180175 SE Theodor W. Adorno: Philosophie der neuen Musik (2024S)

Adornos Philosophie der neuen Musik enthält seine gesamte Ästhetik und auch Philosophie, wie sie sich nach 1945 entfaltet. Das geschieht eher essayistisch-kritisch als systematisch ‒ als Exkurs zur gemeinsam mit Max Horkheimer verfassten "Dialektik der Aufklärung", der Grundlagenschrift der Kritischen Theorie oder Frankfurter Schule, die wie Adornos Musikphilosophie in den späten 1940er Jahren erschien. Wie dort verschmilzt Adorno philosophische Elemente des Neomarxismus, Hegels, Kants, Freuds, Leibniz', der Phänomenologie, Philosophischen Anthropologie, nun zusammen mit Geschichte auch der älteren (Vor-1900-)Musik, mit Musiktheorie und vor allem Musikkritik, immer im Blick auf eine sozial engagierte Musik und Kunst und deren Theorie, die ihre Erkenntnisse stark aus empirischen Befunden einer Sozialwissenschaft zieht, wie sie sich aus der Transformation der Philosophie nach 1900 begreift. Das macht es schwierig, zumal der Text sehr komprimiert und voraussetzungsreich ist. Wir werden die 'wichtigen' Strecken der zweihundert Seiten, gut vorbereitet durch Ihre schriftlichen Zusammenfassungen vor den jeweils betreffenden Einheiten, vor Ort gemeinsam lesen, immer mit schriftlich im voraus von Ihnen verfassten und übermittelten Einstiegsreferaten. Wir werden uns über unsere Erfahrungen mit dieser speziellen philosophischen Lektüre austauschen. Ziel ist, die musik- und generell (kunst-)philosophische Struktur von Adornos Ansatz herauszulesen und herauszulösen. In den Einheiten im Juni werden wir die Frage nach der Brauchbarkeit dieser Struktur für uns heute diskutieren sowie Fragen, die sich im Lauf der Wochen ansammeln. Dazu sollen Sie kleine Forschungsfragen und Bibliographien in Form kurzer Impulsreferate vorstellen. Ich werde immer wieder einmal Kontexte einbringen. Sie müssen bereit sein, sich die Begriffe der abendländischen Musik anzueignen (wenn nicht schon geschehen) und die von Adorno um- und bekämpfte Musik zu hören, insbesondere die Musik Schönbergs und Strawinskys, etwa op. 17 und op. 26 via http://schoenberg.at/index.php/de/schoenberg/kompositionen und 46:47ff. und 1:21:57ff. von https://www.arte.tv/de/videos/112884-000-A/die-drei-grossen-ballette-von-strawinsky/ ‒ siehe dazu alle musikalischen Referenzen Adornos aufgelistet in https://homepage.univie.ac.at/peter.mahr/2024.1.html und https://homepage.univie.ac.at/peter.mahr/2024.2.html . Ich hoffe, dass klar wird, warum das heuer im August 75 Jahre alt werdende Buch vergangenen November bei der Wiener 100-Jahres-Tagung der IGNM über heutige Tendenzen der Musik lebhaft zur Sprache kam.