Universität Wien

180153 VO-L Geschichte der Philosophie II (Mittelalter und frühe Neuzeit) (2019S)

Helle Köpfe im dunklen Mittelater? Die Vernunft ihre Fähigkeiten und Grenzen

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

This lecture series aims at giving an introductory survey of typical philosophical topics which originated from the reception of antique philosophy in the middle ages and the early modern period.

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 13.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 20.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 27.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 03.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 10.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 08.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 15.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 22.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 29.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 05.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 12.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß
Mittwoch 19.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal II NIG Erdgeschoß

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Eine Definition oder klare Bestimmung der Vernunft zu geben, gehört zu den zentralen Aufgaben der Philosophie. Kant verweist gleichzeitig auf die Schwierigkeiten, die mit einem solchen Bemühen verbunden sind: Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal : daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn diese Fragen sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft (Kritik der reinen Vernunft, Vorrede A, [1781], VII).
Bereits mittelalterliche Denker sehen sich mit dieser schwierigen Lage konfrontiert und versuchen zu bestimmen, ob die Vernunft überhaupt einen direkten Zugang zur Realität hat. Sie fragen sich, inwiefern ein Mensch sicher sein kann, dass etwas tatsächlich existiert und nicht bloß das Ergebnis seiner Vorstellung sei. Sie unterscheiden die Vernunft vom Verstand bzw. analysieren verschiedene Funktionen der Vernunft. Dabei unterstreichen sie den Gebrauch der Vernunft, um zu erkennen oder zu wissen, aber stellen auch fest, dass die Vernunft in ethischen Fragen auf Grenzen stößt, wenn sie beispielsweise eine Beratungsfunktion innehat.
In der Vorlesung werden einige Grundthesen mittelalterlicher Denker dargestellt, darunter insbesondere Wilhelm von Ockham, Thomas von Aquin und Nikolaus von Kues. Mit seiner Summa Logicae hat Ockham einen Meilenstein im Bereich der Logik gelegt, mit seinem Sentenzenkommentar grundlegende sprachphilosophische Überlegungen entwickelt und die so genannte via moderna sprich den Nominalismus untermauert. Im Unterschied zur thomanischen Lektüre, welche eher von den Gegenständen ausgeht, sagt Wilhelm von Ockham, dass die Wissenschaft auf Propositionen, also auf wissenschaftlichen Aussagen beruht. In seinem Physikkommentar betont er, dass nicht die extra-mentalen Dinge Objekt des Wissens sind, sondern vielmehr die Begriffe, die dafür supponieren. Objekt der Wissenschaft und der Vernunft ist für Ockham vor allem der Syllogismus bzw. der Schlußsatz des Syllogismus (die conclusio). Thomas von Aquin geht seinerseits auf die Frage nach der Übereinstimmung zwischen Vernunft und Glaube ein, wie einige Auszüge aus der Summa Theologiae und der Summe gegen die Heiden es veranschaulichen werden. Der Dominikaner setzt sich dabei intensiv mit dem Werk des Aristoteles auseinander und betont, dass sich Vernunft und Glaube bei der Suche nach Wahrheit nicht widersprechen. Beim Humanisten Nikolaus von Kues wird die Koinzidenz von Kontradiktorischem thematisiert, und nicht zuletzt die Stellung der begrenzten, endlichen, vernünftigen Menschen innerhalb des unendlichen Universums angesprochen.
Am Ende dieses Überblicks über verschiedene Aspekte und Funktionen der Vernunft (unter ihren erkenntnistheoretischen, wahrheitssuchenden, praktischen, beratenden, aber auch metaphysischen Dimensionen) werden die Äusserungen Descartes’ zum Thema herausgearbeitet. Der Gelehrte, der als Vater der Moderne gilt, deutet wiederholt an, dass er seine philosophischen Thesen in Abgrenzung zu früheren scholastischen Denkern entwickelt. Dabei scheint eine Gegenüberstellung einiger seiner Texte mit denjenigen von Ockham, Thomas von Aquin und Nikolaus von Kues, nicht nur Unterschiede, sondern auch gewisse Parallelen erkennen zu lassen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Die Vorlesung versteht sich als Einführung in das philosophische Denken: Die benutzten Texte stehen in deutscher Übersetzung zur Verfügung. Für die schriftliche Prüfung wird eine Auswahl unter den Texten aus der Primärliteraturliste getroffen. Jeder Student/jede Studentin soll die Hauptthesen von 2 ausgewählten Autoren (Thomas von Aquin, Wilhelm von Ockham, Nikolaus von Kues, René Descartes) in ihrem Kontext präzis rekonstruieren können und in einer Synthese kritisch darstellen. Basierend auf diesen Texten sollen auch die eigenen philosophischen Überlegungen zum Thema Platz finden.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36