Universität Wien

180178 VO-L Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse. Teil 1 (2014W)

Von der historischen bis zur gegenwärtigen Debatte

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

Sprechstunde von Univ.-Prof. Dr. Patrizia Giampieri-Deutsch im WS 2014/15: Dienstag nach Vereinbarung 12:00-13:00 oder 20:00-21:00, Institut für Philosophie, NIG, 2. Stock, Zimmer C0215.

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 14.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 21.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 28.10. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 04.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 11.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 18.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 25.11. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 02.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 09.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 16.12. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 13.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 20.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien
Dienstag 27.01. 15:00 - 16:30 Hörsaal 3D, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/3. Stock, 1010 Wien

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die zweiteilige LV wird die Studierenden in Bereiche an der Schnittstelle zwischen Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse einführen. Die VO-L führt in das kritische Verhältnis zwischen Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse ein. Die frühe Rezeption der PhilosophInnen rund um den Wiener Kreis und dessen Umfeld zeugt von einem lebhaften Interesse an Freud und an der Psychoanalyse. Jedoch war die Annäherung zur Psychoanalyse seitens Wissenschaftsphilosophen wie Karl Popper und Ernest Nagel von Unverständnis geprägt, so dass ihre Stellungsnahmen der Psychoanalyse gänzlich den Status einer Wissenschaft absprachen. Die langjährigen kritischen Auseinandersetzungen des Wissenschaftsphilosophen Adolf Grünbaum mit der Psychoanalyse, wurden von den PsychoanalytikerInnen gründlich rezipiert. Im Laufe der VO-L werden weiters die Studien der Nachfolge Grünbaums, wie jene von Edward Erwin und von Malcom Macmillian, berücksichtigt.
Nach Freuds Verständnis stellte die Psychoanalyse nicht nur eine psychotherapeutische Behandlungsform dar, sondern sowohl eine Theorie des Geistes wie auch eine eigene Untersuchungsmethode. Auf einer ersten Ebene der Psychoanalyse als Psychotherapie, konnte Grünbaum, um ihre Wirksamkeit als Behandlung zu beweisen, die Unumgänglichkeit des Weges durch die extraklinische Forschung der Psychoanalyse verständlich machen und trug somit zu Intensivierung der Ergebnisstudien der psychoanalytischen Behandlung bei. Nach Freuds Verständnis ist die Psychoanalyse jedoch kaum auf eine psychotherapeutische Behandlungsform reduzierbar, bietet sie doch auf einer zweiten Ebene eine allgemeine Theorie des Geistes an. Eine zunehmende Anzahl interdisziplinärer experimenteller psychoanalytischer Studien wenden sich der Überprüfung der theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse zu, die in Teil 1 der VO-L angeführt werden und in Teil 2 in aller Ausführlichkeit verbreitet werden. Auf einer dritten Ebene bietet die Psychoanalyse eine Untersuchungsmethode der subjektiven und intersubjektiven Erfahrung im Rahmen des psychoanalytischen Prozesses zwischen PsychoanalytikerIn und AnalysandIn an, die von Grünbaum eher als die Schwachstelle möglicher Untersuchungen eingeschätzt wurde. Diese subjektiven und intersubjektiven Erfahrungen erschienen Grünbaum als eine durch Suggestion kontaminierte - also nicht verlässliche - Quelle klinischer Daten. Die gegenwärtigen Studien zur sozialen Kognition und Empathie ermöglichen bei diesen interaktiven subjektiven und intersubjektiven Prozessen die Frage, ob diese als suggestive oder eher als empathische Vorgänge begriffen und untersucht werden können. Die Teilnahme an Teil 1 der LV setzt die Teilnahme an Teil 2 der LV (SS 2015) nicht voraus.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die LV zielt darauf ab, die Studierenden der Philosophie in die Geschichte und in die gegenwärtige Auseinandersetzung zwischen Philosophie der Wissenschaft und Psychoanalyse einzuführen. Die Studierenden können das für ihre zukünftige interdisziplinäre Forschung fruchtbar einsetzen.

Prüfungsstoff

E-Learning wird vorbereitet. Die Lehrveranstaltung wird als VO-L mit anschließender Diskussion angeboten. Die VO-L Einheit entfaltet sich anhand einer multimedialen Präsentation der Materialien (inklusive Filme, Videos, Tonbänder u.a.). Die Studierenden werden ermutigt, sich an der anschließende Diskussion zu beteiligen. Auch an Gedankenexperimenten und Kasuistik wird gearbeitet, um eine bessere Verarbeitung und vertieftes Verständnis der interdisziplinären Materialien zu ermöglichen.

Literatur

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Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M 15, BA M11 + EC 192 Pflichtmodul

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36