Universität Wien

180078 SE Philosophische Anthropologie und Moralphilosophie (2022S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 09.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 16.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 23.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 30.03. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 06.04. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 27.04. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 04.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 11.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 18.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 25.05. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 01.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 08.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 15.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 22.06. 11:30 - 13:00 Digital
  • Mittwoch 29.06. 11:30 - 13:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel dieser Lehrveranstaltung ist eine auf Kant zurückweisende Erarbeitung der moralphilosophisch relevanten Bezüge Philosophischer Anthropologie im Anschluss an Plessner.

Bei Kant verweisen die mit der Selbständigkeit vernünftigen Denkens und Handelns verbundenen Grundfragen der Philosophie auf einen mit theoretischer und praktischer Autonomie ausgezeichneten Begriff des Menschen. Moral versteht sich im Rahmen der kantischen Grundlegung zur Metaphysik der Sitten als der Vernunft verdanktes, Autonomie sicherndes Regelsystem unter der Funktionsgrundlage praktisch-apriorisch vorgegebener Richtlinien in Gestalt der Maximen des kategorischen Imperativ. Keine Erwähnung findet darin allerdings der von Kant in der Schrift Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht vorgebrachte Gedanke jener Naturanlagen der anthropologischen Verfassung, welche auf den Gebrauch der Vernunft ausgerichtet sind. Unter dieser Voraussetzung hätte demnach der Mensch alles, was über die lebendige Anordnung seines tierischen Daseins hinausgeht, eigenaktiv aus sich selber heraus zu setzen. Wie H.H. Holz bemerkt, wird das hier von Kant aufgeworfene Problem der Naturvoraussetzungen der menschlichen Existenz erst im Rahmen der Philosophischen Anthropologie von Plessner behandelt. Davon ausgehend wird die der anthropologischen Verfassung entsprechende Systematik der Begriffe in der Schrift Die Stufen des Organischen und der Mensch ausgearbeitet. Die damit verbundenen, moralphilosophischen Implikationen werden zwar bei Plessner nicht ausführlich entwickelt, sie lassen sich allerdings am zentralen Begriff der exzentrischen Positionalität ablesen. Darin drückt sich eine die Grenzen der Naturbindung überschreitende Exzentrierung aus, welcher sich die humanspezifische Autonomie verdankt.
Darauf beruhen auch die an Plessner anschließenden Überlegungen von G. Dux in seinem Versuch darzulegen, weshalb Moral gegenwärtig nicht mehr ausschließlich im Sinne des praktischen a priori der von Kant kategorisch behaupteten Unbedingtheit des moralischen Gesetzes, sondern darüber hinaus als gesellschaftlich variables Resultat geschichtlich und ontogenetisch wirkender Bildungsprozesse zu begreifen wäre.

Vor dem Hintergrund einer ausführlichen (schriftlichen) Einleitung in das Thema durch den Leiter der Lehrveranstaltung wird die weitere methodisch-didaktische Vorgangsweise in der Erarbeitung und Präsentation einschlägiger Literatur bestehen. Dies mit Schwerpunktausrichtung auf einen Text der in der Literaturliste angegebenen Hauptliteratur unter optionaler Miteinbeziehung von Texten aus der Ergänzungsliteratur.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1.) Teilnahme an virtuell über Moodle / Big Blue Button online abgehaltenen Seminarterminen mit Referaten Mi. 11:30-13:00. Dazu sollen nach einer Vorbesprechung am 09.03.2022 im nächsten Schritt Meldungen zu Referatthemen bis spätestens 23.03. eeingebracht werden. In weiterer Folge werden vom Seminarleiter bis 30.03. nach Themen gegliederte Gruppen, samt Zuordnung zu Terminen vom 27.04 bis 29.06.2022 gebildet und den Studierenden übermittelt. Beginnend mit dem ersten Referattermin am 27.04. werden die vorgesehenen Themen zum jeweils eingetragenen Termin präsentiert.

2.) 2 schriftlich zu verfassende Arbeitsaufträge im Umfang von je 5.000 bis 6.000 Zeichen ohne Leerzeichen sowie schriftliche Abschlussarbeit in Form einer SE-Arbeit im Umfang von 40.000 bis 50.000 Zeichen ohne Leerzeichen bzw. einer BA-Arbeit entsprechend den dafür lt. Studienplan vorgegebenen Bestimmungen.

Für Referate und Abschlussarbeiten können z.B. folgende Probleme gewählt werden:

*Kant und die Grundelemente seiner Moralphilosophie
*Kant und der Begriff des Menschen
*Kant und die naturale Entwicklungsdimension mit Bezug auf die Willensfreiheit
*Kant und die anthropologische Verfassung
* Plessners Konzept der Philosophischen (dialektischen) Anthropologie
* Plessner und die Grundbegriffe der Philophischen Anthropologie
* Der Lebensbegriff bei Plessner und der Mensch als Lebewesen
* Der Menschenbegriff bei Plessner mit bes. Ber. der Person und des Geistes
* Plessners Kritik des cartesianischen Dualismus
* Plessners Kant-Kritik
* Plessners Begriff der dialektischen Natürlichkeit des Menschen
* Plessners Begriff des Geistes
* Der soziokulturelle Bezug des moralischen Geistes bei Plessner

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Erfüllung der für die Leistungskontrolle vorgesehenen Erfordernisse.
Anwesenheitspflicht, Studierende dürfen zweimal unentschuldigt fehlen. Die Präsentation ist verpflichtend zu halten.
Präsentation: 30 Punkte
- Seminararbeit: 50 Punkte (vorgegebener/vereinbarter Abgabetermin ist einzuhalten)
- Beteiligung in den Diskussionsphasen (Konstruktive, fachlich richtige Beiträge und
Engagement bei der Besprechung der Präsentationen): 20 Punkte
Für eine positive Beurteilung der Lehrveranstaltung sind 60 Punkte erforderlich. 1 (sehr gut) 100-90 Punkte 2 (gut) 89-81 Punkte 3 (befriedigend) 80-71 Punkte
4 (genügend) 70-60 Punkte 5 (nicht genügend) 59-0 Punkte

Prüfungsstoff

Texte aus der in der Literaturliste angegebenen Fachliteratur

Literatur

Hauptliteratur

KANT: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
KANT: Kritik der praktischen Vernunft
KANT: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht
PLESSNER: Die Stufen des Organischen und der Mensch (1928)
DUX, G.: Die Moral in der prozessualen Logik der Moderne, Weilerswist 2004
DUX, G.: Historisch-genetische Theorie der Kultur, Weilerswist 2000

Ergänzungsliteratur

PLESSNER: Die Krisis der transzendentalen Wahrheit im Anfang (1918)
PLESSNER: Die Einheit der Sinne. Grundlinien einer Ästhesiologie des Geistes (1923)
PLESSNER: Anthropologie der Sinne (1970)
PLESSNER: Die Frage nach der Conditio humana (1961)
HOLZ, H.H.: Mensch-Natur. Helmuth Plessner und das Konzept einer dialektischen
Anthropologie, Bielefeld 2003
KANT: Kritik der reinen Vernunft (Einleitung, Raum, Zeit, Schematismus, Dritte Antinomie)
HEGEL.: Phänomenologie des Geistes (Vorrede, Einleitung, Die sinnliche Gewissheit,
Bewusstsein, Selbstbewusstsein)
PIAGET: Biologie und Erkenntnis.
LUKACS: Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins. Die Arbeit
KÖNIG, J.: Sein und Denken. Studien im Grenzgebiet von Logik, Ontologie und
Sprachphilosophie, Tübingen 1969
TOMASELLO, M.: Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, F.a.M. 2002
RHEMANN, J.: Wie lernen wir, fremde Absichten zu deuten ? Über den Verstehen und Geist bildenden Beitrag der Humanontogenese. In: DZPhil 3/2008

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27