Universität Wien

180116 SE Wissenschaftlicher Strukturalismus (2020W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 09.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 16.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 23.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 30.10. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 06.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 13.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 20.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 27.11. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 04.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 11.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 18.12. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 08.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 15.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 22.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Freitag 29.01. 11:30 - 13:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Strukturalismus und struktureller Realismus gelten als zentrale Positionen innerhalb der aktuellen wissenschaftsphilosophischen Debatte. Beide Positionen besagen, dass wissenschaftliche Theorien ausschließlich strukturellen Gehalt haben. Aussagen wissenschaftlicher Theorien beschreiben demnach nicht intrinsische Eigenschaften von Objekten, sondern ausschließlich deren strukturelle oder relationale Eigenschaften. Die gegenwärtige Debatte zeichnet sich durch zwei unterschiedliche Varianten des strukturellen Realismus aus. Der schwächeren, "epistemischen" Version zufolge liefern wissenschaftliche Theorien ausschließlich Wissen über Strukturen in der Welt, unabhängig von der Beschaffenheit der konkreten Objekte, die diese Strukturen erfüllen (Worrall 1989). Der stärkeren, "ontischen" Variante zufolge bilden Strukturen selbst das metaphysische Grundgerüst unserer Welt (Ladyman 1998, French 2014). Ein zentraler Streitpunkt bleibt hier, wie der Begriff der metaphysischen Struktur, auf den diese Debatte abzielt, bestmöglich zu fassen ist.
Die Lehrveranstaltung gibt einen einführenden Überblick über die aktuelle Debatte zum wissenschaftlichen Strukturalismus-konkret zu den beiden Varianten von strukturellem Realismus-sowie zu deren historischen Vorläufern in der Philosophie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Folgende Fragen sollen gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des Proseminars erörtert werden: Was sind die zentralen systematischen Argumente, die zugunsten eines wissenschaftlichen Strukturalismus sprechen? Was besagen und worin unterscheiden sich die aktuellen Positionen zum epistemischen und ontischen strukturellen Realismus? Welche Berührungspunkte gibt es zwischen einem wissenschaftlichen Strukturalismus und einer analogen strukturalistischen Position innerhalb der Philosophie der Mathematik. Schließlich: Inwiefern sind die zentralen Themen und Fragestellungen der modernen Strukturalismus-Debatte bereits antizipiert in den frühen wissenschaftsphilosophischen Arbeiten von Poincaré, Russell, Cassirer, und Carnap?
Ziele des Proseminars sind, (1) den TeilnehmerInnen einen Überblick über unterschiedliche Theorien des Strukturalismus in der Wissenschaftstheorie, Metaphysik, sowie Philosophie der Mathematik zu verschaffen und (2) gemeinsam mit den TeilnehmerInnen eine systematische Untersuchung der philosophischen Motivationen und historischen Hintergründe unterschiedlicher Strukturtheorien zu beleuchten.
Die Lehrveranstaltung soll methodisch auf einer gemeinsamen Lektüre der historischen und aktuellen Literatur zu wissenschaftlichem und mathematischem Strukturalismus (Cassirer, Russell, Carnap, Worrall, Ladyman, French, Shapiro, Parsons, etc.) beruhen. Ein weiterer Schwerpunkt sollen Kurzreferate der StudentInnen sowie die gemeinsame Diskussion der relevanten Theorien im Rahmen des Seminars darstellen.

Die Lehrveranstaltung wird nach derzeitigem Wissensstand entweder hybrid (d.h. alternierend ist eine Gruppe im Raum 2H präsent, die andere Gruppe ist online zugeschaltet) oder nur mit über Online-Meetings (mit dem in Moodle integriertem Collaborative Blackbird). stattfinden. Genauere Informationen zur Organisation der Lehre werden über moodle bekanntgegeben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzung für den Zeugniserwerb ist die regelmäßige und aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung (zwei unentschuldigte Fehlstunden sind möglich), die verpflichtende Übernahme eines Referats sowie das Verfassen einer schriftlichen Abschlussarbeit (im Ausmaß von ca. 15-20 Seiten, Umfang von ca. 25.000 bis 30.000 Zeichen in Times New Roman, Schriftgröße 12pt, Zeilenabstand 1,5).

Die Abschlussarbeit senden Sie bitte an:
Herrn Ass.-Prof. Mag. Mag. Dr. Georg Schiemer: georg.schiemer@univie.ac.at und an
Herrn Florian Kolowrat: florian.kolowrat@univie.ac.at

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mit der Anmeldung zu dieser Lehrveranstaltung stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen im moodle eingereichten schriftlichen Teilleistungen prüft.

Prüfungsstoff

Literatur

Ainsworth, P., (2010). What is Ontic Structural Realism?, Studies in History and Philosophy of Science Part B, 41(1).
Benacerraf, P., (1965). What Numbers Could Not Be, in Philosophy of Mathematics, P. Benacerraf & H. Putnam, eds., Cambridge University Press
Bokulich, A. and Bokulich, P. (eds.), (2011). Scientific Structuralism (Boston Studies in the Philosophy of Science: Volume 281). Dordrecht: Springer.
Brading, K. and Landry, E., (2006). Scientific Structuralism: Presentation and Representation (Boston Studies in the Philosophy of Science: Volume 281). Dordrecht: Springer.
Busch, J., (2003). What structures could not be, International Studies in the Philosophy of Science, 17: 211-225.
Cassirer, E. (1910), Substanzbegriff und Funktionsbegriff, Verlag Bruno Cassirer: Berlin.
Carnap, R., (1928). Der Logische Aufbau der Welt, Berlin Schlachtensee.
Demopoulos, W., (2003). On the Rational Reconstruction of Our Theoretical Knowledge, The British Journal for the Philosophy of Science, 54: 371-403.
Demopoulos, W. and Friedman, M., (1985). Critical notice: Bertrand Russell's The Analysis of Matter: Its historical context and contemporary interest, Philosophy of Science, 52: 621-639.
French, S., (2014). The Structure of the World: Metaphysics and Representation, Oxford University Press
Friedman, M., (2011). Carnap on Theoretical Terms: Structuralism Without Metaphysics, Synthese, 180(2): 249-263.
Frigg, R. and Votsis, I., (2011). Everything You Always Wanted to Know About Structural Realism but Were Afraid to Ask, European Journal for Philosophy of Science, 1(2): 227-276.
Ketland, J., (2004). Empirical adequacy and ramsification, The British Journal for the Philosophy of Science, 55: 409-424.
Ladyman, J., (1998). What is structural realism?, Studies in History and Philosophy of Science, 29: 409-424.
Ladyman, J. and Ross, D., with Spurrett, D. and Collier, J., (2007). Every Thing Must Go: Metaphysics Naturalised, Oxford: Oxford University Press.
Landry, E. and Rickles, D. (eds.), (2011). Structural Realism: Structure, Object, and Causality, Dordrecht: Springer.
Parsons, C. (2009): Mathematical Thought and its Objects, Harvard University Press
Poincaré, H., (1905) Science and Hypothesis, New York: Dover.
Reck, E. & Price, M. (2000): Structures and Structuralism in Contemporary Philosophy of Mathematics, Synthese
Shapiro, S. (1997): Philosophy of Mathematics: Structure and Ontology, Oxford University Press
Van Fraassen, B.C., (2006). Structure: Its shadow and substance, The British Journal for the Philosophy of Science, 57: 275-307.
Worrall, J., 1989. Structural realism: The best of both worlds? Dialectica, 43: 99-124.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:21