Universität Wien

180094 SE Human Enhancement - Utopie oder Dystopie? (2014S)

Die ethische Debatte

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 14.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Donnerstag 03.04. 15:00 - 18:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Freitag 04.04. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Donnerstag 15.05. 15:00 - 18:15 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Freitag 16.05. 09:45 - 13:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Donnerstag 12.06. 12:00 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Freitag 13.06. 09:40 - 13:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung setzt sich mit einem gegenwärtig viel diskutierten Bereich der angewandten Ethik auseinandersetzen, den biotechnologischen Möglichkeiten des Human Enhancement. Unter diesem Begriff werden so unterschiedliche Praktiken wie Schönheitschirurgie, Sport-Doping, genetisches Engineering zur Verbesserung des menschlichen Erbgutes oder die Steigerung geistiger Leistungen und des Glücksempfindens durch pharmazeutische Mittel, Neuro-Enhancement, diskutiert. Deshalb überrascht es nicht, dass keine allgemeingültige Definition des Begriffs Human Enhancement existiert. Zumeist werden darunter nicht-therapeutische biotechnologische Eingriffe zur Verbesserung von Gestalt und Fähigkeiten eines gesunden Menschen verstanden. Da einige jener Praktiken die Möglichkeit einer weitreichenden Veränderung der menschlichen Lebensform mit sich bringen, entwickelte sich in den letzten beiden Jahrzehnten eine rege Debatte um ihre ethische Bewertung. Insbesondere Schlagworte wie Transhumanismus erregten nicht nur in akademischen Fachkreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit großes Aufsehen.
Die Lehrveranstaltung bietet anhand der Auseinandersetzung mit ausgewählten Texten von Philosophen, Bioethikern, Medizinethikern und Ärzten eine Orientierung in der ethischen Debatte um Human Enhancement an. Dabei sollen philosophische Problemstellungen im Mittelpunkt stehen, jedoch auch politische, rechtliche und ökonomische Aspekte berücksichtigt werden. Die Lehrveranstaltung widmet sich drei Themenkomplexen:
1. Begriff Enhancement: Im ersten Teil der Lehrveranstaltung soll der Begriff Enhancement systematisch diskutiert und die Grundzüge der moralischen Probleme erarbeitet werden.
2. Menschliche Natur: In den philosophischen Debatten über Human Enhancement nehmen der Begriff menschliche Natur und die Frage nach ihrem Wert Schlüsselrollen ein. Denn durch die Praktiken des Human Enhancement werden die biologischen Grenzen des Menschen überschritten und damit seine Natur verfügbar gemacht. Anders gesagt, durch die zunehmende Verfeinerung der biotechnologischen Eingriffsmöglichkeiten in die biologische Matrix des menschlichen Körpers scheint die Selbstherstellung des Menschen kein bloßer Traum mehr zu sein. Damit steht jedoch das menschliche Selbstverständnis als solches in Frage.
3. Neuro-Enhancement: Unter Neuro-Enhancement versteht man medizinisch-technische und pharmazeutische Eingriffe in die menschliche Psyche. Die Auseinandersetzung mit der ethischen Debatte um Stimmungsaufheller wie Prozac® oder pharmazeutische Möglichkeiten der kognitiven Leistungssteigerung wird sich auf die mit den Begriffen Authentizität und Identität verbundenen Problemstellungen konzentrieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Zur Beurteilung der TeilnehmerInnen werden folgende Leistungen herangezogen: 1. regelmäßige und aktive Mitarbeit, durch welche die selbstständige Lektüre der vorzubereitenden Texte nachgewiesen wird; 2. Impulsreferat oder Protokoll zu einer Sitzung; 3. schriftliche Seminararbeit (15 bis 20 Seiten; Arial 11; 1,5 zeilig) zu einem in der Lehrveranstaltung behandelten Thema

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den TeilnehmerInnen eine Orientierung in der ethischen Debatte um Human Enhancement zu vermitteln. Durch die Auseinandersetzung mit grundlegenden Texten sollen wesentliche Problemstellungen, Positionen und Argumentationen erschlossen werden. Die Analyse und Diskussion von charakteristischen Zugängen in diesem Diskursfeld soll den TeilnehmerInnen zudem ermöglichen, sich eine selbstständige theoretische und methodische Kompetenz zu erabeiten. Schießlich sollen sie durch diese Lehrveranstaltung die Fähigkeit erwerben, ethische Problemstellungen und Lösungsvorschläge zum Thema Human Enhancement selbstständig zu formulieren.
Methodisch will die Lehrveranstaltung den TeilnehmerInnen mit der textnahen Analyse eine sachliche Arbeitsweise vermitteln, die einen ersten Zugang zu einem oft hitzig diskutierten Diskursfeld ermöglicht.

Prüfungsstoff

Nach einer Einführung des Lehrveranstaltungsleiters in das Thema der Lehrveranstaltung sollen durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion von wesentlichen Texten die Problemstellungen und Antworthorizonte der ethischen Debatte um Human Enhancement erschlossen werden.
Die erste Sitzung dient der Vorbesprechung und der inhaltlichen sowie methodischen Einführung durch den Lehrveranstaltungsleiter. In der letzten Sitzung sollen die Ergebnisse der Lehrveranstaltung zusammengefasst und diskutiert werden. Allen anderen Sitzungen wird ein Text zugrunde gelegt, der von allen TeilnehmerInnen selbstständig gelesen und von einem oder mehreren TeilnehmerInnen in Referaten vorgestellt werden soll. Jede dieser Sitzungen wird mit einem Impulsreferat eingeleitet, welches die grundlegenden Fragen und die wichtigsten Argumentationsstränge des Textes herausarbeiten soll. Die restliche Zeit dient der gemeinsamen Vertiefung des Textverständnisses, der Diskussion der Problemstellungen und der Herausarbeitung der Bezüge zu schon behandelten Themen und Texten. Jede Sitzung soll durch einen oder mehrere TeilnehmerInnen protokolliert werden. Diese Zusammenfassungen werden den anderen TeilnehmerInnen elektronisch zur Verfügung gestellt und sollen der selbstständigen Rekapitulation der einzelnen Sitzungen und als Grundlage der Diskussionen, vor allem der Abschlussdiskussion, dienen.

Literatur

Die für die Lehrveranstaltung relevanten Texte werden über Moodle und als Kopiervorlage in einem Handapparat bereit gestellt.

Johann S. Ach, Arnd Pollmann (Hg.): no body is perfect. Baumaßnahmen am menschlichen Körper. Bioethische und ästhetische Aufrisse, Bielefeld 2006.
Anne Eckhardt u.a.: Human Enhancement. Studie des Zentrums für Technologiefolgen-Abschätzung, Zürich 2011.
Jürgen Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik?, Frankfurt a. M. 2005.
Jan-Christoph Heilinger: Enhancement. Anthropologie und Ethik, Berlin/New York 2010.
Eric Parens (Hg.): Enhancing Human Traits: Ethical and Social Implications, Washington 2000.
Julian Savulescu, Nick Bostrom: Human enhancement, Oxford 2009.
Bettina Schöne-Seifert, Davinia Talbot (Hg.): Enhancement. Die ethische Debatte, Paderborn 2009.
Bettina Schöne-Seifert u.a. (Hg.) Neuro-Enhancement. Ethik vor neuen Herausforderungen, Paderborn 2009.
Martin G. Weiß (Hg.): Bios und Zoe. Die menschliche Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt a. M. 2009.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 12, PP § 57.3.5, BA M11, 57.3.7

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19