Universität Wien

180135 SE Klassische Rhetorik und moderne Sprachpragmatik (2011W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Freitag 21.10.2011 9-13 und 14-18 Uhr
Samstag 22.10.2011 9-13 Uhr
Freitag 25.11.2011 9-13 und 14-18 Uhr
Samstag 26.11.2011 9-13
alle Termine HS 2i

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Seminar führt in rhetorische und pragmatische Theorien sprachlichen Handelns ein. Aus der Sicht der antiken Rhetorik zeichnet sich alles Sprechen durch vier Eigenschaften aus: durch seine Adressiertheit (bevor eine Äußerung etwas in der Welt repräsentiert, wendet sie sich an ein Auditorium), seine Wirksamkeit (alles Sprechen ist Handeln, es verändert Einstellungen und Situationen), seine Figurativität (die übertragene Rede geht der eigentlichen Bedeutung voraus) sowie seine Performativität (sprachliche Äußerungen lassen sich nie vollständig auf außersprachliche Gründe reduzieren, etwas an jedem Sprechen gründet in seinem je konkreten Vollzug). Ausgehend vom Sprachverständnis der klassischen Rhetorik, wie es sich etwa in Texten von Gorgias, Isokrates, Aristoteles, Cicero und Quintilian angedeutet findet, fragen wir zunächst danach, wie genau mit Sprache Handlungen vollzogen, Überzeugungen vermittelt und soziale Institutionen geschaffen werden können. Das Seminar möchte ferner zeigen, wie die neuere, an Wittgenstein und Austin anschließende Sprachpragmatik (Searle, Habermas, Brandom) historisch gesehen eine Lücke besetzt, die die Ausgrenzung der Rhetorik aus dem philosophischen Diskurs der Moderne hinterlassen hat. Dabei werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Differenzen rhetorischen und pragmatischen Sprachdenkens herausgearbeitet. Die einzelnen Sitzungen orientieren sich hier eher an systematischen Problemen wie Regelbefolgung, Intentionalität, Überzeugung, Versprechen, Metaphorizität und Performanz, die jeweils aus rhetorischer und pragmatischer Perspektive beleuchtet werden.
Die Teilnahme setzt die Bereitschaft zur Übernahme eines kurzen Textreferates voraus. Die Texte werden in Form eines Onlinereaders zur Verfügung gestellt. Die Referate sollten 15-20 Minuten nicht überschreiten und den Text nicht nur (und nicht primär) wiedergeben, sondern ihn problematisieren und Fragen für die gemeinsame Diskussion formulieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur


Gorgias von Leontinoi, Reden, Fragmente und Testimonien, Gr./Dt., hg. u. übers. v. T. Buchheim, Hamburg 1989 (Meiner).
Aristoteles, Rhetorik, übers. v. F. G. Sieveke, München 41993 (UTB).
Cicero, de oratore / Über den Redner, Lat./Dt., übers. u. hg. v. H. Merklin, Stuttgart 31997 (Reclam).
Marcus Fabius Quintilianus, Ausbildung des Redners (Institutionis Oratoriae). Zwölf Bücher, Lat./Dt., hrsg. u. übers. v. H. Rahn, Darmstadt 1995 (WBG).
John L. Austin, Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with Words), Stuttgart 1979 (Reclam).
John R. Searle, Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay, Frankfurt a.M. 1983 (Suhrkamp).
Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Frankfurt a.M. 41987 (Suhrkamp).

Zur vorbereitenden Lektüre empfehlen sich insbesondere John Austin, Zur Theorie der Sprechakte sowie Andreas Hetzel, Die Wirksamkeit der Rede. Zur Aktualität klassischer Rhetorik für die moderne Sprachphilosophie, Bielefeld 2010.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M9, § 4.2.4, § 3.2.6, PP 57.3.7

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36