Universität Wien

170623 SE MA 1.3. "Diskurse und Methoden" (2023W)

Familie. Eine mediale De/Konstruktion

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Neben den wöchentlichen Terminen sind Teil der Lehrveranstaltung:

1. Auftaktgespräch (Einzeltermine via Zoom; 15 Minuten Dauer; Anmeldung erfolgt im Kurs, Termine ganztägig nach Wahl am 31.10.2023)
2. Exkursion in ein Familienparadies und anschließende Nachbesprechung (am 15.12.2023, 11:00-17:00 Uhr; in der Terminliste enthalten)
3. Projektkolloquium (Raum Flux 2, Universität für angewandte Kunst, 1030 Wien, Vordere Zollamtsstraße 7, 2. Obergeschoß am 20.01.2024, 10:00-17:00 Uhr; in der Terminliste enthalten)
4. Workshop mit Sophie Lewis (Universität für angewandte Kunst, 1030 Wien, Vordere Zollamtsstraße 7, am 24.01.2024, voraussichtlich 18:00-20:00 Uhr)
5. Zwischenfazit am Ende der Vorlesungszeit (Einzeltermine via Zoom; 15 Minuten Dauer; Anmeldung erfolgt im Kurs, Termine ganztägig nach Wahl am 30.01.2024)

Dienstag 10.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 17.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 24.10. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 07.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 14.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 21.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 28.11. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Dienstag 05.12. 13:15 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Freitag 15.12. 11:00 - 17:00 Ort in u:find Details
Samstag 20.01. 10:00 - 17:00 Ort in u:find Details

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Familie und die Idee der Familiarität erscheinen wie eine anthropologische Konstante: zeitlos, alle Menschen überall verbindend. Dabei ist das, was wir heute unter 'Familie' verstehen – meist eine bürgerliche Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind(ern) – eine historisch junge Vorstellung, und zudem eine, die zutiefst mit dem Aufkommen und der Durchsetzung des Patriarchats und seiner gegenwärtigen Erscheinungsweise im Kapitalismus zu tun hat, wie Friedrich Engels und nach ihm viele andere Autor_innen gezeigt haben.

Familien und Familienpolitik sind wichtige Themen für den Staat, und zahlreiche politische Auseinandersetzungen in der Gegenwart sind tatsächlich biopolitische Fragen, die um Reproduktion, Formen des Zusammenlebens und Sorge kreisen. Familie ist ein politischer Kampfplatz.

Familie steckt dabei voller Widersprüche: Einerseits bildet sie in gesellschaftlichen Idealen einen sicheren Rückzugsort vor den Zumutungen der Außenwelt, soll sich als Ort von Liebe, Geborgenheit und Sicherheit erweisen. Zugleich ist die Familie in der Realität ein Ort von Gewalt und Mißachtung: Jede vierte Frau erfährt in der familiären Situation körperliche Gewalt; sexueller Kindesmissbrauch findet am häufigsten in der Familie statt; keine Psychotherapie kommt ohne die Thematisierung der Herkunftsfamilie aus.

Die Mehrzahl der Menschen in Österreich lebt nicht in einer Familie. Und doch bildet die Familie die Normalvorstellung des Sozialen. Wie kann das sein? Was macht Familie zu einer so hartnäckigen Leitvortsellung unserer Gegenwart? Und ließe sich diese Vorstellung überwinden? Darum geht es in diesem Seminar, in dem wir aus medien- und kulturwissenschaftlicher Sicht danach fragen, was Familie 'ist', wie sie als Denkfigur und soziale Realität hergestellt wird, und was Medien damit zu tun haben. Wir fragen nach dem, was eigentlich ein 'Familienfilm' ist, wie Medien Vorstellungen von Familie prägen, wie die weiße, heterosexuelle Kernfamilie zur moralischen, ökonomischen und institutionellen 'Keimzelle des Staates" wurde, wie Kapitalismus und Patriarchat zusammenhängen, Geschlechterordnung und Rassismus, die Idee des Schutzes der Familie und Nationalismus. Wir werden herausfinden, was der Satz 'Du bist Familie' eigentlich meint und in einer Exkursion vor dem 'Familienfest' Weihnachten einen typischen Ort für die ganze Familie besuchen, und analysieren, was 'doing family' heißt.

Im Kurs lesen wir ausgewählte Texte in deutscher und englischer Sprache. Es gibt keine Referate; in den einzelnen Sitzungen steht vor allem die Diskussion und Analyse in Kleingruppen und im Plenum im Vordergrund. Zur wöchentlichen Vorbereitung dienen kleine Schreib- und Vorbereitungsaufgaben; zudem entwickeln Sie parallel zur gemeinsamen Arbeit ein individuelles Forschungsprojekt, dessen erste Ergebnisse Sie in einem Projektkolloquium am Semesterende vorstellen werden und das in einen Aufsatz, der nach dem Ende der Lehrveranstaltung verfasst wird, mündet. Daher werden wir im Kurs auch immer wieder Fragen des Forschungs- und Schreibprozesses thematisieren.

Content Note: Ich freue mich, wenn Sie an diesem Kurs auch und gerade dann teilnehmen, wenn bei Ihnen das Nachdenken über Familie eher gemischte oder ungute Gefühle auslöst oder Sie nicht in einer Kernfamilie aufgewachsen sind. Als Teilnehmer_in sollten Sie bereit sein, den eigenen Bezug zum Thema Familie reflektieren zu wollen. Wir werden – in allgemeiner Weise – auch über sexualisierte und andere Gewalt in Familienverhältnissen sprechen und Texte lesen, die solche Themen behandeln.

In Kooperation mit der Abteilung Transkulturelle Studien am Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung der Universität für angewandte Kunst (Nanna Heidenreich, Viktoria Metschl).

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Lese- und Schreibaufgaben zur Vorbereitung (unbeurteilt; im Verlauf der Vorlesungszeit zu erbringen); Durchführung einer individuellen Projektbesprechung in der Sprechstunde bis spätestens 13.12.; Abstract des eigenen Forschungsprojekts von einer Seite Länge (40% der Endnote, bis 15.01.); Peer-Feedback/Präsentation im Rahmen des Projektkolloquiums (unbeurteilt); Aufsatz im Umfang von 25.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen, Abweichung max. 20%) (60% der Endnote; bis 30.03.)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Fristgemäße Erbringung sämtlicher unbeurteilten Aufgaben und positive Absolvierung aller beurteilten Einzelleistungen. Bewertungskriterien siehe Moodle. Es gelten die Beurteilungskriterien im "Handbuch wissenschaftliches Arbeiten in der Theater-, Film- und Medienwissenschaft"

Prüfungsstoff

In der Lehrveranstaltung vermittelte Kompetenzen und Fähigkeiten

Literatur

Die Literatur wird via Moodle und in einem Handapparat in der Fachbereichsbibliothek bereitgestellt

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 02.10.2023 13:28