Universität Wien

180084 SE Sexualität und Geschlecht (2013S)

Diskurstheoretische Verortungen des Subjekts bei Foucault, Butler und Lacan

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

FR 12.04.2013 16.00-19.00 Ort: Hörsaal 2i NIG 2.Stock;
SA 13.04.2013 10.00-13.00 Ort: Hörsaal 2i NIG 2.Stock;

FR 31.05.2013 16.00-19.00 Ort: Hörsaal 2i NIG 2.Stock;
SA 01.06.2013 10.00-13.00 Ort: Hörsaal 2i NIG 2.Stock;

FR 07.06.2013 16.00-19.00 Ort: Hörsaal 3C, NIG
SA 08.06.2013 10.00-13.00 Ort: Hörsaal. 2H NIG 2.Stock;

FR 21.06.2013 16.00-19.00 Ort: Hörsaal 3C, NIG
SA 22.06.2013 10.00-13.00 Ort: Hörsaal 3C, NIG

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel des Seminars es, Sexualität und Geschlecht diskurstheoretisch zu verorten, wobei die Frage nach der Konstitution des Subjekts im gesellschaftlichen Kontext den Ausgangspunkt bilden soll. Methodisch werden hierzu drei verschiedene diskurstheoretische Auffassungen erläutert:

(1.) Die Diskursanalyse Michel Foucaults (1970-er Jahre):
Hiernach bringen hegemoniale und institutionell verankerte Diskurse einer Gesellschaft (wie z. B. der medizinische und juristische Diskurs) die Sexualität der Subjekte hervor. Foucault stützte sich dabei auf eine auf F. Nietzsche zurückgehende genealogische Methode, mittels der er die Sexualität des Menschen als ein historisches Dispositiv und normative Bedeutungsformation verstand. Foucault zeigte auf, dass die Subjektvorstellungen über den Vergleich mit normabweichenden Positionen ( die in Europa ab der Neuzeit mit der Sexualität von Frauen, Kindern, verrückten oder delinquenten Personen verbunden wurden) konstituiert wurden. Hierbei schloss Foucault jedoch das Begehren des einzelnen als eigene Analysekategorie bewusst aus seiner methodischen Vorgehensweise aus, wodurch die Sexuierung des Subjekts im Dunklen blieb.

(2.) Judith Butlers diskursiv-performative Theorie des Geschlechts (1990-er Jahre):
Methodisch verknüpft Butler Foucaults Diskurstheorie mit der Dekonstruktion J. Derridas, um gesellschaftliche Hierarchien der Ungleichheit sowie deren soziale Ausschlüsse oder Abwertungen (z. B. von Frauen, Homo-, Transsexuellen oder Transgender-Personen) als Wirkungen eines heteronormativen Diskurses sichtbarzumachen. In diesem Kontext entwickelte sie die These, wonach der biologische geschlechtliche Körper (Sex) als diskursiver Effekt der soziokulturell erzeugten Geschlechtsidentität (Gender) begriffen werden müsse. Dies brachte ihr die Kritik ein, den Diskurs in Bezug auf die Sexualität des Körpers überbewertet zu haben. Daraufhin versucht sie, das Begehren des Menschen als eigenen Analysefaktor mit der Diskursanalyse zu verbinden, wobei sie sich zentral auf S. Freuds Modell der melancholischen Einverleibung berief. Butlers Versuch, Foucault und Freud zu verbinden, wurde jedoch dahingehend kritisiert, dass er zu sehr einer ichpsychologischen und damit bewussten Auffassung vom Subjekt verhaftet blieb.

(3.) Jacques Lacans Diskurstheorie (1960-er Jahre):
Lacan wandte sich mit der Entwicklung einer strukturellen Psychoanalyse gegen ichpsychologische Deutungen des Freudschen Werkes, wobei er die Konstitution des Subjekts über die Sexuierung als einen psychischen Prozess der Annahme des geschlechtlichen Körpers unter dem normativen Druck der Gesellschaft verstand. Von 1969-1970 entwickelte er anlässlich der zeitgleich stattfindenden französischen Studentenrevolte derart eine politische Theorie des Diskurses, wo er die Verbindung von inter- und intrapersonellen Aspekten der Subjektgenese aufzeigte und diese in Bezug zur gesellschaftlichen Herrschaft, zum sprechenden Subjekt, zum sexuellen Genießen sowie zum Anspruch auf Wissen bestimmte

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel


Wichtigste Literatur:
Butler, J. (1990): Das Unbehagen der Geschlechter.
Butler, J. (1997): Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung.
Foucault, M. (1971): Nietzsche, die Genealogie, die Historie, in: Schriften, 2. Bd. 2002.
Foucault, M. (1975): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses.
Foucault, M. (1976): Sexualität und Wahrheit, Band I.
Freud, S. (1924): Das Ich und das Es, in: G. W., Bd. XIII.
Lacan, J. (1969-70): Seminar XVII. Die Kehrseite der Psychoanalyse. (Übersetzung v. G. Schmitz). Hrsg. vom Lacan-Archiv Bregenz 2007.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Fragestellungen:
? Was ist unter Diskurs nach Foucault, Butler und Lacan zu verstehen?
? Inwiefern verbinden sich damit unterschiedliche Methoden, das Verhältnis von Sprache, Sexualität und gesellschaftlicher Herrschaft zu analysieren?
? Worin unterscheiden sich die jeweiligen Subjektbegriffe?
? Welche Rolle spielt Geschlecht in diesen drei Diskurstheorien?
? Welche Antworten geben diese Theorien im Bezug auf die Verinnerlichung von Normen? Helfen sie, die Verbindung von inter- und intrapersonellen Aspekten zu klären?
? Wie erlauben sie den Wechsel von Normen und Machtverhältnissen zu denken? Welche Rolle kommt dabei dem Wissen zu?

Literatur

Didaktik:
Das Seminar beginnt mit einer Einführung in die Thematik. Danach wird die relevante Literatur in vier Unterrichtsblöcken referiert und gemeinsam diskutiert. Die Anwesenheit und aktive Mitarbeit der Studierenden sowie das Verfassen einer Seminararbeit ist Voraussetzung für einen Zeugniserwerb.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 13, BA M 11, LA PP 57.3.7

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36