Universität Wien

180162 SE Zur Aktualität der Marxschen Kapitalanalyse (2013W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Achtung!! Die LV entfällt am 11.12.2013 wegen Krankheit!!

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 09.10. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 16.10. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 23.10. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 30.10. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 06.11. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 13.11. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 20.11. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 27.11. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 04.12. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 18.12. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 08.01. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 15.01. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 22.01. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien
  • Mittwoch 29.01. 13:00 - 15:00 Hörsaal 2G, NIG Universitätsstraße 7/Stg. II/2.Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Kapitalverhältnis ist von seiner (Sozial)Geschichte nicht zu trennen. Um seine Geschichte zu verstehen, ist es nützlich, es in Phasen oder Epochen einzuteilen. Insbesondere bieten sich Unterscheidungen anhand des übergreifenden Reproduktionsmodus an. Die Phase der Manufaktur und der großen Maschinerie wurden von Marx selbst analysiert. Die darauf folgenden Epochen des Fordismus sowie des Postfordismus/Neoliberalismus können mit den Marxschen Begriffen in ihren grundlegenden Strukturzusammenhängen erfasst werden. Insofern beantwortet diese von mir favorisierte Lesart auch die Frage nach der Aktualität der Marxschen Philosophie: in ihr finden wir einen - nicht den - ; Schlüssel zum Verständnis auch jener Epochen, deren Analyse von Marx nicht geleistet werden konnte.

Kapitalismus ist ein Herrschaftssystem, das mit anderen Herrschaftssystemen engstens verknüpft, jedoch nicht mit diesen identisch ist. Bei dieser Thematik folge ich unter anderem den Auffassungen von Christine Resch und Heinz Steinert. Haushalt, Betrieb und Staat sind in sich in den Herrschaftsformen von Patriarchat (mit der Herkunft aus der Hauswirtschaft), Disziplin (mit der Herkunft aus der geschlossenen Anstalt) und Bürokratie (mit der Herkunft aus dem Militär) gestaltet. (Resch; Steinert 2011; 29) Die kapitalistische Produktionsweise ist keine Totalität. Insofern steht meine Darstellung in Kontrast zu totalisierenden Interpretationen der Marxschen Philosophie, wie sie meiner Ansicht nach u.a. von Althusser oder Lukács vorgelegt wurde.

Die kapitalistische Produktionsweise ist auf nicht-kapitalistische Verhältnisse angewiesen. Das Kapitalverhältnis ist ein soziales Verhältnis, das von anderen Verhältnissen zu unterscheiden ist. Ich möchte daher auch zeigen, dass die in Anschluss an poststrukturalistische Theorien vertretene Auffassungen, insbesondere im Postoperaismus, von der nicht mehr Geltung grundlegender Unterscheidungen, wie der Unterscheidung von Arbeitszeit und Freizeit, Ausbildungszeit und Arbeitszeit, usw. wohl einiges an den aktuellen Verhältnissen zureichend thematisieren, insgesamt jedoch nicht jene Plausibilität besitzen, die unterstellt wird.

Die grundlegenden Begriffe der Marxschen Kapitalanalyse thematisieren sowohl dingliche Eigenschaften als auch soziale Verhältnisse. Dieses Faktum ist für ein zureichendes Verständnis der Marxschen Philosophie elementar und ich werde der Vermittlung dieser Inhalte besonderes Augenmerk schenken. Bereits die drei Dimensionen des (Tausch)werts, Substanz, Maß und Form, verweisen auf soziale Verhältnisse. Die Substanz des Werts erfordert die gesellschaftlich durchgesetzte universale Arbeitsfähigkeit der Massen, das Maß resultiert auf der gesellschaftlich notwendigen Anteil an der Gesamtarbeit und die Form stellt das Spezifikum der Geschichtlichkeit des Kapitalverhältnisses selbst dar. Ebenso kann die Entwicklung der Darstellung der Kategorien im Marxschen Kapital nur aus dem jeweils unterstellen sozialen Verhältnis verstanden werden.

Die Marxsche Analyse thematisiert durchgehend sowohl die je spezifischen Formen als auch die diese Formen transzendierenden Aspekte der gesellschaftlich hegemonialen Arbeit. Insofern stellt meine Interpretation eine Alternative zu den Auffassungen von Michael Heinrich aber vor allen auch von Moishe Postone dar, die die Geltung der Marxschen Kapitalanalyse strikt auf diese Produktionsweise beschränken wollen – trotz zahlloser damit unvereinbarer Aussagen von Marx. Tatsächlich beruhen die Hoffungen auf Emanzipation und Befreiung, also der gesamte ethische Impuls der Marxschen Philosophie, auf dieser zweifachen Thematisierung. Insbesondere lässt sich der Begriff der Entfremdung nur aus diesem Gegensatz verstehen, was zum Beispiel zu Beginn des fünften Kapitels des ersten Bandes des Kapital von Marx klargestellt wird.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungskontrolle erfolgt durch Mitarbeit sowie durch Abfassung einer schriftlichen Proseminararbeit und - nach Maßgabe der zeitlichen Möglichkeiten - durch mündliche Referate.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Es soll gezeigt werden, dass das Treibende der gesellschaftlich-geschichtlichen Entwicklung das Zusammenspiel von Wertgesetz und Klassengegensatz ist. Sowohl die einseitige Auflösungen in eine ausschließliche Geltung des Wertgesetzes, somit in einen a-subjektiven Objektivismus widerspricht ebenso der Marxschen Auffassung wie eine Auflösung in einen bloß machttheoretisch gefassten politischen (Klassen)gegensatz.

Prüfungsstoff

Diese nicht einfachen Inhalte sollen durch das Wechselspiel von großen Überblicksdarstellungen einerseits und der genauen Lektüre von ausgewählten Textabschnitten andererseits vermittelt werden. Es geht mir vor allem um das Begreifen des Unterschieds zwischen einem analytischen, sozialphilosophischen Herangehen an die gesellschaftliche Wirklichkeit und, im Gegensatz dazu, einer den Formen des Kapitalverhältnis verhafteten Sichtweise.

Literatur

LITERATURANGABEN:
Sigel: MEW = Marx Engels Werke, Berlin 1965

Hanloser, Gerhard; Reitter, Karl (2008) Der bewegte Marx. Eine einführende Kritik des Zirkulationsmarxismus, Münster
Harvey, David (2011) Das Kapital lesen, Hamburg
Kraft, Stefan; Reitter, Karl (2007) Der junge Marx, Philosophische Schriften, Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen, Wien
Marx, Karl, (MEW 1) Zur Judenfrage, Seite 347-377
Marx, Karl, (MEW 1) Kritische Randglossen zu dem Artikel »Der König von Preußen und die Sozialreform. Von einem Preußen«, Seite 392-409
Marx, Karl, (MEW 23) Das Kapital, Band 1
Marx, Karl, (MEW 24) Das Kapital, Band 2
Marx, Karl, (MEW 25) Das Kapital, Band 3
Marx, Karl, (MEW 42) Einleitung zu den Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie, Seite 15 - 46)
Marx, Karl, (MEW 42) Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Seite 47 - 770
Reitter, Karl (2011) Prozesse der Befreiung. Marx, Spinoza und die Bedingungen eines freien Gemeinwesens, Münster
Resch, Christine; Steinert, Heinz; (2011) Kapitalismus: Portrait einer Produktionsweise, Münster

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 6.3, PP 57.3.6, HPS (alt) M1.1, HPS (neu) M1.1, M1.3

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36