Universität Wien

180160 SE Leibniz - Theodizee und Anthropodizee (2016S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Leibniz' Philosophie spannt sich angesichts der krassen Übel der Welt zwischen Theodizee und Anthropodizee - also dem Versuch einer Verteidigung nicht nur des Numinosen, sondern des Menschen. Welche Funktion hat dabei die Metaphysik? Welche Rolle spielen die praktisch-gesellschaftlichen Entwürfe? Nach welchen Regulativen wird beides vereinbart? Wie verhalten sich Vernunft und Erfahrung, Logik und Ontologie? Wie sind sein Begriff des Optimums, seine "beste aller möglichen Welten" zu verstehen? Leibniz zielt mit den hier zu diskutierenden Konzeptionen prototypisch und prinzipiell auf gesellschaftliche Konflikte wie auf aktuelle Syndrome des Technik- und Informationszeitalters, das oft mit Destruktivem, Bösartigem, Abgefeimtem, Verfehltem ... konform geht, sei es in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Religion, Wissenschaft. Keineswegs steht er nur für barocke Ingenieursmentalität, Generalwissenschaft und hierarchische Ordnungsmodelle.

Gelesen und interpretiert werden in diesem Seminar ausgewählte Passagen der Theodizee, Monadologie, Vernunftprinzipien der Natur und Gnade, aus den Briefwechseln mit Arnauld und Des Bosses sowie den politischen Schriften und kürzeren philosophischen Texten, außerdem Kants "Misslingen aller philosophischen Versuche ..." und einige Konzeptionen der Anthropodizee bis ins 21. Jahrhundert.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

ACHTUNG!! die Lehrveranstaltung ist 14 tägig

  • Mittwoch 09.03. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 16.03. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 06.04. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 20.04. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 04.05. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 18.05. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 01.06. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 15.06. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock
  • Mittwoch 29.06. 15:00 - 18:15 Hörsaal 3B NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Leibniz' Philosophie spannt sich angesichts der krassen Übel der Welt zwischen Theodizee und Anthropodizee - also dem Versuch einer Verteidigung nicht nur des Numinosen, sondern des Menschen. Welche Funktion hat dabei die Metaphysik? Welche Rolle spielen die praktisch-gesellschaftlichen Entwürfe? Nach welchen Regulativen wird beides vereinbart? Wie verhalten sich Vernunft und Erfahrung, Logik und Ontologie? Wie sind sein Begriff des Optimums, seine "beste aller möglichen Welten" zu verstehen? Leibniz zielt mit den hier zu diskutierenden Konzeptionen prototypisch und prinzipiell auf gesellschaftliche Konflikte wie auf aktuelle Syndrome des Technik- und Informationszeitalters, das oft mit Destruktivem, Bösartigem, Abgefeimtem, Verfehltem ... konform geht, sei es in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Religion, Wissenschaft. Keineswegs steht er nur für barocke Ingenieursmentalität, Generalwissenschaft und hierarchische Ordnungsmodelle.
Gelesen und interpretiert werden in diesem Seminar ausgewählte Passagen der Theodizee, Monadologie, Vernunftprinzipien der Natur und Gnade, aus den Briefwechseln mit Arnauld und Des Bosses sowie den politischen Schriften und kürzeren philosophischen Texten, außerdem Kants "Misslingen aller philosophischen Versuche ..." und einige Konzeptionen der Anthropodizee bis ins 21. Jahrhundert.
Lernziele: Erfassung der Begriffe Anthropodizee und Theodizee; Kenntnis der Hauptbegriffe und -prinzipien von Leibniz' Philosophie, zugleich wichtiger Kernprobleme europäischen Philosophiegeschichte; kritisches Verständnis der Metaphysik im Begründungszusammenhang von theoretischer und praktischer Philosophie, Wissenschaft und Ethik, von Natur-, Geschichts- und Religionsphilosophie; Differenzierung verschiedener Begriffe des Übels bzw. Bösen; Allgemein: Aneignung und Darlegung eines ausgewählten Themas in zusammenhängendem, möglichst konsistentem Gedankengang.
Methode: Genaue Textlektüre und -interpretation. Zu den angegebenen Textstellen/Themen sind Referate als Diskussionsimpulse zu halten, eine vertiefende Darstellung zu 1 ausgewählten Thema (bzw. 3 kürzeren Themen) erfolgt in der schriftlichen Arbeit.
Die Referate samt Thesen (Handout) sind zugleich als Vorstufen zur schriftlichen Arbeit zu verwenden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referate mit schriftl. Handout - Mitarbeit/Diskussion - Schriftliche Arbeit/en.
Bachelorarbeit möglich.
zulässige Hilfsmittel: sachdienliche und legale Textausgaben

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für einen positiven Abschluss sind nötig:
Referate mit schriftl. Handout - Mitarbeit/Diskussion - Seminararbeit. Die Seminararbeit kann durch drei kleinere Arbeiten à 5 Seiten, das sind ausformulierte Handouts mit jeweils 1 Hauptthese, ersetzt werden. Mitarbeit beinhaltet laufende vorbereitende Lektüre der einzelnen Textpassagen.
Der stärkste der drei Bereiche zählt für die Note 50%, die anderen je 25%.
Maßstab für Beurteilung ist primär die eigenständige Darlegung des gewählten Themas (der gewählten Themen) in zusammenhängender Gedankenführung oder Fragerichtung. Zudem ist die Kenntnis der im Seminar besprochenen Grundbegriffe Leibniz' zu dokumentieren.

Prüfungsstoff

Prüfungsimmanente LV, Stoff siehe Inhaltsbeschreibung und Literaturliste (Auswahl); Schwerpunkt liegt auf dem gewählten Referatsthema/den selbstgewählten Referatsthemen.

Literatur

Leibniz, Gottfried Wilhelm: Die Theodizee/Essais de Théodicée. Frz.-Dt. Hrsg. und übers. von Herbert Herring. Darmstadt: WBG 1985 und 2013 bzw. Frankfurt am Main: Suhrkamp (stw ) 1996 u.ö. (= Philosophische Schriften II/1-2). Zu referierende Portionen aus Vorwort, I, II, III und Causa Dei werden im SE angegeben.
-: Vernunftprinzipien der Natur und der Gnade / Principes de la nature et de la grace. Monadologie. Frz.-Dt., übersetzt und hrsg. von Herbert Herring. Hamburg ²1982 (= PhB 253); andere Ausgaben (Ü: U. J. Schneider PhB 537; H. H. Holz; stw 1264)
-: 24 Sätze. In: Die Philosophischen Schriften (Hrsg. C. I. Gerhardt). Hildesheim 1965, Bd. VII, S. 289 ff.; Dass.: Couturat S. 533 ff.; dt. Ü. vorhanden (von W.P., nicht publ.)
-: Der Briefwechsel mit Bartholomäus Des Bosses. Übersetzt, hrsg. und mit einer Einleitung, Anmerkungen und Registern versehen von Cornelius Zehetner. Mit einem Konspekt von Michael Benedikt. Hamburg: Felix Meiner 2007 (= PhB 585): Nr. 89 + Beilage, 99, 103, 109, 114, 125, 130.
-: De jure et justitia (Über Recht und Gerechtigkeit). In: Holz, Hans Heinz: Herr und Knecht bei Leibniz und Hegel. Zur Interpretation der Klassengesellschaft. Neuwied - Berlin: Luchterhand 1968, S. 86-96. Lat. auch in AA VI.4, S. 2837-2841
Kant, Immanuel: Über das Misslingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee [1791]. In: Weischedel VI (= stw XI), S. 105-124
Benedikt, Michael: Anthropodizee. Wien: Turia+Kant 1995, S. 21-47
Holz, Harald: Anthropodizee. Zur Inkarnation von Vernunft in Geschichte. [1982]. Werkausgabe 14, Berlin-Bochum-London-Paris 2009, S. 525-544
Weitere Stellen aus Leibniz; aus N. Berdjajew: Das Problem der Anthropodizee; H. Cohen; H. Blumenberg u.a. Sekundärliteratur werden bei der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Handapparat wird aufgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 5.2, PP 57.3.2, BA 9, UF PP 08

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36