kann geheilt werden« (Seidenfaden 1976, S. 9). "Ich habe die Wunde der Welt berührt" schreibt Christoph Schlingensief im Tagebuch. Die Wunde wird ihm zum Leitmotiv. "Wer seine Wunde zeigt, wird geheilt. Wer sie verbirgt, wird nicht geheilt", sind die zentralen Sätze in Christoph Schlingensiefs Oratorium Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir, die einzeln oder chorisch gesprochen den liturgischen Charakter der Handlung unterstreichen sollen. Über die christliche Assoziation zur Passionsikonographie hinaus werden Leinwände verwundet, zerschnitten, in den Aktionen von Valie Export („...Remote...Remote…“, 1973), Gina Pane („A l'immortel, cas n° 2 – Partition pour un hommage“, 1983) wird die Verwundung zur Selbstermächtigung. Dieses Zeigen, die öffentliche Sichtbarkeit führt zu der verheißenden, hoffnungsvollen Heilung. Die Wunde kann in der Ästhetik auch zum Vermittler, zum Stellvertreter einer vollzogenen Heilung des Gesellschaftskörpers werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

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Hinweis der Studienprogrammleitung: Wir möchten faire Bedingungen für alle Studierenden sicherstellen. Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen. Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann gestattet, wenn dies ausdrücklich eingefordert wird. Alle Informationen zu Ihren Rechten und Pflichten finden Sie in der Satzung, https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Seminar wird sich mit Forschungsfragen dem Thema nähern. Arbeitsprozess und der Weg der Erarbeitung der Thematik werden reflektiert und diskutiert. Selbstorganisiertes Forschen, Erstellung eines Forschungskonzepts (bis 30. April), das in kleinen Arbeitsgruppen Mai 2025 besprochen wird. Die (vorläufigen) Ergebnisse werden als Werkstattgespräche im Plenum im Juni präsentiert. Schriftliche Formulierung der Forschungsfrage (Arbeitsprozess und Erkenntnislage, Erweiterung durch Plenumsdiskussion). Abgabe der schriftl. Arbeit der vorläufigen Erkenntnisse per mail/attachment 12-15 Seiten bis 20.9. 2025.
Bewertungsschlüssel: Forschungskonzept/Arbeitsgruppe 30%, Präsentation/Werkstattgespräch 30%, Schriftliche Seminar-Arbeit 40%. Aufschlüsselung der Bewertung des Konzepts (max. 30 Punkte)
30-27 Punkte: Sehr gut; 26–23 Punkte: gut; 21–18 Punkte: befriedigend; 17-14 Punkte: genügend; ab 13 Punkte ungenügend; 2) Aufschlüsselung der Bewertung Werkstattgespräch (max. 30 Punkte) 30-27 Punkte: Sehr gut; 26–23 Punkte: gut; 12–18 Punkte: befriedigend;17- 14 Punkte: genügend; ab 13 Punkte ungenügend; 3) Aufschlüsselung der Bewertung der schriftlichen Arbeit (max. 40 Punkte) 40-35 Punkte: Sehr gut; 34–28 Punkte: gut; 27–21 Punkte: befriedigend; 20-14 Punkte: genügend; ab 13 Punkte ungenügend;

Prüfungsstoff

Historische und theoretische Zusammenhänge zwischen medizinischen Aspekten und Ästhetik sollen untersucht, Wissensformationen und Theoreme (Medizingeschichte, Kulturhistoriographie, culture performance, Ritualtheorien) zueinander in Relation gesetzt werden. Gespeist aus der Katechese, ihren Machtansprüchen, weltlichen Gegensätzen, und den Erkenntnissen der (Natur) Wissenschaften (Anatomie, Chirurgie, Sektionen) steht der Mensch vor Umbrüchen und Neuerungen, die Auswirkung auf ästhetisches Wahrnehmen zeigen.
Kriterien für den Abschluss bestehend aus : 1) Forschungskonzept, online Einreichung bis 30. April 2025; 2) Arbeitsgruppen: Besprechung der Konzepte im Mai 2025 3) Werkstattgespräche und Präsentation der Forschungen in Präsenz Plenum im Juni 2025; 3) schriftl. Arbeit (ca. 12-15 Seiten) der vorläufigen Erkenntnisse bis 20.9. 2025

Literatur

siehe moodle

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 06.02.2025 10:46