Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

180055 SE Natur - Kultur - Moral (2021S)

Philosophische Anthropologie und Ethik

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Termine gelten für digitale Videokonferenzen

  • Mittwoch 10.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 17.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 24.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 14.04. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 21.04. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 28.04. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 05.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 12.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 19.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 26.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 02.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 09.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 16.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 23.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 30.06. 11:30 - 13:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel dieser digital abgehaltenen Lehrveranstaltung ist eine von Kant ausgehende Bestimmung der moralphilosophisch relevanten Bezüge Philosophischer Anthropologie im Anschluss an Plessner mit Blick auf zeitgenössische Theorien der Anthropogenese.

Für Kant verweisen die mit der Selbständigkeit vernünftigen Denkens und Handelns verbundenen Grundfragen der Philosophie auf den Begriff des Menschen. Dieser erhält im Rahmen der Philosophischen Anthropologie die Fassung eines an die Natur gebundenen, bio-psycho-sozialen, Vernunft und Moral bildenden Lebewesens. Daraus resultiert die theoretische und praktische Anforderung einer objektivierenden Erweiterung und Vertiefung des subjektzentrierten, transzendentalen Anspruchsniveaus von Kant. Eben darum geht es Plessner, wenn er im Zusammenhang mit der Bestimmung des Menschen den apriorischen Charakter seiner natürlichen und sozialen Umwelt hinsichtlich ihrer materialen Modi bzw. Seinsweisen ins Blickfeld seiner Überlegungen rückt. Material sind gegenständlich gegebene Modalitäten der anthropologischen Verfassung als von außen gegebene Bedingungen und inhaltliche Voraussetzungen des Denkens und Handelns. A priori sind solche Modalitäten insofern, als sie, um überhaupt gewusst werden zu können, zuerst einmal in einer bestimmten Begriffsform gegeben sein müssen. Vor diesem Hintergrund stellt sich daher auch im Anschluss an Plessner die Frage nach der aktuellen Geltungskraft des praktischen Apriori der von Kant kategorisch behaupteten Unbedingtheit des moralischen Gesetzes, sowie der aus ihm resultierenden Folgen für die unter Berücksichtigung ihrer Bindung an die Natur verlaufende, soziale Organisation der Individuen im Rahmen ihrer anthropologischen Verfassung. Obwohl es bislang als unbestritten gilt, dass moralische Urteile unabhängig von der Erfahrung und somit nicht empirisch sind, wirft E. Tugendhat in diesem Zusammenhang unter Bezugnahme auf Kants „Kritik der reinen Vernunft“ mit Blick auf die zentrale Problemstellung der praktischen Vernunft die Frage auf, inwieweit Urteile, so auch moralisch praktische, überhaupt apriori sein können. In die Richtung einer solchen Fragestellung weisen gegenwärtig unter anderem jene mit dem Begriff der Moral befassten, hinsichtlich ihrer Problemstellung mit dem Sinngehalt der Philosophischen Anthropologie von Plessner kompatible Theorien, welche sich im Sinne einer Objektivierung des Anspruches an Moral auf geschichtlich und prähistorisch belegbare Fakten und Ereignisse stützen, wie etwa die Theorie der Naturgeschichte der Moral bei M. Tomasello oder die historisch-genetische Theorie der Moral des Plessner-Schülers G. Dux. In beiden Fällen wird der Versuch unternommen, die der Humanspezifik entsprechende Moral mit der darin eingeschriebenen Funktion von Autonomie und Freiheit aus einem phylogenetisch und ontogenetisch verlaufenden Prozess des soziokulturellen Anschlusses der anthropologischen Verfassung an eine evolutionär vorgelagerte Naturgeschichte zu rekonstruieren.

Allgemeine Präsentation und Vorbesprechung der Lehrveranstaltung am 10.03.2021.
Vor dem Hintergrund einer ausführlicheren schriftlichen Einleitung in das Thema durch den Leiter der Lehrveranstaltung wird die weitere methodisch-didaktische Vorgangsweise in der Erarbeitung und Präsentation einschlägiger Literatur in Form von Referaten bestehen. Dies mit Schwerpunktausrichtung auf einen Basistext der in der Literaturliste angegebenen Hauptliteratur unter optionaler Miteinbeziehung von Texten aus der Ergänzungsliteratur.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1.) Durchgehende Anwesenheit und aktive Mitarbeit bei den per Moodle / Big Blue Button abgehaltenen Plenarveranstaltungen.
2.) Referat-Beiträge zu vereinbarten Themen und Terminen.
3.) Zwei schriftlich zu verfassende Arbeitsaufträge im Umfang von je 5.000 bis 6.000 Zeichen ohne Leerzeichen sowie eine schriftliche Abschlussarbeit in Form einer SE-Arbeit im Umfang von 40.000 bis 50.000 Zeichen ohne Leerzeichen bzw. einer BA-Arbeit entsprechend den dafür lt. Studienplan vorgegebenen Bestimmungen.

Dazu ist folgender Ablauf geplant: Im Anschluss an die allgemeine Vorbesprechung des Seminars am 10.03. erfolgt die organisatorische Vorbereitung für den Ablauf der Referate. Dafür sollen in einem ersten Schritt Meldungen zu einem jeweils bevorzugten Thema bis spätestens 24.03. 2021 erfolgen. Im zweiten Schritt werden nach Themen gegliederte Gruppen gebildet, samt Zuordnung zu Terminen vom 21.04. 2021 bis 23.06.2021 durch den Seminarleiter. Im dritten Schritt werden die von den Referat-Gruppen zu behandelnden Themen zum jeweiligen Termin präsentiert.

Als erster Referat- Präsentationstermin nach der allgemein einleitenden Vorbesprechung ist unter Berücksichtigung der Referat-Vorbereitungsphase (in der keine Plenarveranstaltung stattfindet) der 21.04. 2021 vorgesehen. Letzter Präsentationstermin ist der 23.06. Der 30.06. sollte gegebenenfalls einer allgemeinen Nachbesprechung vorbehalten werden.

Als erlaubtes Hilfsmittel zur inhaltlichen Gestaltung der Referate und Abschlussarbeiten dient in erster Linie die vorgegebene Haupt- und Nebenliteratur. Für Referate, Arbeitsaufträge und Abschlussarbeiten können mit Bezug auf die vorgegebene Hauptliteratur z.B. folgende Themen gewählt werden:

* Die mit dem Begriff des Menschen verbundenen Grundgedanken der
moralisch-praktischen Vernunft bei Kant

* Methode, Theorie und Systematik der Philosophischen Anthropologie Plessners
anhand der einschlägigen Erörterungen bei H.H. Holz

* Die kritische Erörterung der moralischen Urteilskraft Kants durch E. Tugendhat und
die daraus folgenden Konsequenzen für eine Philosophische Anthropologie der Moral

* Die naturgeschichtliche Rekonstruktion der Genese von Moral bei M. Tomasello

* Grundgedanken der historisch-genetischen Theorie der Moral von G. Dux

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Erfüllung der für die Leistungskontrolle vorgesehenen Erfordernisse

Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie automatisch zu, dass Ihre schriftlichen Teilleistungen mittels Turnitin
geprüft werden.

Prüfungsstoff

Ausgewählte Texte aus der in der Literaturliste angegebenen Fachliteratur

Literatur

1. Hauptliteratur

Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Kant: Kritik der praktischen Vernunft / Grundsätze A 35 - A 100
Plessner, H.: Die Stufen des Organischen und der Mensch (1928)
Holz, H.H.: Mensch – Natur. Helmuth Plessner und das Konzept einer dialektischen
Anthropologie, Bielefeld 2003
Tugendhat, E.: Vorlesungen über Ethik, F.a.M. 1993
Tomasello, M.: Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral, Berlin 2016
Dux, G. Die Moral in der prozessualen Logik der Moderne, Weilerswist 2004

2. Ergänzungsliteratur

Fleischer, M.: Mensch und Unbedingtes im Denken Kants. Eine kritische Darlegung,
Freiburg / München 2009
Utz, K.: Quid mihi ? Zur Methode der Grundlegung der Ethik bei Kant.
In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 2016 Band 64 Heft 2
Fischer, J.. Exzentrische Positionalität. Studien zu Helmuth Plessner, Weilerswist 2016
Tomasello, M.: Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens, F.a.M. 2014
Dux, G.: Historisch-genetische Theorie der Kultur, Weilerswist 2000
Lukács, G.: Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins. Die Arbeit,
Neuwied u. Darmstadt 1973
Menke, Ch.. Autonomie und Befreiung, In: Khurana, Th. / Menke,Ch.(Hg.):
Paradoxien der Autonomie, Berlin 2011
Honneth, A.: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik
sozialer Konflikte, F.a.M. 1994

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 08.07.2023 00:17