Universität Wien

170738 UE I AIN'T NO MUSEUM: CHEWING THE PHONE ARCHIVE (2023W)

Artistic Research x Filmmuseum

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 17.10. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 07.11. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 14.11. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 21.11. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 12.12. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 09.01. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG
  • Dienstag 30.01. 13:15 - 16:30 Österreichischen Filmmuseum "Unsichtbares Kino 3" EG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Was, wenn unser Handyvideoarchiv Geschichte ist, noch bevor es verloren geht? Wie kann aus einem Handyvideoarchiv Erinnerungsarbeit entstehen? Was verraten uns gesammelte Momentaufnahmen aus unserem Leben und Alltag über die Situation einer Gesellschaft? Ausgehend von Anna Spanlangs experimenteller und queer-feministischer Videoarbeit CEREAL (2021) sowie ihren mit KLITCLIQUE (2017-2020) konzipierten Musikvideos und der Webserie GREEN SCREAM (2020) wollen wir einen Blick auf das persönliche Bewegtbildarchiv werfen – und die Bindungen dieses Archivs an Gemeinschaft, an (Pop)Kultur, letztlich an das Politische ausloten: Denn das Private – wie uns Feminismus und soziale Bewegungen lehren – ist stets politisch. Es liegt irgendwo im nicht mehr binär begreiflichen Raum, in dem das Individuelle, das Virtuelle, das Lokale und das Globale in ihren unauflöslichen Widersprüchlichkeiten zusammenwirken. Backlash meets emancipation: Welche subversiven Potentiale kommen diesen ephemeren Videos also jenseits von Narzissmus, Moralismus und Nabelschau mit Blick auf das Kollektive zu?

Die Auseinandersetzung mit den mobilen Mitschnitten von unseren Gruppen, von Reisen, Küchengesprächen und Demos, die Remixes und Aneignungs- und Transformationsprozesse von Material, das wir im Netz sammeln, führt uns in die Geschichte der privaten filmischen Aufzeichnung: Seit dem Aufkommen von Film und Schmalfilm um 1900 finden wir „private“ Aufzeichnungen und filmische Ephemera (Mitschnitte, Medleys, Abfilmungen, Reste): Wir begegnen darin hegemonialen Zusammenhängen des Alltags (vom Familienfilm, über Hochzeitsvideos, bis hin zum Lehrfilm), vielfach aber auch werden diese Ego-Dokumente als Orte des Widerstands begreiflich: Gerade dort, wo Politik und Öffentlichkeit entlang der Parameter von race, class und gender Ausschlüsse produziert (durch Kriminalisierung von rassisierten, trans und queeren Personen, durch die Zurückdrängung von Frauen und deren Rechte auf körperliche Selbstbestimmung oder von disableisierten Personen), werden gerade das Private, das Häusliche relevant.
in ihrer mobilen Neuverteilung relevant – und flimmern über die Displays. Ephemere Videos bergen immer auch einen Überschuss an Information: den Raum betreffend, aber auch die Bündnisse von Körpern und deren Regulierung: Inwiefern also werden unsere Videoarchive auch als Gegenöffentlichkeiten begreiflich und wo beginnt das subversive Potential von „privaten“ Archiven?

Jene komplexen Themen wie häusliche Gewalt, Femizide, prekäre Arbeitsbedingungen im Kunst- und Kulturbetrieb und die alltägliche patriarchale, rassistische, spätkapitalistische Shitshow insgesamt treffen in diesem Kurs auf queer-feministischen Widerstand und auf eine menstruierende Skater*innenszene, die im Smartphonevideo ein demokratisches Medium findet, ein Medium der Revision: Denn das erneute und wiederholte Betrachten ist immer auch eine Möglichkeit, die Perspektive zu shiften, Dinge neu zu betrachten, die eigene Meinung zu ändern. "Platz4GeplatzteProjekte" also! Oder, wie wir mit Walter Benjamin oder Paul Preciado einwerfen können: In ihnen liegt ein utopisches Potential, das wir für eine Gegenwartskritik heranziehen können!
Die Lehrveranstaltung ist als Einführung in die künstlerische Forschung und ihre Ansätze konzipiert. Sie konfrontiert mit künstlerischen Anliegen, Arbeitsweisen und Erfahrungen der filmischen Praxis. Sie geht davon aus, dass ein angeleitetes Ausprobieren von audiovisuellen Möglichkeiten die Gelegenheit gibt, filmische Werke anders zu lesen. Ziel ist es, Film und Bewegtbild als ein Werkzeug der Wissensproduktion und des Erkenntnisgewinns begreiflich und nutzbar zu machen. Wir arbeiten in Anlehnung an Praxen und Theorien des Experimentalfilms. Die Resultate der künstlerischen Forschungsprojekte (kurze experimentelle Versuchsanordnungen und ihre Diskursivierung) werden potentiell und formabhängig im Kinosaal oder via-Online-Formate des Filmmuseums präsentiert und diskutiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zu Beginn - und nach einer theoretischen Hinführung zu Anliegen der künstlerischen Forschung im Audiovisuellen - ist ein Screening und Künstlerinnengespräch mit Anna Spanlang geplant. In dialogischer Form wird eine Begegnung mit der Künstlerin und ihrem Werk ermöglicht. Unter wissenschaftlich-künstlerischer Anleitung werden anschließend filmische experimentelle Auslotungen des Smartphonevideo-Archivs konzipiert, versuchsartig umgesetzt und der Forschungsprozess dabei dokumentiert. Die Umsetzung der jeweiligen künstlerischen Forschungsprojekte erfolgt in der Gruppe und Einzeln, sie wird als work in progress betreut.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Zunächst ist einzeln und schriftlich eine konzeptuelle Reflexion auszuarbeiten (1 Seite). Die konzeptuelle Arbeit an den Projekten erfolgt in der Gruppe und ist in ihrem Fortschritt jede Einheit zu dokumentieren. Auf die zweiwöchentlichen Kurzpräsentationen gibt es stets Feedback - es wird Einheit für Einheit kollektiv daran gearbeitet. Nach der Exposition / Abschlusspräsentation der Projekte ist ein kurzer Bericht über Prozess und Erkenntnisgewinn einzureichen.

Der positive Abschluss aller Teilleistungen (schriftliche Reflexion 30%, Fortschrittspräsentation 30%, Produktion & Bericht 40%) ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung gesamt.

Prüfungsstoff

Siehe oben.

Literatur

Wird in der LV bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 18.10.2023 11:48