Universität Wien

180082 SE Theorien sprachlicher Gewalt (2013S)

Zum Verhältnis von Sprache und Gewalt bei Derrida, Butler, Levinas

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Tutorium: Mittwoch 19-21, NIG, HS 2h, Kontakt: sergej.seitz@univie.ac.at
zusätzl. findet am Donnerstag & Freitag, den 13.6. & 14.6.2013 ein Vortrag & Workshop zu Judith Butler mit Tatjana Schönwälder-Kuntze im Rahmen der Reihe "Transformationen des Politischen" statt
Weitere Informationen: http://homepage.univie.ac.at/gerald.posselt/lehre.htm

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 19.03. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 09.04. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 16.04. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 23.04. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 30.04. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 07.05. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 14.05. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 28.05. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 04.06. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 11.06. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 18.06. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Dienstag 25.06. 17:00 - 19:15 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Obwohl im Zuge des linguistic turn Sprache zum zentralen Gegenstand der Philosophie des 20. Jahrhunderts avancierte und spätestens seit den 1960er Jahren (wenn man von Benjamins Kritik der Gewalt absieht) das Problem der Gewalt im Mittelpunkt verschiedenster theoretischer Anstrengungen stand, blieb die Frage nach dem gegenseitigen Bedingungsverhältnis von Sprache und Gewalt bis zum Ende des 20. Jh. in der Sprachphilosophie weitgehend ausgespart. Entweder wurde das Verhältnis von Sprache und Gewalt als ein rein äußerliches oder als das eines strengen Gegensatzes betrachtet: Demnach beginnt Gewalt dort, wo das Sprechen verstummt, während sich menschliches Handeln vor allem durch Sprechen vollzieht (Arendt). Wenn Sprache dennoch gewaltsam ist, so insofern sie an einer vorgängigen Gewalt parasitär partizipiert oder die Grundlagen verständigungsorientierten Handelns durch zweckrationale Prozesse unterminiert werden (Habermas).
Erst in jüngster Zeit gibt es vermehrt Bemühungen, das intrinsische und wechselseitige Bedingungsverhältnis von Sprache und Gewalt systematisch in den Blick zu bekommen. Ausgehend von der Beobachtung, dass wir mit Sprache nicht nur Gewalt beschreiben, ausdrücken und artikulieren, sondern auch Gewalt ausüben, sowie von der Überlegung, dass Sprache selbst ein gewaltsames Moment eigen zu sein scheint, wird die Möglichkeit einer strikten Trennung von Sprache und Gewalt in Frage gestellt. Während im ersten Fall die verletzende Kraft der Sprache ausgehend von ihrem performativen Akt- und Handlungscharakter gedacht wird, wird sie im zweiten Fall auf die in der Sprache sedimentierten Strukturen und Konventionen zurückgeführt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

:: regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit
:: Lektüreprotokolle
:: Impulsreferat
:: Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel des Seminar ist es - ausgehend von Derrida, Butler und Levinas - das intrinsische Verhältnis von Sprache und Gewalt kritisch herauszuarbeiten und in seiner Paradoxalität - insbesondere im Hinblick auf mögliche Strategien des Zurück- und Gegen-Sprechens - produktiv fruchtbar zu machen. Dahinter steht die These, dass sich weder ein angemessenes Verständnis von Sprache ohne Berücksichtigung der Gewalt noch ein angemessenes Verständnis zwischenmenschlicher Gewalt ohne Berücksichtigung der Sprache gewinnen lässt.

Prüfungsstoff

Das Seminar wendet sich an fortgeschrittene BA-Studierende und Studierende im Master-Studiengang, die bereit sind sich mit komplexen und schwierigen theoretischen Texten intensiv auseinanderzusetzen. Das Seminar ist als eine Lektüre orientiertes Theorieseminar konzipiert. Didaktische Kernelemente bilden die intensive Lektüre der Texte, die Präsentation der Texte mittels kurzer Impulsreferate und die gemeinsame Diskussion. Die sichere Vertrautheit mit den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens und dem Verfassen von schriftlichen Arbeiten sowie die eigenständige Lektüre und Präsentation der seminarrelevanten Texte wird vorausgesetzt.

Literatur

Die im Seminar behandelten Primärtexte werden entweder als Reader oder als PDF zur Verfügung gestellt. Der Reader ist ab Anfang Oktober in der Facultas-Buchhandlung im NIG erhältlich.

Zur Einführung:
Herrmann, Steffen K./Kuch, Hannes: "Philosophien sprachlicher Gewalt – Eine Einleitung", in: Kuch, Hannes/Herrmann, Steffen K. (Hg.): Philosophien sprachlicher Gewalt. 21 Grundpositionen von Platon bis Butler. Weilerswist: Velbrück 2010, 7-31.
Posselt, Gerald: »Sprachliche Gewalt und Verletzbarkeit. Überlegungen zum aporetischen Verhältnis von Sprache und Gewalt«, in: Schäfer, Alfred/Thompson, Christiane (Hg.): Gewalt. Paderborn: Schöningh 2011, 89-127.

Weitere Literaturhinweise: http://homepage.univie.ac.at/gerald.posselt/lehre/SE_Theorien-sprachlicher-Gewalt_SS13.htm

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 13, BA M 9 und BA M 11,
MA alt: M1 und M2
MA neu: M1, M2, M3C

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36