Universität Wien

180056 SE Exklusion, Rassismus, Gewalt (2024S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Di 30.04. 09:45-11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 13.03. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Dienstag 09.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 16.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 23.04. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 07.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 14.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 21.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 28.05. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 04.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 11.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 18.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 25.06. 09:45 - 11:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das SE stellt sich die Aufgabe, Phänomene der Exklusion, der Diskriminierung und des Rassismus in ihrer spezifischen Gewaltsamkeit zu analysieren Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer phänomennahen Deskription und philosophischen Reflexion von Rassismus als einer exemplarischen Form „sozialer Gewalt“ bzw.sog. "negativer Vergesellschaftung" (W. Hund). Die beunruhigende Problematik, mit der wir uns auseinandersetzen werden müssen, wir der Frage gelten, ob Rassismus und weiterhin Gewalt als Phänomene "negativer Sozialität" irreduzibel in das Politische eingeschrieben sind, d.h. ob unsere Ideale von prozeduraler Gerechtigkeit, diskursiver Vernunft, Kampf um Anerkennung oder teleologischer Ausrichtung auf das "gute Leben" ihre un-austreibbare Schattenseite nur maskieren.
Da Rassismus — und genauer verschiedene Rassismen — bislang zu wenig explizites Thema philosophischer Reflexion waren, ist (1) von einzel-, v.a. sozial- und humanwissenschaftlichen Analysen rassis-tischer Gesellschaftsformationen und Gewaltverhältnisse auszugehen. Als Textmaterial werden daher v.a. auch sozialtheoretische, historische und kulturwissenschaftliche Analysen herangezogen. Zentrale philosophische Probleme, die in diesen Zusammenhängen auftreten, dort jedoch zumeist ungestellt ver-bleiben, sollen im Rahmen des Seminars kritisch reflektiert werden. (2) Im Anschluss daran wird der Frage nachgegangen, wie Rassismus als eine spezifische Form sozialer Gewalt philosophisch adäquat thematisiert werden kann und (3) was aus den entsprechenden Einsichten für anti-rassistische Praxen und Politiken folgt.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund verfolgt die LV die folgenden Ziele:
1. die zentralen „Methoden“ des Rassismus unter Anwendung phänomenologischer Analysemethoden herauszuarbeiten;
2. Rassismen und rassistische Gewaltverhältnisse konkret zu beschreiben und zu analysieren;
3. die erkenntnistheoretischen und ethischen Probleme der Rassismusreflexion zu reflektieren;
4. die Verflechtung von (rassistischer) Gewalt, Gemeinschaft und Politik zu beleuchten;
5. das interdisziplinäre Potential phänomenologischer Analyse konkret zur Anwendung zu bringen.

Inhaltliche Schwerpunkte:
1. Theoretische und begriffliche Verortung des Rassismus in der Gewaltforschung
2. Rassismustheorien und historische Formen des Rassismus (vom biologischen zum kulturalisti-schen Neo-Rassismus)
3. „Methoden“ des Rassismus
4. Zum Umgang mit Rassismus: Zwischen „colour-blindness“ und strukturellem Rassismus
5. Neo-Rassismus und Globalisierung

Methodik:
1. Einführung in die LV und in die Thematik durch den Vortragenden;
2. Lektürereflexionen zu 3 Basistexten;
2. gemeinsame Diskussion zentraler Passagen der Basistexte;
3. Referate der TeilnehmerInnen zu ausgewählten Themen bzw. Texten;
4. Arbeit in Gruppen zu ausgewählten Fragestellungen, Präsentation & Diskussion;
5. Abschlussdiskussion und geneinsame Evaluation des Seminars;
6. Abfassung einer Hausarbeit (erweiterte Verschriftlichung der Präsentation)
7. Besprechung der schriftlichen Arbeiten in Einzelgesprächen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art der Leistungskontrolle:

1. Schriftliche Lektürereflexionen zu den 3 Basistexten (2-3-seitig) (jeweils 2 Tage vor dem Termin einzureichen)

2. Mündliches Referat (vorzubereiten in einer Arbeitsgruppe). Dieses sollte folgende Punkte umfassen: a) die Darlegung der zentralen These/n des Textes; b) die Exposition der Argumentation; c) eine entsprechende Selektion zentraler, ausgewählter Zitate; d) die Formulierung von Kritik und Fragen an den Text; e) die Präsentation von allgemeinen Schlussfolgerungen, möglichst unter Einbeziehung der Einsichten, die die Basistexte eröffnet haben; Rekurs auf eigenes Vorwissen, Kontextualisierung
Der Umfang des Konzeptreferats sollte ca. 6-8 Seiten betragen. Das Konzept wird per moodle allen TN vorab zugänglich gemacht. ALLE Konzeptreferate sind spätestens 3 Tage vor dem jeweiligen Termin abzugeben! Die Ausarbeitung einer begleitenden PPT-Präsentation wird empfohlen.

3. Aktive Mitarbeit im Seminar
4. Schriftliche Seminararbeit (respektive umfassende Ausarbeitung des gehaltenen Referats) (formale Vorgaben: Umfang: ca 15-20 Seiten, 1,5 Zeilenabstand, 12pt. Schriftgröße; Referenzen mit In-Text-Zitaten (z.B. Chicago-Style) anführen, d.h. inklusive eigener Literaturliste!)
5. Mündliche Nachbesprechung

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die folgenden Anforderungen (prozentuell aufgeschlüsselt) sind relevant:
1. Zeitgerechte Abfassung der 3 Lektürereflexionen (30)
2. Erarbeitung eines Referats in einer vorbereitenden Arbeitsgruppe (20)
3. Aktive Beteiligung an den Sitzungen (20)
3. Eigenständige Abfassung einer Hausarbeit , i.S. einer umfassenden Verschriftlichung des vorbereiteten Referats (30)
4. Individuelle Nachbesprechung

Notenschlüssel:
1: 100-91
2: 90-81
3: 80-71
4: 70-61
5: 60-00

Prüfungsstoff

Es handelt sich um eine prüfungs-immanente LV, daher erfolgt die Beurteilung fortlaufend durch die vorgesehenen Teilleistungen (Reflexionen zu den Basistexten, Vorbereitung des/r Referatstext/e, Präsentation, schriftliche Hausarbeit)

Literatur

a.) Basistexte (voraussichtlich!)

(1) F. FANON, "Die gelebte Erfahrung des Schwarzen." In ders., Schwarze Haut, weiße Masken, Frankfurt/M.
(2) W. D. HUND, "Negative Societalisation. Racism and the Constitution of Race." In: Wages of Whiteness & Racist Symbolic Capital, hg. v. Wulf D. Hund, Jeremy Krikler, David Roediger. Berlin: Lit 2010, S. 57-96.
(3) S. AHMED, "A Phenomenology of Whiteness." Feminist Theory 8(2), 2007, 149-168

b.) Weitere Literatur
L. ABU-LUGHOD, "Do Muslim Women Really need saving? Anthropological Reflections on Cul-tural Relativism and Its Others." American Anthropologist 104/3 (2002), 783-90
L. M. ALCOFF, "The Phenomenology of Racial Embodiment", in: dies., Visible Identities. Race, Gender, and the Self, Oxford 2006, 179-194)
A. AL-SAJI, "The racialization of Muslim veils: A philosophical analysis." Philosophy & Social Crit-icism 2010 (36), 875-902
E. BALIBAR, "Gibt es einen Neo-Rassismus?" In ders. / I. Wallerstein, Rasse, Klasse, Nation. Am-bivalente Identitäten, Berlin 1990, 23-37
R. BERNASCONI, "The invisibility of racial minorities in the public realm of appearances." In K. Thompson & L. Embree (Hg.), Phenomenology of the Political, Dordrecht et al. 2000, 169-187
U. BIELEFELD, "Das Konzept des Fremden und die Wirklichkeit des Imaginären." In ders. (Hg.), Das Eigene und das Fremde. Neuer Rassismus in der alten Welt?, Hannover 1991, 97-128C.
C. HEADLEY, "Delegitimizing the normativety of 'whiteness." A critical Africana philosophical study of the metaphoricity of whiteness." In: G. Yancy (Hg.), What white looks like : African-American philosophers on the whiteness question, London et al.: 2004, 87-106
M. FOUCAULT, In Verteidigung der Gesellschaft, Frankfurt/M. (Vorlesung v. 17.3. 1976, 282-311)
L. GORDON, "Race, Theodicy, and the Normative Emancipatory Challenges of Blackness." South Atlantic Quarterly (2013) 112/4(2013): 725–736.
S. HALL, „Rassismus als ideologischer Diskurs“ (1989), in: N. Räthzel (Hg.), Theorien über Rassismus, Hamburg 2000, 7-16
W. D. HUND, "Die weiße Norm: Grundlagen des Farbrassismus." In M. S. Hering Torres (Hg.), Cuerpos Anómalos, Bogotá: Universidad Nacional de Colombia 2008, 171-203.
D. LAPEYRONNIE, Die Ordnung des Formlosen. Die soziale und politische Konstruktion von Rassismus in der französischen Gesellschaft. Mittelweg 36, 3 (2001), 79-92
A. MBEMBE, Kritik der schwarzen Vernunft (Kap. 1: "Das Rassensubjekt", 27-80)
--. Politik der Feindschaft. FrankfurtM.: Suhrkamp 2017 (ausgewählte Kapitel)
F. A. SHETH, Toward a Political Philosophy of Race, Albany 2009 (Kap. 1: "The Technology of Race and the Logic of Exclusion", 21-39)
A. TOPOLSKI. "The Race-Religion Intersection: A European Contribution to the Critical Philosophy of Race." Critical Philosophy of Race, 6 /1(2018), 58-81.
—. "Good Jew, Bad Jew ... Good Muslim, Bad Muslim: 'Managing' Europe's Others." Ethnic and Racial Studies, 41/12(2018), 2179-2196.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 04.03.2024 06:06