Universität Wien

180164 VO-L Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte der Forschung in der Psychoanalyse. Teil 1 (2022W)

Erste Forschungsversuche

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Im Wintersemester 2022/23 findet die Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch ab Montag 17.10.2022 nach Voranmeldung und Vereinbarung telefonisch oder im Raum A0307, beim Haupteingang des Instituts für Philosophie rechts, NIG, 3. Stock statt.

  • Montag 17.10. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 24.10. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 31.10. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 07.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 14.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 21.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 28.11. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 05.12. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 12.12. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 09.01. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 16.01. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 23.01. 13:15 - 14:45 Digital
  • Montag 30.01. 13:15 - 14:45 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

LV-Ziele: Die zweiteilige LV zielt darauf ab, die Studierenden in die Geschichte und in das kritische Verhältnis der Wissenschaftsphilosophie zu den Behandlungs- und Forschungsmethodologien der Psychoanalyse einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige fachübergreifende Forschung fruchtbar einsetzen.

LV-Inhalte: Die Teilnahme am Teil 1 der LV im Wintersemester 2022/23 setzt die weitere Teilnahme am Teil 2 der LV im Sommersemester 2023 nicht voraus.
Die LV wird sich mit für den Austausch mit den anderen Wissenschaften zentralen Stellungnahmen der Wissenschaftsphilosophie zur Psychoanalyse befassen. Es wird in einem ersten Schritt erläutert, dass die spezifische Forschung der Psychoanalyse nicht nur nach außen hin, also gegenüber der Wissenschaftsphilosophie wie auch der Öffentlichkeit und den Versicherungsträgern, sondern unerwarteterweise auch nach innen in der psychoanalytic community selbst weitgehend unbekannt geblieben ist. In der Folge wird die LV aufzeigen, dass gerade die Berücksichtigung der breitgefächerten Forschungsgeschichte der Psychoanalyse für ein vortreffliches wissenschaftsphilosophisches Verständnis der Disziplin unerlässlich ist.
Es wird in den Mittelpunkt gestellt, dass es weder im Bezugsrahmen der tradierten Dilthey‘schen Dichotomie von Natur- und Geisteswissenschaften noch im Rahmen der Theorie der Einheit der Wissenschaft genügend Ansatzpunkte gibt, sich der Psychoanalyse - und anderen Gesundheitswissenschaften - wissenschaftsphilosophisch anzunähern und dass erst die Jerry Fodor’sche Theorie der Spezialwissenschaften wissenschaftsphilosophische Untersuchungen ermöglicht, die der spezifischen Beschaffenheit der Disziplin gerecht werden. Denn erst eine eingehende wissenschaftsphilosophische Einschätzung der Psychoanalyse wird es wiederum erlauben, einen ausgewogenen zweiten Blick auf die Wissenschaftsgeschichte der Psychoanalyse zu richten.
Obwohl die Philosoph*innen rund um den Wiener Kreis und dessen Umfeld die Psychoanalyse aufmerksam rezipierten, war die Annäherung an die Psychoanalyse seitens Wissenschaftsphilosophen wie Karl Popper und Ernest Nagel von Unverständnis geprägt, sodass sie ihr in ihren Stellungnahmen gänzlich den Status einer Wissenschaft absprachen.
Die kritischen Einwände des Wissenschaftsphilosophen Adolf Grünbaum und seiner Nachfolge - wie z. B. Edward Erwin und Malcom Macmillian - gegen die Methode der klinischen Fallstudie wurden von der Psychoanalyse gründlich rezipiert. Auf der Ebene der Psychoanalyse als Therapie konnte Grünbaum die Unumgänglichkeit eines Weges über die extraklinische Forschung verständlich machen, um die Wirksamkeit der Psychoanalyse als Behandlungsmethode zu belegen, und trug somit zur Intensivierung der Psychotherapie-Forschung, insbesondere der Ergebnisstudien der psychoanalytischen Behandlung bei. Freuds Verständnis nach bildet die Psychoanalyse jedoch nicht nur eine psychotherapeutische Behandlungsform, sondern sie bietet auf einer zweiten Ebene auch eine allgemeine Theorie des Geistes an. Eine früh entstandene Tradition und eine zunehmende Anzahl interdisziplinärer experimenteller psychoanalytischer Studien wenden sich der Überprüfung der theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse sowie der psychodynamischen Modelle des Geistes zu, welche in diesem Teil 1 der VO-L einführend vorgestellt und im Teil 2 tiefgehend besprochen werden. Des Weiteren bietet die Psychoanalyse auf einer dritten Ebene eine Untersuchungsmethode der bewussten und nicht-bewussten subjektiven und intersubjektiven Erfahrung im Rahmen des psychoanalytischen Prozesses zwischen Psychoanalytiker*in und Analysand*in an, die von Grünbaum mehr als Schwachstelle möglicher wissenschaftlicher Untersuchungen denn als neues Forschungsfeld eingeschätzt wurde. Denn die subjektiven und intersubjektiven Erfahrungen erschienen Grünbaum als eine durch Suggestion “kontaminierte” Quelle klinischer Daten, die durch extraklinische Daten aus der empirischen Forschung zu ersetzten sind.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

LV-Methode: Die VO-L wird wöchentlich digital als Videokonferenz über Zoom (Moodle) abgehalten und durch die Lektüre von Texten, die auf Moodle hochgeladen sind, begleitet.

LV-Art der Leistungskontrolle: Digitale schriftliche Online Prüfung im Open-Book-Format.
1. Prüfungstermin: Montag 30.01.2023
Die weiteren drei Termine der digitalen schriftlichen Online Prüfung im Open-Book-Format im Sommersemester 2023 werden bekanntgegeben.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

LV-Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab:
LV-Mindestanforderungen: Vorbereitung des Prüfungsstoffs der VO-L mittels der Materialien, welche auf Moodle hochgeladen sind. Teilnahme an der digitalen schriftlichen Online Prüfung.

Modalität der digitalen schriftlichen Online Prüfung: Es werden fünf (5) Fragen zu beantworten sein. Die Fragen, welche in Essays (= ein Essay bedeutet hier ein kurzer Text) im Ausmaß von etwa 200 Wörtern (eine halbe bis ganze Seite) zu beantworten sind, zielen auf das Verständnis des Unterrichtsstoffes, insbesondere auf das Erklären von Sachverhalten und Zusammenhängen. In der digitalen schriftlichen Online Prüfungen mit offenen Fragen im Open-Book-Format wird ein Prüfungsbogen zum Download verwendet, das heißt, Sie können zur Prüfung die Literatur der Lehrveranstaltung verwenden.

LV-Beurteilungsmaßstab: Die Gesamtleistung der digitalen schriftlichen Online Prüfung wird mit der fünfteiligen Notenskala: sehr gut (1), gut (2), befriedigend (3), genügend (4) bzw. nicht genügend (5) beurteilt. Die Studierenden können ein Feedback über ihre laufenden Leistungen erhalten.

Prüfungsstoff

LV-Prüfungsstoff: Das Prüfungsverzeichnis ist eine Kurzliste aus der Gesamtliteratur der wöchentlichen, digitalen VO-L, welche auf Moodle hochgeladen wird.

Literatur

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Erwin, E. (1996). A Final Accounting. Philosophical and Empirical Issues in Freudian Psychology. Cambridge, MA: MIT Press.
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Fisher, S. und Greenberg, R.P. (1985). The Scientific Credibility of Freud´s Theories and Therapy. New York: Columbia University Press.
Fisher, S. und Greenberg, R.P. (1996). Freud Scientifically Reappraised: Testing the Theories and Therapy. New York: Wiley.
Fisher, S. und Greenberg, R.P. (2002). Scientific Tests of Freud´s Theories and Therapy. In The Freud Encyclopaedia, hg. E. Erwin. Routledge: New York, (Nachdruck London, S. 509-514.
Fodor, J. (1975). Special sciences, or the disunity of science as a working hypothesis. In The Language of the Thought. New York: Crowell, S. 9-25.
Fodor, J. (1997). Special sciences: Still autonomous after all these years. Noûs 31: 149-163.
Freud, S. (1933a [1932]). 35. Vorlesung. Über eine Weltanschauung. Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW 15, 170-197.
Frenkel-Brunswik, E. (1954). Psychoanalysis and the Unity of Science. Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences 80 (4): 271-350.
Green, A. (1996a). Welche Forschung für die Psychoanalyse? International Psychoanalysis. The Newsletter of the IPA 5 (1): 10-14.
Green, A. (1996b). Antwort auf Robert S. Wallerstein. International Psychoanalysis. The Newsletter of the IPA 5 (1): 18-21.
Grünbaum, A. (1984). Die Grundlagen der Psychoanalyse. Eine philosophische Kritik. Stuttgart: Reclam 1988.
Grünbaum, A. (1991). Eine zusammenfassende Darstellung von ‚Die Grundlagen der Psychoanalyse. Eine philosophische Kritik.‘ In Kritische Betrachtungen zur Psychoanalyse, hg. A. Grünbaum. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, S. 3-31.
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Giampieri-Deutsch, P. (2019). Das Problem des Fremdpsychischen: Wittgensteins Beitrag und die wissenschaftliche Forschung, insbesondere der Psychoanalyse. Bollettino Filosofico 34: 90-110.
Giampieri-Deutsch, P. (2020b). Die Relevanz der Wissenschaftsgeschichte für die Wissenschaftsphilosophie der Psychoanalyse. In Wozu Wissenschaftsgeschichte? , hg. H. Hunger. Bd. 16. Wien: Verlag der ÖAW.
Hartmann, H. (1959). Psychoanalysis as a scientific theory. In Psychoanalysis, Scientific Method, and Philosophy. New York: New York University Press.
Macmillian, M. (1997). Freud Evaluated. Cambridge, MA: MI

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 11.05.2023 11:27