Universität Wien

180104 SE Autonomie als medizinethisches Prinzip (2025S)

Möglichkeiten, Grenzen, Perspektiven

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Hinweis der SPL Philosophie:

Das Abgeben von ganz oder teilweise von einem KI-tool (z.B. ChatGPT) verfassten Texten als Leistungsnachweis (z.B. Seminararbeit) ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich als mögliche Arbeitsweise genehmigt wurde. Auch hierbei müssen direkt oder indirekt zitierte Textstellen wie immer klar mit Quellenangabe ausgewiesen werden.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann zur Überprüfung der Autorenschaft einer abgegebenen schriftlichen Arbeit ein notenrelevantes Gespräch (Plausibilitätsprüfung) vorsehen, das erfolgreich zu absolvieren ist.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 11.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 18.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 25.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 01.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 08.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 29.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 06.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 13.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 20.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 27.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 10.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 17.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 24.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele: Erarbeitung eines differenzierten und kritisch-reflexiven Zugangs zum Themenkreis Medizin und Ethik, dem Begriffspaar Freiheit und Autonomie (im Sinne von Selbstbestimmung) dem Verhältnis von Recht und Ethik/Moral, sowie einem möglichen Konflikt zwischen Selbstbestimmung des Individuums über elementare Grundrechte wie Leben und körperliche Integrität und den gleichen Rechten anderer Personen sowie den Möglichkeiten und Grenzen für staatliche Gemeinschaften, Menschen vor sich selbst und/oder anderen zu schützen (Stichworte „Selbst- und Fremdgefährdung“).

Inhalte: In neueren medizinethischen Ansätzen gilt Autonomie als wesentliches medizinethisches Prinzip. Menschen sollen in die Lage versetzt werden, über medizinische bzw. in einem weiten Sinn therapeutische Maßnahmen sowie die Anwendung diagnostischer Verfahren auf die eigene Person selbst zu entscheiden. Dies setzt Aufklärung über Diagnosen und Therapiemöglichkeiten voraus. Daraus ergibt sich eine klare Verbesserung der Patient:innenrechte gegenüber bevormundenden Praktiken, die noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ganz üblich waren. Im Lauf der Zeit hat das hier skizzierte Konzept auch in rechtliche Regelungen von Staaten (keineswegs aller, aber doch einiger) Eingang gefunden. Informierter Konsens soll hergestellt werden, ehe ein Eingriff oder auch nur ein invasives bzw. sonst belastendes Diagnoseverfahren in Gang gesetzt werden.
Dass dieser zweifellos löbliche Zugang in theoretischer Hinsicht klarer und unproblematischer ist als seine Umsetzung in der Praxis, liegt auf der Hand. Aufklärung über eine Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten setzt manches voraus; bei Fehlen basaler einschlägiger Kenntnisse wird sie an Grenzen stoßen, auch bestimmte kognitive Fähigkeiten wären erforderlich (Stichwort Demenz). Auch an (fach-) sprachliche Hürden ist zu denken. Die Darlegungen der Ärztin oder des Arztes mögen zudem eine gewisse persuasive Kraft entfalten oder gar manipulativ wirken. Umgekehrt kann es sein, dass jemand offenkundig selbstschädigende Entscheidungen trifft, die lebensbedrohliche Folgen zu zeitigen geeignet sind. In diesem Fall räumen viele Rechtsordnungen, z. B. die österreichische, unter bestimmten konkreten Umständen eine zwangsweise Behandlung bzw. Unterbringung in einer dafür geeigneten Institution ein. Noch stärker stellt sich dieses Problem, wenn jemand mit seiner oder ihrer Entscheidung andere Menschen zu schädigen sich anschickt. Eine besondere Zuspitzung kann dieses Phänomen erfahren, wo etwa die Setzung von Behandlungs- und Vorbeugungsmaßnahmen verweigert wird, die eine Ausbreitung von Seuchen eindämmen sollen. Doch inwiefern verkompliziert sich dieses Problem, wenn etwa die Forderung aufkommt, Menschen sollten für sich selbst oder ihnen nahestehende Personen Risiken in Kauf nehmen, um eine größere Gruppe von Personen („die Allgemeinheit“) zu schützen? Eine andere Frage wäre, was überhaupt der Begriff gesund konkret bedeute. In diesem Zusammenhang knüpften und knüpfen immer wieder Ideologien an, die den „gesunden Volkskörper“ im Blick haben und alles von ihm fernhalten möchten, was ihm schadet. Auch tauchen (aus ganz unterschiedlichen Richtungen) Hinweise auf die Kosten der „Volksgesundheit“ auf, die durch Uneinsichtige verursacht würden, Raucherinnen und Raucher, aber auch Personen, die sich nicht hinreichend gesund ernähren usw.
Ließe sich alledem gegenüber gar begründeterweise etwas wie ein Recht auf Krankheit behaupten und dem Autonomiegedanken subsumieren? Dabei macht es einen Unterschied ums Ganze, ob jemand ein Recht behauptet, selbst krank zu werden/zu bleiben/zu sein oder aber, andere krank machen zu dürfen. Umgekehrt: Wie sieht es mit dem Recht/moralisch-ethischen Anspruch (gegenüber einem politischen Gemeinwesen, einer medizinischen Einrichtung, einer Versicherungsanstalt) auf riskante operative Eingriffe aus, um den eigenen Körper (zu welchem Ende und unter welchen Vorannahmen immer) „optimieren“ zu lassen?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referat, Mitarbeit, schriftliche Abschlussarbeit (ca. 10-15 Seiten); regelmäßige Teilnahme (max. 3 Einheiten dürfen unentschuldigt versäumt werden).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Eine eigenständige, reflektierte Beschäftigung mit den Themen der LV und insbesondere mit dem für die Abschlussarbeit und das Referat gewählten Spezialthema soll erkennbar sein. Wichtig, insbesondere für die Abschlussarbeit, sind kohärente und konsistente Argumentation, Verwendung von themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese (Zitierweise nach Wahl, nur ist das gewählte Modell ist konsequent beizubehalten). Ansonsten werden für die Beurteilung auch engagierte Beteiligung an Diskussionen und die eigenständige Beschäftigung mit Texten, die im Rahmen der LV besprochen werden, herangezogen. Für die Note werden folgende Gewichtungen herangezogen: 40% Referat, 40% schriftliche Arbeit, 20% Diskussion/Mitarbeit.

Prüfungsstoff

Themen der LV bzw. genauer: das/die zur selbstständigen Bearbeitung gewählten Themenfeld/er.

Literatur

Amlinger, Carolin / Nachtwey, Oliver: Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus (2. Aufl. Berlin 2022).
Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus (9. Aufl. München 2003).
Beauchamp, Tom L. / Childress, James F.: Principles of Biomedical Ethics (6th ed. Oxford 2008).
Case, Anne / Deaton, Angus: Deaths of Despair and The Future of Capitalism (Princeton / Oxford 2020).
Chapoutot, Johann: Das Gesetz des Blutes. Von der NS-Weltanschauung zum Vernichtungskrieg (Darmstadt 2016).
Donhauser, Gerhard: Kafkaesk? Staatliche Repression und literarische Widerständigkeit. In: Bstieler, Michaela et al. (Hg.): K[uns]t als gesellschaftskritisches Medium (Bielefeld 2018) 119 – 133.
Ekirch, A. Roger: At Day’s Close. Night in Times Past (New York/London 2006).
Foucault, Michel, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Übers. v. Walter Seitter (Frankfurt am Main 1994).
Frances, Allen: Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Übers. v. Barbara Schaden (Köln 2013).
Honegger, Claudia: Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib (2. Aufl. Frankfurt am Main/New York 1991).
Hustvedt, Siri: Die zitternde Frau. Eine Geschichte meiner Nerven. Aus dem Englischen v. Uli Aumüller u. Grete Osterwald (4. Aufl. Reinbek 2010).
Kafka, Franz: Der Proceß. Roman in der Fassung der Handschrift. Hg. v. Malcolm Pasley (Frankfurt am Main 1993).
Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft. Grundlegung der Metaphysik der Sitten (= Kant, Immanuel: Werkausgabe, Bd. VII; hg. v. Wilhelm Weischedel. 12. Aufl. Frankfurt am Main 1993).
Marsh, Henry: Um Leben und Tod. Aus dem Englischen v. Katrin Behringer (München 2015).
Mukherjee, Siddharta: Das Gen. Eine sehr persönliche Geschichte. Aus dem Englischen v. Ulrike Bischoff (Frankfurt am Main 2017).
Mukherjee, Siddharta: Der König aller Krankheiten. Krebs - eine Biographie. Aus dem Englischen v. Barbara Schaden (Köln 2012).
Snyder, Timothy: Black Earth. Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann. Übers. v. Ulla Huber u. Karl Heinz Siber (München 2015).
Sontag, Susan: Krankheit als Metapher. Aus dem Amerikanischen v. Karin Kersten u. Caroline Neubauer. Aids und seine Metaphern. Aus dem Amerikanischen v. Holger Fliessbach. (4. Aufl. Frankfurt am Main 2016).
Zeh, Juli: Corpus Delicti. Ein Prozess (Frankfurt am Main 2009).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 11.03.2025 13:26