Universität Wien

180176 VO-L Das Erkenntnisproblem der Quantenphysik (2020W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Literatur 12.10.2020
- Heisenberg: Über den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik
- Bohr: The Quantum Postulate and the Recent Development of Atomic Theory

Literatur 19.10.2020
- Schinckus: From Cubist Simultaneity to Quantum Complementarity
- Capello: Science as Story
- Mairhofer: »mit der feuerzange« – Brechts Kaukasischer Kreidekreis und das Messproblem der Quantenphysik

Literatur 09.11.2020
- Reichenbach: Faculty Research Lecture
- Gigerenzer: The probabilistic revolution in physics
- Mairhofer: "Die Spieler die wir sind" – zu einer Denkfigur im Kaukasischen Kreidekreis

Literatur 16.11.2020
- Cushing: Philosophical Concepts in Physics, Kapitel 19 & 20
- Held: Die Struktur der Quantenmechanik

Literatur 23.11.2020
- Schrödinger: Die gegenwaertige Situation in der Quantenmechanik
- de Broglie: The wave nature of the electron

Literatur 30.11.2020
- Einstein, Podolsky & Rosen: Can Quantum-Mechanical Description of Physical Reality Be Considered Complete' ?
- Bell: Bertlmann's socks and the nature of reality
- Cushing: Philosophical Concepts in Physics, Kapitel 21 & 22

Literatur 07.12.2020
- Esfeld: Das Meßproblem der Quantenmechanik heute
- Ananthaswamy: Through two doors at once, Kapitel 6 & 8
- Cushing: Philosophical Concepts in Physics, Kapitel 23

Literatur 14.12.2020
- Reichenbach: Philosophic Foundations of Quantum Mechanics, §28-§34
- von Weizsäcker: Aufbau der Physik, Kapitel 6 Quantenlogik
- Rodríguez: Lógica Aimara trivalente

Literatur 11.01.2021
- Merleau-Ponty: Nature, Kapitel: Classical and modern physics
- Bachelard: Epistemologie, Kapitel Epistemologie der Physik
- Berghofer: Scientific perspectivism in the phenomenological tradition

Literatur 18.01.2021
- van Fraassen: Critique of the Standard interpretation
- Hacking: Representing and Intervening, Kapitel 1

Literatur 25.01.2021
- Barad: Nature's Queer Performativity
- Kirby: Quantum Anthropologies, Kapitel 1

Montag 12.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 19.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 09.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 16.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 23.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 30.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 07.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 14.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 11.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 18.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7
Montag 25.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 42 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

UPDATE COVID-19, 5. November 2020: Die Lehrveranstaltung wird entsprechend der Verordnung über den 2. Lockdown auf Fernlehre umgestellt. Wir werden das gesamte weitere Semester in Fernlehre durchführen.

Im moodle wie auch hier im Vorlesungsverzeichnis wird zu den einzelnen Terminen der link zur jeweiligen Sitzung bekanntgegeben.

WICHTIGER HINWEIS zu COVID-19: Derzeit ist geplant, die Vorlesung in Präsenzlehre abzuhalten. Nach Möglichkeit werden die Vorlesungen als Audio-Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt. Auf jeden Fall wird die LV durch einen gut aufbereiteten moodle-Kurs unterstützt. Damit soll Studierenden eine Teilnahme auch ohne Anwesenheit möglich sein.

Im Fall einer erneuten Eskalation der Pandemie im Herbst wird die Vorlesung als Live-Stream erfolgen.

Der Leiter der LV hat bereits einige Erfahrung mit Fernlehre gesammelt.

Bitte melden Sie sich an, um Zugriff auf den moodle-Kurs zu erhalten.

Lernziele

Die Quantenphysik wirft eine ganze Reihe erkenntnistheoretischer Probleme auf. Diese Vorlesung gibt eine Einführung in die Fragestellungen wie auch in den physikalischen Hintergrund, so dass die Studierenden selbständig in der Lage sind, relevante Primärquellen zu erarbeiten und interpretieren.

Inhalt, Methode

Mit der Entwicklung der Quantenmechanik geraten Grundannahmen der klassischen Physik in eine Krise: Die Kontinuität der untersuchten Vorgänge und ihr strikter kausaler Zusammenhang, die Anschaulichkeit der Theorie und die Individualität der Objekte, welche sie beschreibt. Die Fragen betreffen auch die Philosophie insbesondere Kants, dessen System gerade die Denkmöglichkeit wie Allgemeingültigkeit der klassischen Mechanik begründen sollte. Diese metaphysische Dimension wurde im Zug der Entwicklung der Quantenmechanik sehr bald in zahlreichen Metaphorisierungen und Gedankenexperimenten verhandelt. Dies erlaubt es, die philosophischen Probleme der neuen Physik weitgehend ohne den mathematischen Formalismus zu diskutieren, ohne sich auf den waghalsigen Versuch einzulassen, die Quantenmechanik anschaulich darzustellen. Anhand des Heisenbergschen Mikroskops (1927) wird die Unschärferelation eingeführt und das Problem der Kausalität in der Quantenmechanik angesprochen.

Bohr unterscheidet die quantenmechanische Sprache von der Alltagssprache. Er hält fest, dass wir die komplementären Vorgänge auf der mikrophysikalischen Ebene stets in eine eindeutige, allgemein verständliche Sprache übersetzen müssen. Bohrs Ansatz kann sprachphilosophisch im Sinne von Wittgensteins Modellbegriff gedeutet werden: Physikalische Begriffe erhalten ihre Bedeutung in der Praxis, in welcher sie auf die Wirklichkeit bezogen werden. Widersprüchliche Bedeutungen ergeben sich aus der Komplementarität der experimentellen Verfahren, welche ihnen entsprechen. Die Beschreibung der Objektebene erfordert eine mehrwertige Logik, um Aussagen zu formulieren, in denen das Dritte nicht ausgeschlossen sondern als Möglichkeit mitgedacht ist. Dazu haben von Neumann, Reichenbach und Weizsäcker unterschiedliche Ansätze einer dreiwertigen Logik entwickelt.

Ein Blick in die Geschichte der Quantenmechanik zeigt, dass ihr Aufstieg im Rahmens eines viel weitreichenderen Umbruchs der Beziehung zwischen Beobachter*in und Beobachtetem stattfand. Dieser Umbruch betraf nicht nur die Naturwissenschaften, sondern auch die Künste und die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Passive Betrachtung wird zu aktive Beobachtung und Fakten erweisen sich als experimentell erzeugt statt von Natur gegeben. Diese Verschiebung wurde zunächst in den Bildenden Künsten sichtbar. Auch in den Sozialwissenschaften werden sich die Forscher*innen bewusst, dass ihre blosse Anwesenheit das Verhalten der Subjekte ändert, welches sie untersuchen möchten. In der Soziologie modelliert die Gestalttheorie die Beziehung zwischen Individuen analog zu physikalischen Feldern. Noch deutlicher wird der Einfluss der Beobachtung auf ihr Ergebnis in der Anthropologie.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungskontrolle besteht aus zwei Komponenten.

Einerseits verfassen die Studierenden zwei kurze schriftliche Kommentare (3 Seiten/5000 Zeichen inklusive Leerzeichen) zu zwei selbstgewählten Texten aus der Literaturliste. Diese Kommentare sind BIS JEWEILS FREITAG 23:59 VOR DER VORLESUNG welcher der Text zugeordnet ist, abzugeben. Dies hat den Zweck, dass in der Vorlesung dann offene Fragen aus den Kommentaren besprochen werden können.

Zweitens findet am Ende des Semesters eine Prüfung statt zu zwei Fragen statt, die thematisch voneinander unabhängig sind. Diese ist als mündliche Prüfung vorgesehen. Falls die weitere Entwicklung der aktuellen Pandemie dies nicht zulässt, wird die Prüfung aber in Form einer schriftlichen Arbeit zu den beiden Fragen erfolgen. Diese schriftliche Arbeit hat einen Umfang von etwa 12.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, wird von den Studierenden in eigenständiger Arbeit verfasst und ist bis zu einer festgesetzten Deadline abzugeben.

Alle mündlichen und schriftlichen Teilleistungen können je nach Wunsch der/des Studierenden in deutscher oder englischer Sprache erfolgen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Beurteilungsmaßstab:

Die Kommentare werden nach folgenden Kriterien beurteilt:
- Wurde der diskutierte Text inhaltlich verstanden?
- Wurde die Fragestellung des Texts, die These und die grundlegende Argumentationslinie richtig dargestellt?
- Wurde eine gerechtfertigte Kritik am Text oder eine spannende Fragestellung aus dem Text heraus entwickelt?

Bei der Abschlussprüfung werden die Antworten nach folgenden Kriterien beurteilt:
- Vollständigkeit, Korrektheit, Entwicklung eigenständiger Gedanken zum Thema

Beide Komponenten der Leistungskontrolle (Kommentare, Prüfung) tragen zu je 50% zur Gesamtnote bei. Beide Teilleistungen müssen positiv abgeschlossen werden, um eine positive Gesamtnote zu erlangen.

Mindestanforderungen:

Werden weniger als zwei Kommentare fristgerecht abgegeben, ist diese Teilleistung negativ.

Falls die abschliessende Prüfung in Form einer schriftlichen Arbeit erfolgt, muss diese bis zur festgelegten Deadline eingereicht werden - andernfalls ist diese Teilleistung negativ.

Alle abgegenen schriftlichen Teilleistungen müssen die Grundregeln des wissenschaftlichen Arbeits befolgen, um positiv zu sein. Mit der Anmeldung zur Lehrveranstaltung bzw. mit der Abgabe einer schriftlichen Leistung erklären sich die Studierenden grundsätzlich damit einverstanden, dass von ihnen eingereichte Arbeiten einer automationsgestützten Plagiatsprüfung (turnitin) unterzogen werden können.

Prüfungsstoff

Der Prüfungsstoff umfasst den Vortrag der Vorlesung sowie die Literatur zu den jeweiligen Vorlesungseinheiten

Literatur

siehe Anmerkungen zu den Terminen

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18