Universität Wien

170713 UE Ästhetische Grenzüberschreitungen (2024S)

Von Künstler*innenkolonien und Kommunen zu Künstler*innenkollektiven

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Beginn 13.3. 2024

Mittwoch 06.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 13.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 20.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 10.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 17.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 24.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 15.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 22.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 29.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 05.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 12.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 19.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
Mittwoch 26.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

All Together Now
Eine Ästhetik der Grenzüberschreitung ist zwischen Kunst als sozial engagierte Öffentlichkeit und Politik zu beobachten. Künstler*innenkollektive standen bei der in vielen Punkten umstrittenen 59. Kunstausstellung, La Biennale di Venezia 2022 im Mittelpunkt. Mit dem Titel der Biennale „Milk of Dreams“ ist die Leitidee skizziert: Über/Lebensformen des Menschen, ästhetische und soziale Aspekte mit kollektiven Strategien zu verbinden. In den gezeigten Projekten wurde politischer und sozialer Aktivismus zur Kunstform erklärt, ein Konzept, das in der Kunst mittlerweile mitunter ein von ästhetischen Kriterien abgehobenes Eigenleben führt. Kunstfelder werden durch die Überschreitung und Verschiebung ihrer Grenzen neu positioniert. Lässt sich eine Entwicklung von den historischen Künstler*innenkolonien, den Kommunen hin zu Arbeits/Kollektiven feststellen, mit all ihren Brüchen, Veränderungen und neuen Tendenzen? Politisches und künstlerisches Terrain gehen in den Aktionen und sozial engagierten Interventionen in einander über.
Eine Strategie, die Christoph Schlingensief bereits in den 2000er Jahren in seinen Aktionen praktizierte. Er mischte die Spielregeln und Sehgewohnheiten neu, verstand Struktur und Inhalte gesellschaftlicher Verhältnisse als Modell und Folie für seine konstruierten theatralen Interventionen. „Grenzüberschreitungen von Kunst in politische Felder fungieren im wesentlichen einerseits als temporäre Interventionen und andererseits als Strategie zur nachhaltigen Erweiterung /Veränderung von Kunstfeld und Kunstbegriff.“ (Raunig. Charon. Eine Ästhetik der Grenzüberschreitung, Wien 1999, S. 100). Ästhetische zur Schau-Stellung als auch die Kategorisierung des Kunstbegriffs sind somit schwer zu fassen, Transformationen werden im künstlerischen Erfahrungsraum einbezogen. Janice Mitchell erkennt in der Praxis und der Strategie der Kollektive einen ästhetischen und aktivistischen Kontext: “[….] durch den Räume geschaffen werden, in denen Diskurse eine auf die Gesellschaft überspringende Dynamik entfalten können, die auf eine Miteinbeziehung von Akteuren über das Kollektiv selbst hinaus zielt.“ (Kunstforum International, Bd. 285, 2023, S. 89). Immer schwieriger wird es den Begriff Kollektiv in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Sozialarbeit von den Künsten zu fassen. Die Differenzierung betrifft die Unterscheidung in Teilhabe, Partizipation, Kooperation, Kollaboration, Komplizenschaft. Die Grenze zwischen Ethik und Ästhetik wird fluid.
In den Zünften, Gilden und Künstlerwerkstätten des Spätmittelalters waren Kollaboration und Kollektivität fester Bestandteil künstlerischen Schaffens. Das Bekenntnis zu gemeinsamen ästhetischen und formalen Ansätzen bis zu gemeinschaftlichen sozialen und politischen Belangen führte bei den historischen Vorgänger*innen auch zu gemeinsamen Lebensformen in Künstler*Innenkolonien (Ascona Monte Verità) und zur Gründung und Gestaltung von Lebensmodellen in Kommunen (Mühl Kommune Zurndorf). Die Homogenisierung und Neutralisierung der unterschiedlichen Formen von Familien- und Sexualleben führen zu repressiven Hierarchien und Unterdrückungsmechanismen. Fragen der Unterordnung bei gleichzeitiger Selbstbehauptung beherrschen den Dialog. Das Selbstverständnis als Gruppe, das Ich- vs. Wirverständnis prägen auch die aktuellen Fragen der Kollektive (Zentrum für politische Schönheit, Guerrilla Girls, ruangrupa ua.). Autor*innenschaft, Entscheidungsfindungen im Team, Hierarchien, wie wird Subjektivität zur Intersubjektivität, kann die Dichotomie von Individuum und Kollektiv auch zur Entfremdung führen, sind wesentliche Diskussionspunkte. Erfahren die Fundamente des Zusammenlebens, die kollektive Praxis in Krisenzeiten eine Schlagseite in Richtung Egozentrik oder fordern politische und gesellschaftliche Krisen nicht vielmehr Kollektivität, die Auseinandersetzung und neu Verhandlung von Regeln, Formen und Normen ?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Übung wird sich mit Forschungsfragen dem Thema nähern. Arbeitsprozess und der Weg der Erarbeitung der Thematik werden reflektiert und diskutiert. Selbstorganisiertes Forschen, Erstellung eines Forschungskonzepts, das in kleinen Arbeitsgruppen April/Mai 2024 besprochen wird. Die (vorläufigen) Ergebnisse werden als Werkstattgespräche im Plenum Juni 2024 präsentiert. Schriftliche Formulierung der Forschungsfrage (Arbeitsprozess und Erkenntnislage, Erweiterung durch Plenumsdiskussion). Abgabe der schriftl. Arbeit der vorläufigen Erkenntnisse per mail/attachment ca. 4 Seiten bis 20. 9. 2024.
Kriterien für den Abschluss bestehend aus : 1) Forschungskonzept, online Einreichung bis 17. April 2024; 2) Arbeitsgruppen: Besprechung der Konzepte April/Mai 2024; 3) Werkstattgespräche und Präsentation der Forschungen in Präsenz Plenum Juni 2024; 3) kurze schriftl. Arbeit (ca. 4 Seiten) der vorläufigen Erkenntnisse bis 20. 9. 2024

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziele und Methoden:

Ästhetische, kulturhistoriorapische und kulturtheoretische Bedeutung der Künster*innenkolonien und Kommunen bis hin zu den zeitgenössischen Künstler*innenkollektiven, ihre gesellschaftspolitischen Implikationen. Verfolgung von historischen und zeitgenössischen Tendenzen, Brüchen und Bedeutungsverschiebungen. Offenes Forschen und Diskutieren, transdisziplinäres Arbeiten. Erstellung eines Forschungskonzepts, Besprechung in Kleingruppen, Präsentation in Form von Werkstattgesprächen im Plenum, kurze schriftliche Zusammenfassung.
Bewertungsschlüssel: Forschungskonzept/Arbeitsgruppe 40%, Präsentation/Werkstattgespräch 40%, Schriftliche Arbeit 20%.
1) Aufschlüsselung der Bewertung des Konzepts (max. 40 Punkte)
40-35 Punkte: Sehr gut; 34–30 Punkte: gut; 29–24 Punkte: befriedigend; 23-19 Punkte: genügend; ab 18 Punkte ungenügend; 2) Aufschlüsselung der Bewertung Werkstattgespräch (max. 40 Punkte) 40-35 Punkte: Sehr gut; 34–30 Punkte: gut; 29–24 Punkte: befriedigend; 23-19 Punkte: genügend; ab 18 Punkte ungenügend; 3) Aufschlüsselung der Bewertung der schriftlichen Arbeit (max. 20 Punkte) 20-17 Punkte: Sehr gut; 16–12 Punkte: gut; 10–8 Punkte: befriedigend; 8-5 Punkte: genügend; ab 4 Punkte ungenügend;

Prüfungsstoff

siehe moodle

Literatur

Literaturliste siehe moodle

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 25.01.2024 12:06