Universität Wien

180090 LPS Austin: Theorie der Sprechakte (2012W)

5.00 ECTS (3.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

DI 17.00-20.15, Hörsaal 3F, NIG, 3. Stock, 14-tägig
Erster Termin: Di 9.10.2012, 18.30-20.15 Uhr
Tutorium Mi 18-20 Uhr, NIG, HS 2H

Informationen zur LV: http://homepage.univie.ac.at/gerald.posselt/lehre/LPS_Austin_Theorie-der-Sprechakte_WS12-13.htm

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

John L. Austins (1911-1960) 1955 in Harvard als William James Lecture präsentierte Vorlesung "How to Do Things with Words" gilt nicht nur als eine der zentralen Grundlagentexte der Sprachphilosophie. Austins Vorlesung hat darüber hinaus zahlreiche andere Disziplinen beeinflusst, indem sie den Grundstein zu dem gelegt hat, was später unter dem Titel performative oder pragmatische Wende in den Sprach-, Literatur-, Kultur- und Sozialwissenschaften firmieren wird.
Ausgehend von der Beobachtung, dass wir mit unseren Äußerungen nicht nur bestehende Sachverhalte behaupten und beschreiben, sondern dass wir, indem wir eine Äußerung machen, vor allem etwas tun, führt Austin die Unterscheidung zwischen konstativen und performativen Äußerungen ein. Im Zuge seiner Analyse kommt Austin jedoch zu dem Ergebnis, dass sich diese Unterscheidung nicht streng aufrechterhalten lässt und und formuliert in der Folge eine allgemeine Theorie der Sprechakte, nach der jede Äußerung als ein Akt aufgefasst werden muss, der sich hinsichtlich verschiedener Aspekte analysieren lässt.
Während sich Autoren wie der amerikanische Sprachphilosoph John R. Searle im Anschluss an Austin, die Ausarbeitung einer systematischen Theorie der Sprechakte zum Ziel gesetzt haben, unterstreichen Autoren wie Benveniste, Derrida, de Man, Felman, Zizek oder Butler gerade die Produktivität von Austin "ursprünglichem" Begriff des Performativen. Nicht zuletzt diese kontroverse Rezeptionsgeschichte von Austins Vorlesungen macht deren Reiz aus, insofern sie uns zeigt, auf welch unterschiedliche Art und Weise ein Text - gegebenenfalls auch gegen seine eigenen Behauptungen und Voraussetzungen - gelesen werden kann und muss.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1. regelmäßige und aktive Mitarbeit
2. eigenständige Vorbereitung der Texte anhand eines Lektüreleitfadens
3. Kurzpapers
4. abschließende Proseminararbeit

Der erfolgreiche Abschluss oder begleitende Besuch der IK Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und der VO Einführung in die Sprachphilosophie von Flatscher/Posselt wird empfohlen. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird vorausgesetzt.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel des Lektüreseminars ist die textnahe Auseinandersetzung mit Austins Vorlesungen, die Einführung in die Grundlagen der Sprechakttheorie sowie die produktive Rezeption von Austins Theorie in Philosophie, Sprachwissenschaft, Sozialwissenschaft und Kulturwissenschaft.
Nach einer Einführung in die Techniken des Close Reading und der rhetorischen Textanalyse sollen am Beispiel von Austins Texten unterschiedliche Lektürestrategien und Lesweisen (logisch-argumentativ, hermeneutisch, rhetorisch) vermittelt und eingeübt werden.

Prüfungsstoff

Literatur

-- Austin, John L. (1975): How to Do Things with Words. Ed. by J. O. Urmson and Marina Sbisà. Second edition. Cambridge, Mass.: Harvard UP [dt.: Zur Theorie der Sprechakte. Deutsche Bearbeitung von Eike von Savigny. 2. Aufl. Stuttgart: Reclam 1979].
-- Austin, John L. (1970): Philosophical Papers. Ed. by J. O. Urmson and G. J. Warnock. Second Edition (first published 1961). Oxford: Clarendon Press [dt.: Gesammelte philosophische Aufsätze. Übers. und hg. von Joachim Schulte. Stuttgart: Reclam 1986].
-- Derrida, Jacques (2001): "Signatur Ereignis Kontext", in: Jacques Derrida: Limited Inc. Wien: Passagen, 15-45.
-- Ijsseling, Samuel: "Philosophie und Textualität. Über eine rhetorische Lektüre philosophischer Texte", in: Orth, Ernst Wolfgang (Hg.): Zur Phänomenologie des philosophischen Textes. Freiburg: Alber 1982, 57-76.
-- Rolf, Eckard (2009): Der andere Austin. Zur Rekonstruktion/Dekonstruktion performativer Äußerungen - von Searle über Derrida zu Cavell und darüber hinaus. 1. Aufl. Bielefeld: transcript.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 2.3 (alt und neu), PP § 57.2.4, HPS M4

Letzte Änderung: Sa 08.07.2023 00:17