Universität Wien

180121 VO-L Empathie: Eine multidisziplinäre Untersuchung und ihre Bedeutung für die Ethik. (2024S)

Teil 2

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

Hinweis der SPL Philosophie:

Das Abgeben von ganz oder teilweise von einem KI-tool (z.B. ChatGPT) verfassten Texten als Leistungsnachweis (z.B. Seminararbeit) ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich als mögliche Arbeitsweise genehmigt wurde. Auch hierbei müssen direkt oder indirekt zitierte Textstellen wie immer klar mit Quellenangabe ausgewiesen werden.

Die Lehrveranstaltungsleitung kann zur Überprüfung der Autorenschaft einer abgegebenen schriftlichen Arbeit ein notenrelevantes Gespräch (Plausibilitätsprüfung) vorsehen, das erfolgreich zu absolvieren ist.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die VO-L wird wöchentlich ab Montag, 11.03.2024 zu den bereits angegebenen Zeiten in Präsenz abgehalten.
Im Sommersemester 2024 findet die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch ab Montag, 18.03.2024, 16:30 nach Vereinbarung und Voranmeldung im Zimmer A0307 beim Eingang des Instituts für Philosophie (NIG) statt.

  • Montag 11.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 18.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 08.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 15.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 22.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 29.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 06.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 13.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 27.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 03.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 10.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Montag 17.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

VO-L Ziele: Die zweiteilige VO-L zielt darauf ab, die Studierenden der Philosophie in eine multidisziplinäre Verortung des Phänomens der Empathie oder Einfühlung und in ihre Bedeutung für die Ethik einzuführen. Die Studierenden können die Untersuchungen dieser VO-L für ihre zukünftige fachübergreifende Forschung fruchtbar einsetzen.

VO-L Inhalte: Die Teilnahme am Teil 2 der VO-L im Sommersemester 2024 setzt die Teilnahme am Teil 1 der VO-Lim Wintersemester 2023/24 nicht voraus. Der zweite Teil der VO-L wird sich mit der Empathie auch im Zusammenhang mit dem Problem des Fremdpsychischen auseinandersetzen. Eine mögliche Lösung ist, zu argumentieren, dass uns das Verhalten erlaubt, das Mentale Anderer zu kennen, da das Verhalten im theoretischen Rahmen des Behaviorismus als beobachtbar gilt. Demnach schreibt Wittgenstein im zweiten Teil der Philosophischen Untersuchungen: „Der Arzt fragt: ‚Wie fühlt er sich?‘ Die Krankenschwester sagt: ‚Er stöhnt.‘ Ein Bericht über‘s Benehmen“ (Wittgenstein 1953, PU II, S. 498). Nachträglich erscheint diese behavioristische Lösung Wittgenstein zu eng gefasst. In den „Aufzeichnungen für Vorlesungen über ‚privates Erlebnis‘ und ‚Sinnesdaten‘ hält er fest: „Sehen ist doch wohl etwas anderes als Zeigen, daß man sieht“ (Wittgenstein 1968, S. 62). Wenn das Sehen in der Tat durch entsprechendes Verhalten auch vorgetäuscht werden kann, beinhaltet das echte Sehen hingegen das Erlebnis des Sehens.
Im zweiten Teil der Philosophischen Untersuchungen wird eine Bemerkung aus den vorbereitenden Letzten Schriften über die Philosophie der Psychologie (Wittgenstein 1982, LS, § 351, S. 398.) präzisiert: „So handelt die Psychologie vom Benehmen; nicht von der Seele? Was berichtet der Psychologe? – Was beobachtet er? Nicht das Benehmen der Menschen, insbesondere ihre Äußerungen? Aber diese handeln nicht vom Benehmen“ (Wittgenstein 1953, PU II, S. 497; Wittgenstein 1982, LS § 351, S. 398).
Weiter erläutert Wittgenstein seine jeden Behaviorismus sprengende Auffassung des Erlebnisses, indem er das Beispiel der Zahnschmerzen anführt: „Habe ich definiert: ‚Zahnschmerzen sind das und das Verhalten?‘ Aber vernachlässigst du hier nicht etwas – das Erlebnis oder wie du es nennen möchtest –? Beinahe die Welt hinter den bloßen Worten?“ (Wittgenstein 1968, S. 72-73).
Simon Baron-Cohen nennt mindreading, also Gedankenlesen, die Fähigkeit, eigene und fremde mentale Zustände zu erkennen, sich diese repräsentieren und zuschreiben zu können, und mindblindness ihre Störung im Autismus (Baron-Cohen 1995, S. 58).
Die Theorie des mindreading ist als Teil der entwicklungspsychologischen Theory of Mind [ToM] zu erwähnen, die ursprünglich vom Philosophen des Geistes Jerry Fodor stammt. 1978 benannte Fodor mit dem Begriff der Theory of Mind die Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen, um deren Gedanken, Absichten, Wünsche und Wahrnehmungen zu verstehen. Entwicklungspsychologisch definiert man ToM als die Gesamtheit der Begriffe, die Menschen gebrauchen, um sich selbst und Anderen mentale Zustände zuzuschreiben (Fodor 1978, S. 59)
Der Neurobiologe Colwyn Trevarthen, der sich mit psychophysischer Entwicklung befasst, trägt zur Beantwortung von Wittgensteins Frage: „Sind wir vielleicht voreilig in der Annahme, dass das Lächeln des Säuglings nicht Verstellung ist?“ (Wittgenstein 1953, PU I § 249, S. 358) bei. Trevarthen erforscht die psychobiologische Ontogenese der Kognition und führte den Begriff des „virtuellen Anderen“, der Repräsentation des Anderen, ein, welche vom Anfang an Intersubjektivität ermöglicht. Der Säugling repräsentiert sich die Gedanken und das Verhalten des Anderen und kann sie dank des neurobiologischen Mechanismus innate motive formation [IMF], der dem Anderen mentale Zustände, Absichten und Emotionen zuschreibt, antizipieren (Trevarthen 1993; 2001).

VO-L Methode: Die multimediale VO-L wird wöchentlich in Präsenz gehalten und durch die Lektüre von Texten, die auf Moodle hochgeladen werden, begleitet.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

VO-L Art der Leistungskontrolle: schriftliche Prüfung im Open-Book-Format.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

VO-L Mindestanforderungen: Vorbereitung des Prüfungsstoffs der VO-L mittels der Materialien, welche auf Moodle hochgeladen werden. Teilnahme an der schriftlichen Prüfung.

Modalität der schriftlichen Prüfung: Es werden fünf (5) Fragen zu beantworten sein. Die Fragen, welche in Essays (= ein Essay bedeutet hier ein kurzer Text) im Ausmaß von etwa 200 Wörtern (eine halbe bis ganze Seite) zu beantworten sind, zielen auf das Verständnis des Unterrichtsstoffes, insbesondere auf das Erklären von Sachverhalten und Zusammenhängen. In der schriftlichen Prüfung mit offenen Fragen erhalten die Teilnehmenden einen Prüfungsbogen. Die Prüfung erfolgt im Open-Book-Format, demnach können die Teilnehmenden an der Prüfung die Literatur der Lehrveranstaltung verwenden.

VO-L Beurteilungsmaßstab: Die Gesamtleistung der schriftlichen Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala: sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4) bzw. nicht genügend (5) beurteilt. Die Studierenden können ein Feedback über ihre laufenden Leistungen erhalten.

Prüfungsstoff

VO-L Prüfungsstoff: Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der VO-L, welche auf Moodle hochgeladen wird.

Literatur

VO-L Literatur:

Datenbank Psychoanalytic Electronic Publishing (PEP): http://www.pep-web.org.uaccess.univie.ac.at

Auerbach, J.S. (2004). Erfahrungen des Selbst in der Schizophrenie und der Borderline-Persönlichkeitsstörung. In Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaften. Bd. 2. Anglo-amerikanische Perspektiven, hg. P. Giampieri-Deutsch. Stuttgart: Kohlhammer, S. 322-343.
Baron-Cohen, S. (1995). Mindblindness. Cambridge, MA: MIT Press.
Baron-Cohen, S., Tager-Flusberg, H., Cohen, D.J. (1993). Understanding Other Minds. Oxford: Oxford University Press.
Barth, F., Giampieri-Deutsch, P., Klein, H.-D., Hg. (2012). Sensory Perception. Wien, New York: Springer.
Fonagy, P. (2002). Reflective Functioning (RF) Scale. In An Open Door Review of Outcome Studies in Psychoanalysis, hg. P. Fonagy et. al. London: International Psychoanalytical Association, S. 60-62.
Gabbard, G.O. (2014). Psychodynamic Psychiatry in Clinical Practice DSM-5 (R). 5. Ausgabe. Arlington, VA: American Psychiatric Publishing.
Gallese, V. (2001). The ‘Shared Manifold’ Hypothesis: From Mirror Neurons to Empathy. Journal of Consciousness Studies 8/5–7: 33–50.
Gallese, Vittorio & Goldman, A.I. (1998). Mirror Neurons and the Simulation Theory of Mind-Reading. Trends in Cognitive Sciences 2/12: 493–501.
Goldman, A.I. (2006) Simulating Minds: The Philosophy, Psychology, and Neuroscience of Mindreading. Oxford: Oxford University Press.
Giampieri-Deutsch, P., Hg. (2002 und 2004). Psychoanalyse im Dialog der Wissenschaften. Bd. 1: Europäische Perspektiven und Bd. 2: Anglo-amerikanische Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
Giampieri-Deutsch, P., Hg. (2005). Psychoanalysis as an Empirical, Interdisciplinary Science. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften.
Giampieri-Deutsch, P. (2023). Neuro-Psychoanalyse. In Handbuch psychoanalytischer Grundbegriffe. 5. Auflage, hg. W. Mertens. Stuttgart: Kohlhammer, 622-631.
Giampieri-Deutsch, P. (2018). Dare we examine the origins of the psychoanalytic life of the session? Discussion: Two examples of research ‘within’ psychoanalysis. Psychoanalyse in Europe. Bulletin of the European Psychoanalytical Federation (EPF) 72: 215-222.
Giampieri-Deutsch, P. (2019). Das Problem des Fremdpsychischen: Wittgensteins Beitrag und die wissenschaftliche Forschung, insbesondere der Psychoanalyse. Bollettino Filosofico 34: 90-110.
Giampieri-Deutsch, P. (2020b). Die Relevanz der Wissenschaftsgeschichte für die Wissenschaftsphilosophie und ihre Wechselwirkungen am Beispiel der Psychoanalyse und ihrer Forschung. In Wozu Wissenschaftsgeschichte? Reihe Forschung und Gesellschaft, Bd. 16. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften, 39- 55.
Giampieri-Deutsch, P. (2021). Psychoanalysis and phenomenology. In The Routledge Handbook of Phenomenological Philosophy and Phenomenology, hg. D. De Santis, B.C. Hopkins, C. Majolino. London: Routledge, 718-730.
Jacob, P. (2005). First-Person and Third-Person Mindreading. In Psychoanalysis as an Empirical, Interdisciplinary Science. Collected Papers on Contemporary Psychoanalytic Research, hg. P. Giampieri-Deutsch. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften, 143-166.
earch.
Levy, R. A., Ablon, J. S., Kächele H., Hg. (2012). Psychodynamic Psychotherapy Research. New York: Springer.
Wittgenstein, L. (1953). Philosophische Untersuchungen [PU], Werkausgabe, Bd. 1, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1989.
Wittgenstein, L. (1968). Wittgenstein’s notes for lectures on ‘private experience’ aand ‘sense dataʼ. Philosophical Review 7: 275-320; dt. Ü. „Aufzeichnungen für Vorlesungen über ‚privates Erlebnis’ und ‚Sinnesdaten’“ in Vortrag über Ethik und andere kleine Schriften, hg. J. Schulte. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1989, 47-100.
Wittgenstein, L. (1982). Letzte Schriften über die Philosophie der Psychologie [LS], Werkausgabe, Bd. 7. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1989, 34.
Zahavi, D. (2015). Self and Other: from Pure Ego to Co-Constituted We. Continental Philosophical Review 48: 43-160.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 25.09.2024 11:26