Universität Wien

180096 SE Conceptual Decolonisation in der Philosophie Afrikas (2015S)

Eine Lektüre der Texte von Valentin Y. Mudimbe, Kwasi Wiredu, Oyeronke Oyewumi und Achille Mbembe

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 06.03. 08:00 - 11:00 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
Freitag 27.03. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
Freitag 24.04. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Freitag 08.05. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Freitag 29.05. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Freitag 12.06. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
Freitag 26.06. 08:00 - 11:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Aufzwingen der Sprache des Kolonisators, die Abwertung der eigenen Kultur, das Verwehren der Anerkennung als ebenbürtige Mitmenschen sind Erfahrungen, die zum Ausgangspunkt der Philosophie Afrikas im 20. Jahrhundert wurden. Der Umstand, dass die Aufzeichnung und Auswertung des oralen Erbes zunächst durch Missionare und westliche Ethnologen erfolgte, deren Arbeiten noch heute oft als Primärquellen benutzt werden, wird von afrikanischen Philosophen/innen ebenso kritisch reflektiert wie die Tatsache, dass die akademische Philosophie im subsaharischen Afrika heute ausschließlich in den ehemaligen Kolonialsprachen betrieben wird. Der damit einhergehende epistemische Bruch im Blick auf Afrika wurde vom kongolesischen Philosophen Valentin Y. Mudimbe in seinem Buch The Invention of Africa (1988) thematisiert. Dessen Texte stehen am Anfang des Seminars. Großen Einfluss hat heute der ghanaische Philosoph Kwasi Wiredu, der das u.a. von Ngugi wa Thiongo (Kenia) geprägte Konzept der begriffliche Dekolonisierung (conceptual decolonisation/decolonizing the mind) zu einem philosophischen Grundbegriff gemacht hat. Wiredu thematisiert, wie die aufgezwungenen Strukturen (insbesondere die Sprache) dazu führen, dass die Wahrnehmung der Welt durch eine fremde kulturelle Perspektive geprägt wird und welche Aporien dies beinhaltet. Er ruft afrikanische Philosophen/innen auf, grundlegende philosophische Begriffe wie Sein, Wahrheit oder Gott in ihren eigenen Sprachen zu durchdenken. Dies tut die nigerianische Theoretikerin Oyeronke Oyewumi in ihrem Buch The Invention of Women (1997), in dem sie den Bedeutungsverlust beim Übersetzen von Konzepten aus dem Yoruba ins Englische deutlich macht und die Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Frau in der Gesellschaft. Als weiteren Autor der Gegenwart werden wir Texte von Achille Mbembe (Kamerun), z.B. On the Postcolony (2001) in Auszügen lesen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit und aktive Beteiligung an der Diskussion, Anfertigen mindestens eines Leseprotokolls, Kurzreferat (10 min) zu einem ausgewählten Text, Abschlussarbeit (15 Seiten)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anhand einschlägiger Texte einflussreicher Philosophen/innen aus Afrika beschäftigt sich dieses Seminar mit der Frage, inwiefern Begriffe und Konzepte unsere Wahrnehmung prägen und was es bedeutet, in Fremdsprachen zu philosophieren. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist ein Dreifaches:
1. Ein Verständnis dafür zu schaffen, welche tiefgreifenden Auswirkungen die Kolonisierung Afrikas auf Bewusstsein, Bildung und Kultur hatte.
2. Ein Bewusstsein für die Bedeutung der Sprache für jedes Philosophieren entwickeln und für die Möglichkeiten und Grenzen des Selbst-, Fremd- und Weltverstehens.
3. Herausarbeiten der Bedeutung der Vielfalt der Sprachen für ein Philosophieren im 21. Jahrhundert.

Prüfungsstoff

Es erfolgt eine Anwendung von Methoden der Textanalyse bzw. Textinterpretation (Begriffsanalyse, Einordnen des Begriffs in den Diskurs und das historische Umfeld, Rezeptionsgeschichte; Herausfiltern der Grundthese und der Argumentationsstruktur etc.). Ziel ist die intensivere Beschäftigung mit ausgewählten Problemen, das Nachvollziehen und Evaluieren von Argumenten, die Erarbeitung einer eigenen Perspektive und das Einüben größerer Sicherheit im Argumentieren.

Literatur

- Mbembe, Achille: On the Postcolony. Berkeley: University of California Press 2001.
- Ders.: "African modes of self-writing". In: Public Culture 14(1) 2002, pp. 239-273.
- Mudimbe, Valentin Y.: The Invention of Africa: Gnosis, Philosophy, and the Order of Knowledge. Bloomington: Indiana University Press, 1988.
- Ngugi wa Thiong'o: Moving the Centre. Essays über die Befreiung afrikanischer Kulturen. Münster 1995.
- Oyewumi, Oyeronke: The Invention of Women: Making an African Sense of Western Gender Discourses. University of Minnesota Press 1997.
- Wiredu, Kwasi: Cultural Universals and Particulars: An African Perspective. Bloomington: Indiana University Press, 1996.
Weitere Literaturangaben folgen im Seminar.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 8.2; PP 57.3.7

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19