Universität Wien

170711 UE Linkes Kino. Zwanzig Altösterreicher in der linken Filmkultur Berlins 1918-1933 (2018S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Anmeldung: Die selbstständige Anmeldung über u:space innerhalb der Anmeldephase zu Semesterbeginn ist für die Teilnahme an dieser Lehrveranstaltung verpflichtend. Eine nachträgliche Anmeldung ist nicht möglich. Die Anmeldezeiten entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter https://spl-tfm.univie.ac.at/studium/

Anwesenheitspflicht in der ersten Einheit: Studierende, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung. Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Plagiate: Prüfungsleistungen und Prüfungszugänge, die durch das Verwenden unerlaubter Hilfsmittel oder durch absichtsvolles Plagiieren erlangt werden, werden laut Satzung der Universität Wien (§13, §74) nicht beurteilt, sondern im Sammelzeugnis untilgbar mit (X) bewertet. Dies ist auch nach bereits erfolgter Benotung rückwirkend möglich, wenn sich der Tatbestand des Plagiats erst im Nachhinein erweisen sollte. Als Plagiat gilt die absichtsvolle und undeklarierte Übernahme von fremdem geistigen Eigentum ohne Angabe der Quelle; der Begriff des Plagiats umfasst dabei wörtliche Zitate ebenso wie übersetzte Übernahmen und Paraphrasen.

Weitere Infos zum Studium finden Sie unter https://spl-tfm.univie.ac.at/

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Bitte ergänzen Sie unser Seminar durch den Besuch der Filmretrospektive „Linkes Kino. Von Prometheus zu Hitler“ im METRO Kino des Filmarchivs Austria (vorgesehen ab April / Mai 2018). Auch der Besuch der dazugehörigen Ausstellung über die österreichische Filmkultur der Zwischenkriegszeit 1918-1938 im METRO Kinokulturhaus wird dringend empfohlen.

  • Samstag 17.03. 15:00 - 18:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Sonntag 18.03. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Samstag 28.04. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Sonntag 29.04. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Samstag 30.06. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde
  • Sonntag 01.07. 09:00 - 13:00 Seminarraum 4 2H558 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die linke Filmkultur der Weimarer Republik ist wesentlich von Altösterreichern geprägt worden. Das ist das Ergebnis eines aktuellen, von 15 Autoren durchgeführten Forschungsprojektes des Filmarchivs Austria: „Linkes Kino. Altösterreicher in der Weimarer Republik“. Die Ergebnisse werden ab April / Mai 2018 in Rahmen der gleichnamigen Buchveröffentlichung, einer Filmretrospektive im Metro-Kino vorgestellt. Der überwiegende Teil des Personals der kommunistischen Filmfirmen Prometheus und Weltfilm, der Besucherorganisation „Volksfilmverband“, sozialdemokratischer Filmproduktionen und auch zahlreicher parteipolitisch unabhängiger Filmproduktionen der Avantgarde stammte aus der Donaumonarchie. Die Biografien von einundzwanzig AutorInnen wurden genauer untersucht: Ernst Angel (*1894 Wien), Béla Balázs (*1874 Szeged), Andor von Barsy (*1899 Budapest), Albrecht Viktor Blum (*1888 Brünn), Franz Höllering (*1896 Baden bei Wien), Georg Höllering (*1897 Baden bei Wien), Arnold Höllriegel (*1883 Wien), J. A. Hübler-Kahla (*1902 Wien), Günther Krampf (*1899 Wien), Andor Kraszna Krausz (*1904 Szombathely), Leo Lania (*1896 Charkow, ab 1903 in Wien), Edmund Meisel (*1894 Wien), Ernö Metzner (*1892 Szabadka), Leo Mittler (*1893 Wien), Laszló Moholy-Nagy (*1895 Bácsborsód), János Reismann (*1905, Szombathely), Leontine Sagan (*1899 Budapest), László Schäffer (*1893 Uschgorod), Alex Strasser (*1898 Wien), János Székely (*1901 Budapest) und Hans Tintner (*1894 Wien). Darunter sind Regisseure und eine Regisseurin, Drehbuchautoren, Szenenbildner, Kameramänner, Filmproduzenten, Musiker, Filmkritiker und Filmprofessoren.
Verantwortlich für den Exodus der Talente aus den ehemaligen Ländern der Donaumonarchie ist nicht nur eine rigide antikommunistische Hetze, Interessenlosigkeit für politische Filmarbeit und Kapitalmangel, sondern vor allem das gelähmte künstlerische Klima in der Zwischenkriegszeit. Zudem hatte man in Berlin in Film und Theater die alten Zöpfe radikaler abgeschnitten (man denke nur an Dada) als in Wien, Budapest und Prag. In Berlin hofften nun viele linke Altösterreicher eine gesicherte Existenz zu finden. Die Fixierung auf die Nationen hatte in die Katastrophe des 1. Weltkrieg geführt. Das Vaterland sozialistisch und kommunistisch orientierter Künstler war traditionell die Internationalität. Da die Altösterreicher aus einem Vielvölkerstaat kamen, dem die Idee der Nation von je her wenig zentral war, taten sie sich leichter, international zu denken und zu arbeiten.
ZIELE: Ziel des Seminars ist es, einen vorgegebenen Filmkorpus zu erfassen und filmgeschichtlich einzuordnen. Es geht darum, anhand zentraler Filme die Entwicklung der linken Filmkultur der Weimarer Republik nachzuvollziehen und darin die Beiträge der altösterreichischen Autoren herauszuarbeiten. Vor allem die Gründe für den Auszug der altösterreichischen Talente sollen recherchiert und diskutiert werden.
METHODEN: Nach einer Einführung in die linke Filmpolitik der Weimarer Republik und in die Methodologie durch den Seminarleiter wird das Seminar ausgewählte Filme (ggf. nur Ausschnitte) sichten und diskutieren. Referate der Studenten im 2. und 3. Seminarblock werden auf die Filme vorbereiten. Das Ziel ist es, einen eigenen kritischen Text zu einem ausgewählten Film zu erstellen. Dabei wird vor allem das kompakte und persönliche Schreiben erlernt und wie Beschreibungen zu verdichten sind durch beispielhafte, aber dennoch für den Gesamtfilm typische Bilderschilderungen. Einige dieser Hausarbeiten sollen zum dritten Seminarblock bereits vorliegen und vorgetragen werden. Hier gibt es durch die Rückmeldung von Plenum und Seminarleiter die Möglichkeit, die schriftliche Hausarbeit aufgrund der Diskussion zu verbessern und am Seminarende endgültig einzureichen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art der Leistungskontrolle:
Mündliche Mitarbeit + Referat + schriftliche Hausarbeit.

1. Die mündliche Beteiligung ist sehr wichtig. Insbesondere Studenten, die Mühe haben, sich von sich in die Diskussion einzuschalten, sollten diesem Punkt besondere Aufmerksamkeit und besonderes Bemühen widmen.

2. Die Referate im 2. und 3. Seminarblock können / müssen allein oder ggf. (je nach Seminargröße) als Gruppenreferat gehalten werden. Beim Referat wird die Klarheit der Darstellung und der vorgetragenen These, aber auch das Zeitmanagement (Einhalten der Zeitvorgabe) und die Souveränität des Gesamtauftritts beurteilt. Bringen Sie schriftliche Fassungen für den Seminarleiter mit, um so genauer kann die Rückmeldung auf das Vorgetragene erfolgen.
Das Referat soll maximal 10' Länge haben und wird direkt im Anschluss an die gemeinsame Sichtung des Films bzw. der Filmausschnitte vorgetragen. Es soll das Gesehene problematisieren und einem Aspekt zuspitzen. Nicht nur einfache Inhaltswiedergabe, sondern bringen Sie ihre Hintergrundrecherche zu dem Film hier bereits ein. Bitte kein Aufsagen biografischer Informationen, anderer Filmarbeiten etc., sondern konkrete Auseinandersetzung mit dem behandelten Film und seinen Problematiken. Die vorgetragenen Referate werden hinsichtlich Stil und inhaltlicher Thesen diskutiert und kommentiert durch Plenum und Seminarleiter.

3. Die Schriftliche Hausarbeit bitte spätestens zum 15. Juli 2018 per e-mail an den Seminarleiter. Nutzen Sie die Möglichkeit, den fertigen Text bereits zum 3. Seminarblock mitzubringen und vom Plenum diskutieren zu lassen. Bitte bringen sie dann Fotokopien für alle Studenten mit, damit die Rückmeldung präziser erfolgen kann. Sie können diese Hausarbeit aufgrund der Anregungen und Kritik dann nochmals überarbeiten und dem Seminarleiter bis zum 15. Juli 2018 eingereichen. Andere, nicht vorgetragene Hausarbeiten werden selbstverständlich zum selben Termin eingereicht.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Teilnahmevoraussetzungen: Da durch die Form des Blockseminars nur begrenzt Zeit zur Verfügung steht, ist die Anwesenheit bei sämtlichen sechs Terminen absolut unerlässlich und Voraussetzung für den Erwerb einer Benotung. Maximales Fehlen von ein, zwei Stunden mit Entschuldigung können notfalls akzeptiert werden. Studierende haben die Möglichkeit, sich nach dem ersten Tag von der Lehrveranstaltung konsequenzlos abzumelden. Die Note setzt sich aus drei Elementen zusammen: 1. aus der mündlichen Mitarbeit (25% der Benotung). 2. aus dem Referat (25%). 3. aus der Hausarbeit (50%). Sie soll als persönlicher, kritischer Text zu einem der gezeigten Filme erstellt werden. Der Film soll vor allem in seiner Form, d.h. in seinen ästhetischen Operationen, beschrieben werden, aus denen die Inhalte sich ableiten. Dabei sollen idealerweise auch andere im Seminar gesichtete Filme einbezogen werden, etwa als Abgrenzung, Vergleichsobjekt oder bei der Einordnung des Films in den Gesamtfilmkorpus.

Prüfungsstoff

Folgende Filme werden bearbeitet:

Aufmarsch- und Avantgardefilme der KPD:
Im Schatten der Maschine - Albrecht Viktor Blum / Leo Lania, 1928, 17’
Die Rote Kamera, 2. Teil - J. A. Hübler-Kahla, 1928/29, 6’
Tatsachen – Das zeigt euch seit 10 Jahren die AIZ - Albrecht Viktor Blum, 1931, 7'
Der sozialkritische Dokumentarfilm der KPD:
Im Schatten der Weltstadt - Albrecht Viktor Blum, 1929/30, 16’
100.000 unter roten Fahnen - Phil Jutzi, 1930, 17’
Der proletarische Spielfilm der KPD::
Um's tägliche Brot... Hunger in Waldenburg - Phil Jutzi / Leo Lania, 1928/29, 55’
Der proletarische Spielfilm der SPD:
Brüder - Werner Hochbaum, D 1929, 81’
Wahl-, Presse und Avantgardefilme der SPD:
Im Anfang war das Wort - Ernö Metzner, D 1928, 23’
Was wählst Du? [= Teil aus Dein Schicksal] - Ernö Metzner, D 1928, 10’
Polizeibericht: Überfall - Ernö Metzner, D 1928, 19’
Das Ende von Prometheus & Weltfilm
Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt - Slatan Dudow, 1930, 12’
Kuhle Wampe - Slatan Dudow / Bert Brecht / Ernst Ottwalt / Hanns Eisler, D1932, 68’
Die unabhängige Linke: Filme von Moholy-Nagy
Berliner Stilleben - Laszlo Moholy-Nagy, 1932, 12’
Großstadt-Zigeuner - Laszlo Moholy-Nagy, 1932, 10’
Der Spielfilm der bürgerliche Linken: Antiautoritär
Mädchen in Uniform - Leontine Sagan, 1931, 83'
Kameradschaft - G. W. Pabst, 1931, 92’

Literatur

Günter Agde / Alexander Schwarz (Hg.): Die rote Traumfabrik. Meschrabpom-Film und Prometheus 1921-1936, Berlin: Bertz + Fischer 2012.
Arbeiterbühne und Film, Reprint, hgg. von Richard Weber, Köln: Gaehme Henke 1974.
Oksana Bulgakowa (Hg.): Die ungewöhnlichen Abenteuer des Dr. Mabuse im Lande der Bolschewiki. Berlin: Freunde der Deutschen Kinemathek 1995. Zu den deutsch-sowjetischen Filmbeziehungen in der Weimarer Zeit, u.a. zur Rezeption der "Russenfilme" in Deutschland.
Film und revolutionäre Arbeiterbewegung in Deutschland 1918-1932, hgg. von Gertraude Kühn, Karl Tümmler and Walter Wimmer, Berlin (Ost): Henschel 1978.
Film und Volk: Reprint, hgg. von Richard Weber, Köln: Prometh 1978.
Jürgen Kinter: Arbeiterbewegung und Film (1895-1933), Hamburg: Medienpädagogik-Zentrum 1985.
Willi Münzenberg: Erobert den Film!, Berlin: Neuer Deutscher Verlag 1925.
Bruce Murray: Film and the German Left in the Weimar Republic, Austin: University of Texas Press, 1990.
Thomas Tode: Dosiertes Muskelspiel. Die linke Filmkultur der Weimarer Republik, in: Geschichte und Ästhetik des dokumentarischen Films in Deutschland 1895-1945, Band 2: 1918-1933 (Weimarer Republik), hgg. von Antje Ehmann, Jeanpaul Goergen und Klaus Kreimeier, Stuttgart: Reclam 2005.
Thomas Tode (Hg.): Linkes Kino. Altösterreicher in der Weimarer Republik, Wien: Filmarchiv Austria 2018 (erscheint April / Mai 2018).
Hans-Gunter Voigt: Filmdokumente zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1911-1933, Koblenz/Berlin: Bundesarchiv-Filmarchiv 1991.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21