Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
170621 SE MA (G) 2.3. "Bruchstellen der Moderne" (2016S)
Dramen der Hikesie. Asyl und Schutzsuche in der griechischen Tragödie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Im Zuge der gegenwärtigen Zuspitzung der Debatten um Asyl und Flüchtlingsaufnahme haben die Theater relativ häufig auf Aischylos' Tragödie "Die Schutzsuchenden" (Hiketiden) zurückgegriffen. Doch der einzig erhaltene Teil der Danaiden-Trilogie ist nicht der einzige antike Theatertext, der zentral von der Frage handelt, wie die Polis mit Flüchtlingen verfahren soll. Von Aischylos' "Eumeniden" über Sophokles' "Ödipus auf Kolonos" bis zu Euripides' "Hiketiden" geht es in den Tragödien immer wieder um das Ritual der Hikesie, das spezielle Aufnahmeverfahren, in dem Ankömmlinge Schutz und Aufnahme durch eine Polis erbitten können. Ein genauerer Blick auf die Hikesie zeigt indes den gewaltigen Abstand, der heutige Verfahren von diesem aus dem archaischen Zeitalter herrührenden Ritual trennt. So hat die Hikesie zwei Stufen. Im primären Teil wenden Ankömmlinge sich an die Erde und die Götter des Landes und bitten diese um Aufnahme. Erst dann und in zweiter Linie folgt die personale Hikesie, die Verhandlung mit dem politischen Repräsentanten des Landes.
Die Zweistufigkeit der Hikesie setzt freilich voraus, dass die Polis sich als vorübergehenden Aufenthaltsort weiß, als poröse und durch keine Mauer dauerhaft zu schließende Stätte, die weder die einzige noch die wichtigste Herkunftsdefinition ihrer Bewohner zu geben vermag. Sie gründet in einem fragilen Wissen, das Heiner Müller "Gattungsbewusstsein" nannte und das, bei Aischylos noch Gegenstand tragischer Verhandlung, schon bei Euripides nicht mehr denkbar scheint; ablesbar nicht zufällig an der Veränderung des Chorgebrauchs.
Das Seminar möchte sich im Detail mit den Transformationen der Hikesie auseinandersetzen, die sich den Theatertexten von Aischylos bis Euripides ablesen lassen. Im Hintergrund steht nicht zuletzt ein Satz Heiner Müllers, der 1990 meinte, dass es nach dem Ende des Kalten Krieges "überhaupt keine andere politische Chance mehr" gebe als den Versuch, "die Aischylos-Position wieder möglich zu machen".
Die Zweistufigkeit der Hikesie setzt freilich voraus, dass die Polis sich als vorübergehenden Aufenthaltsort weiß, als poröse und durch keine Mauer dauerhaft zu schließende Stätte, die weder die einzige noch die wichtigste Herkunftsdefinition ihrer Bewohner zu geben vermag. Sie gründet in einem fragilen Wissen, das Heiner Müller "Gattungsbewusstsein" nannte und das, bei Aischylos noch Gegenstand tragischer Verhandlung, schon bei Euripides nicht mehr denkbar scheint; ablesbar nicht zufällig an der Veränderung des Chorgebrauchs.
Das Seminar möchte sich im Detail mit den Transformationen der Hikesie auseinandersetzen, die sich den Theatertexten von Aischylos bis Euripides ablesen lassen. Im Hintergrund steht nicht zuletzt ein Satz Heiner Müllers, der 1990 meinte, dass es nach dem Ende des Kalten Krieges "überhaupt keine andere politische Chance mehr" gebe als den Versuch, "die Aischylos-Position wieder möglich zu machen".
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Di 16.02.2016 09:00 bis Mi 02.03.2016 23:59
- Abmeldung bis Fr 18.03.2016 23:59
Details
max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Samstag 30.04. 15:00 - 19:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
- Sonntag 01.05. 10:45 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
- Sonntag 22.05. 12:00 - 16:30 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
- Montag 23.05. 08:00 - 13:00 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
- Samstag 11.06. 08:00 - 11:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
- Sonntag 12.06. 08:00 - 11:15 Seminarraum 3 2H467 UZA II Rotunde
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Teilnahme, Diskussionsbereitschaft, Expertengruppe, kurze schriftliche Abschlussarbeit
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Im Mittelpunkt stehen die Diskussion der Tragödien sowie die genaue Lektüre begleitender theoretischer Texte, "Expertengruppen" sollen für weitere Impulse sorgen.
Literatur
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
092: § 5(1)
Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21