Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

180164 SE Ethik in der Psychoanalyse (2015S)

Menschenwürde und Menschenrechte

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch findet im SS 2015 am Dienstag 18:30-19:30 und nach Vereinbarung im Institut für Philosophie, NIG, 2. Stock, Zimmer C0215 statt.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 10.03. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 17.03. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 24.03. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 14.04. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 21.04. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 28.04. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 05.05. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 12.05. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 19.05. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 02.06. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 09.06. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 16.06. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 23.06. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock
  • Dienstag 30.06. 13:15 - 15:00 Hörsaal 3F NIG 3.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Teilnahme am Teil 2 der LV setzt die Teilnahme am Teil 1 der LV (WS 2014 15) nicht voraus. Der zweite Teil der LV widmet sich einer Einführung in die Ethik der Psychoanalyse und in deren Beziehung zur Menschenwürde und zu den Menschenrechten. Die Ethik der psychoanalytischen Behandlung ist eine Berufsethik, die auf der psychoanalytischen Behandlungstechnik gegründet ist und das ethische Verhalten der PsychoanalytikerIn durch Neutralität, Abstinenz und Vertraulichkeit definiert. Zur Annäherung zur Behandlungstechnik der Psychoanalyse (Etablierung des Settings und Handhabung des Prozesses) bieten Freuds Schriften den Ausgangspunkt der Grundlagen der psychoanalytischen Technik. Im klassischen Text Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung (Freud 1912 e) und in der Artikelreihe Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse I, II und III definierte Freud den analytischen Vertrag in Zur Einleitung der Behandlung (Freud 1913 c), den analytischen Prozess in Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten(Freud 1914 g) und die möglichen Grenzüberschreitungen in Bemerkungen über die Übertragungsliebe (Freud 1915 a [1914]), wie sie noch heute verstanden werden. Die Zusammengehörigkeit von Ethik und psychoanalytischer Behandlungstechnik ist seit Freud allgemein bekannt (Canestri 2001, S. 194; Etchegoyen 1991, S. 11). In diesem Sinn ist die angemessene Behandlungstechnik auch berufsethisch. Als zentral erweist die Frage der Wahrnehmung und des Gebrauchs der Antwort der AnalytikerIn auf die Übertragung der AnalysandIn, also der Gegenübertragung. Der Umgang mit dem Setting bes. bei Grenzsituationen wird auch mit Hilfe von Fallvignetten zur Diskussion gestellt. Aus dem Ethics Case Book of the American Psychoanalytic Association (2007) werden einige Fallgeschichten insbesondere zum Thema Distanz und Vertraulichkeit für die gemeinsame Diskussion vorgestellt. Zum Schwerpunkt von ethischen Grenzüberschreitungen werden ausgewählte klinische Fälle der Technik aus dem Buch von Gabbard und Wilkinson herangezogen (Gabbard und Wilkinson 1994). Die Frage der psychoanalytischen Ethik ist jedoch nicht nur die technische Frage der Behandlung lege artis. Ausgehend von der berufsethischen Fragestellung eröffnet sich das Thema der Grenzüberschreitungen und -verletzungen in intersubjektiven Beziehungen im Allgemeinen (z. B. in der Erziehung, in der Ausbildung, in klinischen bzw. empirischen Forschungen mit PatientInnen bzw. ProbandInnen) und es stellt sich die Frage nach ihren ethischen und psychopathologischen Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Fragen der Menschenwürde und Menschenrechte.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung: Der Zeugniserwerb erfolgt durch kurze Impulsreferate zur ausgewählten Literatur (Auszüge), durch aktive Teilnahme an der gemeinsamen Besprechung der Gedankenexperimente und der Kasuistik, der Literatur sowie der weiterführenden Literatur und durch ein schriftliches abschließendes Kurzreferat.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV zielt darauf ab, die Studierenden in die Grundlagen der Ethik in der Psychoanalyse mit ihrer Beziehung zur Menschenwürde und zu den Menschenrechten einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen. Da insbesondere Bereiche an der Schnittstelle zwischen Ethik und Psychoanalyse behandelt werden, nähert sich die LV dem Erfahrungsbereich der Studierenden und zielt darauf ab, ihn zu erweitern.

Prüfungsstoff

E-Learning wird vorbereitet. Die Lehrveranstaltung wird als SE angeboten. Die SE-Einheit wird durch eine multimediale Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.) eingeführt. Die Studierenden werden ermutigt, selbst eigene kurze (multimediale) Impulsreferate vorzubereiten, um die anschließende Diskussion anzuregen. Auch über Gedankenexperimente und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Literatur

In der vorliegenden Literaturliste werden bei Sigmund Freud die Werke aus: Freud, S. Gesammelte Werke. Bde. 1-17. London: Imago Publishing 1940-52 (seit 1960: Frankfurt am Main: Fischer); Bd. 18 und Nachtragsbd. Frankfurt am Main: Fischer 1968 und 1987 sowie die Jahresangaben seiner Publikationen werden aus der Bibliographie in: Meyer-Palmedo, I. und Fichtner, G., Hg. (1989). Freud-Bibliographie mit Werkkonkordanz. Frankfurt am Main: Fischer, S. 15-90 entnommen.

Bieri, P. (2013). Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde. München: Hanser.
Canestri, J. (2001). Feuerlärm: Überlegungen zur Übertragungsliebe. In Über Freuds Bemerkungen über die Übertragungsliebe, hg. E. Spector Person, A. Hagelin und P. Fonagy. Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog. S. 183-204.
Dewald, P.A. und Clark, R.W. (2007). Ethics Case Book of the American Psychoanalytic Association. New York: APsaA Press.
Etchegoyen, R. H. (1991). The Fundamentals of Psychoanalytic Technique. London und New York: Karnac Books.
Freud, S. (1915a [1914]). Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse (III). Bemerkungen über die Übertragungsliebe. GW 10: 306-321 [nachgedruckt in: Über Freuds Bemerkungen über die Übertragungsliebe, hg. E. Spector Person, A. Hagelin und P. Fonagy. Stuttgart: frommann-holzboog. S. 29-40].
Freud, S. (1912 e). Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung. GW 8: 376-387.
Freud, S. (1913 c). Zur Einleitung der Behandlung. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse I. GW 8: 454-478.
Freud, S. (1914 g). Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse II. GW 10: 126-136.
Freud, S. (1915 a [1914]). Bemerkungen über die Übertragungsliebe. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse III. GW 10: 306-321.
Gabbard, G. O. und Wilkinson, S. M. (1994). Management of Countertransference with Borderline Patients. Washington: American Psychiatric Press.
Gabbard, G.O. & Lester, E. P. (2003 [1995]). Boundaries and Boundary Violations in Psychoanalysis. Washington & London: American Psychiatric Press.
Giampieri-Deutsch (1995). Ferenczis Beitrag zur Theorie des psychoanalytischen Prozesses. Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis 10: 259-291.
Giampieri-Deutsch, P. (2007). Rezension zu Akeret, R.U. (2005). Eine Couch auf Reisen. Ein Psychoanalytiker trifft ehemalige Patientin ein halbes Leben später. Gießen: Imago. Psychosozial Verlag. Erschienen in Psychologie in Österreich 27: 204-207.
Joas, H. (2011). Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte. Berlin: Suhrkamp.
Meissner, W. W. (2003). The Ethical Dimension of Psychotherapy: A Dialogue. Albany: State University Press.
Sandkühler, H.-J. (2013). Menschenwürde und Menschenrechte. Über die Verletzbarkeit und den Schutz der Menschen. Freiburg und München. Verlag Karl Alber.
Tauber, A. I (2005). Patient Autonomy and the Ethics of Responsability. Cambridge: MIT Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 6.2, PP57.3.4, UF PP BA 09

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36