Universität Wien

180105 SE Theoretische Positionen und Kontroversen in der zeitgenössischen Naturästhetik (2016S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 08.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 15.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 05.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 12.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 19.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 26.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 03.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 10.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 24.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 31.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 07.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 14.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 21.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien
  • Dienstag 28.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 3C, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Das Seminar bietet einen Überblick über die einflussreichsten Theorien auf dem Gebiet der Naturästhetik der letzten Jahrzehnte. Nach der Rückkehr der Frage nach der Naturschönheit in der Ästhetik durch Adorno und im Anschluss an das Entstehen der environmental philosophy als einer selbstständigen Disziplin entwickelte sich als Gegenpart zur Umweltethik auch eine Umweltästhetik, die zeitgenössische ökologische Theorien rezipierte. Ihre Verbreitung ist immer noch räumlich relativ gut bestimmbar und meistens auf Nordamerika und Nord- bzw. Mitteleuropa eingeschränkt, ihre Fragen hingegen haben eine globale Relevanz. Die Begrifflichkeit dieser Subdisziplin der Ästhetik weist eine fehlende Einstimmigkeit auf, beginnend mit ihrem Gegenstand selbst (Natur, Landschaft, natural environment, Umwelt), was auch die Variationen bei der Bezeichnung dieser Disziplin erklärt (ökologische Ästhetik, Naturästhetik, environmental aesthetics usw.). Nicht zuletzt verstärkte sich in den letzten Jahren das Bestreben, die Dichotomie zwischen einer Ästhetik der natürlichen und der künstlichen Environments durch eine allgemeine Theorie zu überwinden.

Der neue wissenstheoretische und gesellschaftliche Kontext in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellte die Distinktion der Werte in der Moderne, den Vorrang der Kunst in der ästhetischen Theorie und die Autonomie der Kunstproduktion in Frage. Auch die Relevanz der naturwissenschaftlichen ökologischen Kompetenz für eine richtige ästhetische Einstellung wäre neu zu bedenken. Diese führte von Beginn an durch die Pionierarbeiten von Arnold Berleant und Allen Carlson zu einer latenten und fortwährenden Spannung im Bereich der Umweltästhetik. Manche theoretische Modelle gleichen die Natur an die bildenden Kunstwerke an (das Landschaftsmodell und das Objektmodell), andere betonen den multisensorischen Charakter der ästhetischen Naturerfahrung und unterscheiden innerhalb dieser kognitive, emotionale, performative und partizipatorische Momente (Martin Seel); Immersionstheorien wiederum werden formalistischen Theorien gegenübergestellt. Im Allgemeinen zeigt sich das objektivistische Paradigma offen für den positiven Beitrag der Naturwissenschaften zur Intensivierung der ästhetischen Erfahrung, während die kulturalistischen Theorien hauptsächlich aus den Humanwissenschaften schöpfen. In diese Debatte sind auch Umweltethiker eingestiegen, die die Problematik der Umweltästhetik durch gesellschaftlich relevante Aspekte bereichern (Eugene C. Hargrove) oder aber metaphysisch die Schönheit der Natur durch ihren objektiven Wert untermauern (Holmes Rolston III). Auch die soziale Dimension dieser Erfahrung wird unterschiedlich betont in der neuromantischen Ästhetik der Atmosphäre (Gernot Böhme) und in den Theorien, die den Begriff des engagement in den Mittelpunkt rücken (Berleant). Diese Frage stellt sich umso brisanter für jene Theoretiker, die selbst auch praktisch als Biologen, Architekten oder Landschaftsplaner tätig sind, wie Gilles Clément.

Andere Fragen, denen im Seminar nachzugehen ist, legen die implizite ästhetische Dimension der Argumente für eine Aufrechterhaltung der biokulturellen Diversität frei, untersuchen die jüngere Erweiterung der Umweltästhetik auf die physikalische Atmosphäre und den kosmischen Raum, erkunden die negative Ästhetik der blandscapes und der Naturkatastrophen, die Rolle der Imagination, die Wiederentdeckung der kreativen Spontaneität der Natur und verfolgen konkrete Anwendungen der Naturästhetik auf die Landschaftsplanung und das Gartendesign (Louis Le Roy) etc.

Lehrveranstaltungsziel: Erwerb einer systematischen Übersicht über klassische und zeitgenössische ästhetische Theorien

Didaktik: Einführung durch die Lehrveranstaltungsleiterin, Impulsreferat, Diskussionen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Impulsreferat, Teilnahme an den Diskussionen, schriftliche Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

Adorno, Theodor W., Ästhetische Theorie, Frankfurt/M. 1990, 97-122.
Berleant, Arnold, Scenic Beauty in a Global Context, in: Aesthetics beyond the Arts, Burlington 2012, 81-94.
Berleant, Arnold, A Phenomenological Aesthetics of Environment, in: Aesthetics and Environment, Burlington 2005, 3-16.
Böhme, Gernot, Die schöne Natur und die gute Natur, in: Für eine ökologische Naturästhetik, Frankfurt/M. 1989, 38-55.
Böhme, Gernot, Atmosphären, Atmosphärisches, in: Aisthetik. Vorlesungen über Ästhetik als allgemeine Wahrnehmungslehre, München 2001, 45-71.
Carlson, Allen, Aesthetics and the environment: the appreciation of nature, art and architecture, London 2000, 28-53.
Clément, Gilles, Manifest der Dritten Landschaft, Berlin 2010.
Franzen, Brigitte, Die vierte Natur: Gärten in der zeitgenössischen Kunst, Köln 2000, 10-42.
Hargrove, Eugene, Aesthetic and scientific attitudes, in: Foundations of environmental ethics, Englewood Cliffs 1989, 77-107.
Hasse, Jürgen, Die Küste als gelebter Raum und die Sprache der Wissenschaft. Formen ästhetischer Anschauung an den Rändern der Wissenschaft, in: Was Räume mit uns machen - und wir mit ihnen. Kritische Phänomenologie des Raumes, Freiburg/München 2014, 309-334.
Rolston III, Holmes, Celestial Aesthetics: Over Our Heads and/or in Our Heads, in: Theology and Science, 9, 3 (2011), 273-285.
Rolston III, Holmes, Werte in der Natur und die Natur der Werte, in: A. Krebs (Hg.), Naturethik, Frankfurt/M. 1997, 247-270.
Rolston III, Holmes, Intrinsic natural values, in: Conserving Natural Value, New York 1994, 167-202.
Roy, Louis G., Le, Natur ausschalten, Natur einschalten, Stuttgart 1983, 158-174.
Seel, Martin, Eine Ästhetik der Natur, Frankfurt/M. 1991, 11-33.
Yuedi, Liu, Humanization-culturalization of nature and Chinese everyday aesthetics, in: Nature and the City. Beauty Is Taking on New Form, ed. by J. Erzen and R. Milani, Sassari 2012, 141-153.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M10, M-14 Mensch und Natur, PP 57.3.7

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36