Universität Wien

180141 SE Jan Patockas "Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte" (2011W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 07.10. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 14.10. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 21.10. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 28.10. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 04.11. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 11.11. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 18.11. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 25.11. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 02.12. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 09.12. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 16.12. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 13.01. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 20.01. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
Freitag 27.01. 12:00 - 14:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Jan Patockas Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte sind beides, einerseits eine Kritik des modernen Geschichtsdenkens, andererseits der Versuch, geschichtlichem Denken eine neue Grundlage zu geben. Da die Kultur der Moderne zu wesentlichen Teilen eine auf ihre eigene Geschichte reflektierende, also "geschichtliche Kultur" ist, lassen sich Patockas Essays weiter lesen als eine Kulturkritik, die eine Wende der modernen Kultur im Medium der Geschichte entwirft. Zurückgewiesen werden dabei alle Deutungen von Geschichte, die von einem ursprünglich auf die Aufklärung zurückweisenden Fortschrittsoptimismus geleitet sind, seien sie positivistisch-wissenschaftlichen, deutsch-idealistischen oder marxistischen Zuschnitts. Ihnen stellt Patocka einen nicht-teleologischen Geschichtsbegriff entgegen: Was Geschichte erst zu Geschichte macht, ist die Differenz zum jeweiligen Status quo, der sich gesellschaftlich, politisch oder kulturell beschreiben lässt. Die Differenz ergibt sich, wo die Menschen einsehen, dass es keinen letzten Sinn von Geschichte gibt, dass es also keine geschichtliche Gegenwart gibt, in dem er sich erfüllen könnte, dass er aber gerade in dieser "Fraglichkeit" (Patocka) präsent ist. In einer Art negativem Messianismus wird Geschichte so zum Modus, in dem die Menschen den Zumutungen dessen, was für sie Gegenwart ist, widerstehen können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzung für den Erwerb eines Zeugnisses ist neben der regelmäßigen Teilnahme am Seminar und einer sorgfältigen Vorbereitung der zu lesenden Textabschnitte die Abgabe einer schriftlichen Abschlussarbeit (ca. 10 Seiten).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Patockas Ketzerische Essays sind zunächst ein Produkt des Kalten Krieges und der tschechoslowakischen Dissidenz, der Patocka selbst zugehörte. Gleichwohl lassen sie sich auf philosophische, kulturelle und politische Probleme der Gegenwart beziehen. Es wird das zentrale Anliegen des Seminars sein, diesen Bezug herzustellen. Leitend wird dabei die Frage sein, die Patocka selbst im fünften der Ketzerischen Essays formuliert: "ob sich der geschichtliche Mensch noch zur Geschichte bekennen will?" Aktuell scheint es, als ließe sich diese Frage nur negativ beantworten, denn Geschichte interessiert allenfalls als Vergangenheit, nicht jedoch als Kategorie, mit der sich das Wesen des Menschen beschreiben ließe. Dieser Aspekt ist in die Reflexion über eine mögliche Weiterführung von Patockas Überlegungen aufzunehmen.

Prüfungsstoff

Nach einer kurzen Einführung in Leben und Werk Patockas soll sich das Seminar auf eine Lektüre der Ketzerischen Essays konzentrieren, die sieben Stück zählen, also sich in einem Semester gut bewältigen lassen sollten. "Lektüre" ist hier auch methodisch gemeint, nämlich als Verfahren, Texte so zu befragen, dass sie diskursiv werden, also sich einer gemeinsamen Diskussion öffnen. Da Patocka selbst aus einem breiten philosophiegeschichtlichen Fundus schöpft, wird sich im Zuge der Lektüre auch die Möglichkeit ergeben, mit seinen theoretischen Bezugsgrößen bekannt zu werden, vornehmlich mit Platon, Hegel, Nietzsche, Marx und den beiden großen Exponenten der Phänomenologie Husserl und Heidegger.

Literatur

Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Ketzerischen Essays. Kenntnisse der oben genannten Referenzautoren Patockas wären wünschenswert, sind aber nicht notwendig.

1. Primärtext

Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte, Neuübersetzung v. Sandra Lehmann, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2010

2. Hilfsmittel

Hagedorn, Ludger/Sepp, Hans Rainer (Hg.): Jan Patocka. Texte, Dokumente, Bibliographie, Alber, Freiburg/München 1999

3. Sekundärtexte

Darendorf, Ralf: Engagierte Beobachter. Die Intellektuellen und die Versuchungen der Zeit, Passagen Verlag, Wien 2005

Derrida, Jacques; Den Tod geben, in: Anselm Haverkamp (Hg.), Gewalt und Gerechtigkeit. Derrida-Benjamin, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1994

Hagedorn, Ludger/Staudigl, Michael (Hg.): Über Zivilisation und Differenz. Beiträge zu einer politischen Phänomenologie Europas, Königshausen & Neumann, Würzburg 2008

Karfík, Filip: Unendlichwerden durch die Endlichkeit. Eine Lektüre der Philosophie Jan Patockas, Königshausen & Neumann, Würzburg 2008

Lehmann, Sandra: Der Horizont der Freiheit. Zum Existenzdenken Jan Patockas, Königshausen & Neumann, Würzburg 2004

Vetter, Helmuth (Hg.): Lebenswelten: Ludwig Landgrebe, Eugen Fink, Jan Patocka, Wiener Tagungen zur Phänomenologie 2002, Lang, Frankfurt/Main et al. 2003

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 11 und BA M 10, PP 57.3.2, PP 57.3.7

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36